Chemische Fabrik, Schamottewaren und Mosaikplatten-Fabrik Otto Kauffmann
Die Chemische Fabrik, Schamottewaren und Mosaikplatten-Fabrik von Otto Kauffmann war eine der ersten großen Fabrikanlagen im Dresdner Osten, nachdem der Vorort seit 1848 an die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn angeschlossen wurde. Die Produktpalette reichte von chemischen Rohstoffen für die Papierfabrikation über Schamotte & Façonsteinen bis hin zu Steinzeug-Röhren und Viehtrögen. In der letzten Ausbaustufe fertigte das Unternehmen maschinell Fliesen und die damals sehr angesagten Mosaik-Platten für ganz Sachsen. Letztere sind bis heute im Dresdner Stadtbild nachweisbar.
[Bearbeiten] Gründung des Unternehmens
Otto Kaufmann (* 25. Januar 1845 in Hohleborn; † 21. September 1900 in Dresden), Sohn einer Papierfabrikantenfamilie aus Schmalkalden, begann nach Besuch von Dorf- und Realschule zunächst mit einer Lehre in einem Eisenwarengeschäft, stieg aber nach verschiedenen Praktika bald in das Fach der Papierfabrikation in einer Dresdner Papierfabrik ein. Hier schloss sich auch ein Besuch des Dresdner Polytechnikums in den 1860er-Jahren an, um Vorlesungen in Chemie und Maschinentechnik zu hören. Es folgten Verlobung und Heirat mit der Dresdnerin Sidonie Koch am 2. Juni 1870. Ein Vesuch der Übernahme einer Papierfabrik seines Onkels in Königstein scheiterte am notwendigen Kapital, so siedelte er nach Dresden über und kaufte ein 2,7 ha großes Grundstück in Niedersedlitz an der Zschachwitzer Straße (heute Bahnhofstraße) für 4916 Taler 20 Groschen, um hier eine Fabrik für schwefelsaure Tonerde (ein wichtiger Rohstoff zum Leimen bei der Papierherstellung) zu errichten. Am 1. November 1871 erfolgte die erste Anfeuerung der Kupferkessel, um aus England über Hamburg-Harburg angeliefertes Tonerde-Hydrat mit Schwefelsäure aufzuschließen. Nach Kaufmanns frühem Tod führten seine Söhne Paul und Otto die Geschäfte weiter.
[Bearbeiten] Auswahl einiger Arbeiten
- Fußboden- und Wandbeläge im Bahnhof Strehlen
- Schwimmbad der Kadettenanstalt in Naumburg/Saale
- Parkhotel Mannheim und Oberlandesgericht Hamburg
- Protestantischer Kirchenraum der Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 in Dresden
- Diele eines Wohnhauses von Architekt Oswin Hempel
- Kamin in einem Wohnhaus des Architekturbüros William Lossow und Max Hans Kühne
- Ausgestaltung des Hauptbahnhof Leipzig, ebenfalls William Lossow und Max Hans Kühne
- Dienstgebäude der Kgl. Generaldirektion der Sächs. Staatseisenbahnen, Hauptbahnhof (ca. 6000 m² Fußböden, 2000 m² Wandbekleidung), weitere Bahnhöfe: Neustadt, Wettiner Straße, Strehlen, Reick und Niedersedlitz, Bahnunterführungen (frostsichere Mosaikverblender): Altstadt, Neustadt und Strehlen)[1]
- Höhere Schulen: Realgymnasium Blasewitz, Städt. Gymnasium zum heiligen Kreuz, Städt. Annen-Realgymnasium, König-Georg-Gymnasium, Freimaurer-Institut (heute Kreuzschule), Kgl. Fürstenschule St. Afra (Meißen)
- Hochschulen: Kgl. Technische Hochschule inkl. diverser Erweiterungsbauten, Kgl. Tierärztliche Hochschule, Handelsschule
- Kunst- und Fachschulen: Kgl. Kunstgewerbeschule, Kgl. Baugewerkenschule
Fliese am ehem. Krankenhaus Löbtau
Bahnhof Neustadt, Aufgang Bahnsteig 2
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Auszug der Referenzliste des Heimatvereins Niedersedlitz, gehalten von Rainer Nitzsche auf dem 10. Dresdner Geschichtsmarkt 23.03.2014
- Vierzig Jahre Geschichte der Firma Otto Kauffmann Niedersedlitz in Sachsen, 1871-1911
- Adressbücher von 1904 und 1943/44
[Bearbeiten] Weblinks
- Fliesen von Otto Kauffmann bei der AG Stadtdokumentation
- Einladung des Heimatvereins Niedersedlitz zur Ausstellung „Mosaik der Großstadt“ (2012)