Paul Bose

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Paul Bose, auch Paulus Bosius (* 15. Juni 1630 in Leipzig; † 2. Januar 1694 in Dresden) war ein sächsischer Liederdichter sowie Theologe und Pfarrer, zuletzt als Archidiakon an der Dresdner Kreuzkirche.

[Bearbeiten] Familie

Paul Bose entstammte der Leipziger Kaufmanns- und Ratsherrenfamilie Bose, auch Bosius. Er war der Sohn des Leipziger Juweliers, Kauf- und Handelsmannes Paul Bose (* 17. August 1594 in Luppa bei Wermsdorf; † 6. März 1664 in Leipzig) und dessen erster, 1624 geheirateter Ehefrau Katharina geb. Schilter (* 21. August 1609 in Leipzig; † 9. Juli 1638 ebenda), Tochter des Leipziger Rauchhändlers Andreas Schilter († 1612) und dessen Ehefrau Catharina geb. Schneider († 1639 in Leipzig). Der Leipziger Archidiakon Andreas Schneider war sein Großonkel, der Theologe Zacharias Schilter (15411604) sein Urgroßvater. Boses älterer Bruder war:

Aus der zweiten, 1642 vollzogenen Ehe seines Vaters mit Rebecca geb. Rost († nach 1664), älteste Tochter des Leipziger Handelsmannes und Kramermeisters Joachim Rost (15841637) hatte Bose noch neun weitere Halbgeschwister, u.a.:

Weitere fünf Halbgeschwister starben im Kindesalter.

Paul Bose heiratete am 23. September 1667 in Leipzig Anna Maria geb. Bulaeus (* 15. Oktober 1644 in Eilenburg; † 6. November 1687 in Dresden), Tochter des Dresdner Superintendenten, Theologen und Politologen Christoph Buläus (16021677) und dessen Ehefrau Anna Kramm (16121669). Paul und Anna Maria Bose hatten vier Söhne und fünf Töchter:

Beim Tod des Vaters 1694 lebten nur noch Christiana Eleonora und Henriette Rosine Bose.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Kindheit und Jugendjahre

Bose wurde am 16. Juni 1630 in der Leipziger Thomaskirche getauft. Von seinem 4. bis zu seinem 9. Lebensjahr war Bose Hofpage am Hof der Witwe des sächsischen Kurfürstin Hedwig von Dänemark auf Schloss Lichtenburg bei Prettin, wohin sein Vater aufgrund des Dreißigjährigen Krieges, der Belagerung Leipzigs und der Pestgefahr geflüchtet war.

Als seine Mutter 1638 erkrankte, ging die Familie nach Leipzig zurück. Nach dem Tod seiner Mutter kümmerte sich seine Großmutter um ihn, die auch zuerst einen nahen Verwandten, den späteren Dresdner Oberhofprediger und Magister Martin Geyer und später, für seinem älteren Bruder Johann Andreas Bose und ihn Magister Klinger († 1642) als Hauslehrer engagierte, der die beiden Brüder zwei Jahre lang, bis 1641 unterrichtete. Im gleichen Jahr kehrte sein Vater wieder nach Leipzig zurück, nachdem er mehrere Jahre in Hamburg, Kiel und Dänemark auf Reisen war und verheiratete sich ein zweites Mal.

Nachdem sein Hauslehrer verstorben war, engagierte sein Vater als Ersatz Magister Philipp Saltzmann, später Superintendent zu Zeitz. 1646 promovierte Bose zum Baccalaureus philosophicis an der Universität Leipzig. Hier studierte er bei seinerzeit berühmten Professoren wie Friedrich Rappolt, Johann Benedikt Carpzov und Hieronymus Kromayer.

1647 ging er an die Universitäten nach Altdorf bei Nürnberg, wo er 1649 bei Theodor Hackspan seine theologische Disputation schrieb. Im gleichen Jahr nahm er in Nürnberg am Friedenstag zum Ende des Dreißigjährigen Krieges teil und kehrte danach wieder zurück nach Leipzig, wo er seinen Magistertitel ablegte.

Danach konzentrierte sich Bose wieder auf seine theologischen Studien und schrieb sich 1652 in die Universität des damals sächsischen Wittenberg ein. Als sein Bruder nach Jena berufen wurde, folgte er ihm, respondierte dort 1655, genoss höchste Anerkennung beim Jenaer Professorenkollegium, das ihm zum Abschluss seines Aufenthaltes in Thüringen zum Professore Oratoriae nominierte. 1658 studierte Bose auch noch einige Monate an der Universität in Straßburg. Anschließend reiste er durch Frankreich, Lothringen und die Schweiz, zumeist mit einem eigenen Postilion. In Genf und Basel hielt er sich vier Monate auf.

[Bearbeiten] Leipziger Zeit

Über Frankfurt am Main, Tübingen, Worms, Speyer und Heidelberg kehrte Bose zu Michaelis 1659 wieder nach Leipzig zurück, wo er zuerst als Hauslehrer in vornehmen Familien lehrte. Aufgrund der Bekanntschaft seines Vaters an verschiedenen Fürstenhofen in den deutschen Staaten war Bose selbst ein geachteter Gast an diesen Höfen. Am 27. November 1661 hielt Bose eine Predigt im Landtag zu Altenburg für den dortigen Generalsuperintendenten unter Anwesenheit der Herzogin von Altenburg. Am sächsischen Hof in Weimar hatte Bose jederzeit freien Zutritt. Am Weihnachtstag 1664 hielt Bose eine Gastpredigt beim Markgrafen von Bayreuth.

1662 hielt Bose seine erste Probepredigt in seiner Heimatstadt und wirkte dort fortan als Sonnabendprediger. Im gleichen Jahr unternahm er auch eine Reise nach Prag. Das Amt des Samstagpredigers zu Leipzig übte Bose bis 1666 aus und wandte sich danach wieder theologischen Studien zu. Noch im gleichen Jahr reiste er nach Dresden, wo durch den Tod von Jeremias Fabri eine Diakonstelle frei wurde, die ihm allerdings nicht sofort anvertraut wurde und er nur eine Gastpredigt hielt.

Noch in Leipzig, auf dem Porträt des Leipziger Handelsmannes und Ratsherrn Fran Bex schrieb er die vier Verse:

Gott kandte diesen Sinn; der Rahtstuhl sein Gesichte;
Die Armuht seine Hand; die Ohren das Gerichte;
Die nie=gebrochne Schrifft manch weit=entlege Land
Ihn rewt es nirgend nicht, bey wem er ist bekand.[1]

Zu Boses Hochzeit 1667 kamen nicht nur Freunde und geistliche Amts- und Würdenträger, sondern auch die meisten der kurfürstlichen Räte und Minister der damaligen Zeit.

[Bearbeiten] Dresdner Zeit

Bose wurde schließlich 1669 als Diakon nach Dresden berufen. Am 4. April 1669, am Gründonnerstag vor Ostern hielt er in der Residenzstadt seine Antrittspredigt und wirkte hier zuerst als Mittagsprediger. Nach dem Tod des Magisters Johann George Müller wurde er 1671 Frühprediger und nach dem Tod von Magister Daniel Schneider Freitagsprediger.

Als Magister Christian Lucius 1690 starb, wurde Bose zum Stadtprediger zu Dresden berufen und wirkte die letzten Jahre als Archidiakon an der Kirche zum Heiligen Kreuz in Dresden. Am 25. November 1693 hielt Bose seine letzte Mittwochspredigt, am 1. Dezember 1693, zwei Tage nach dem 1. Advent erkrankte Bose, wovon er sich nicht mehr erholte. Bereits am 25. Dezember 1693 nahm er das Abendmahl seines Beichtvaters, Johann Heinrich Kühn an. Bose starb am frühen Morgen gegen 3 Uhr am 2. Januar 1694. Die Leichenpredigt über ihn hielt Magister Kühn, Diakon an der Kreuzkirche, in der Dresdner Kirche zur Lieben Frauen am 9. Februar 1694. Neben einer umfangreichen Leichenpredigt erschienen auch viele Nachrufe zu ihm, von Freunden, Theologen und Senatoren.

Bose betätigte sich seit seiner Jugendjahre auch als Dichter und schrieb auch verschiedene Leichenpredigten und -abdankungen. Er hatte eine umfangreiche Bibliothek, auch zu griechisch-römischen Schriften.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen/ Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Bearbeitet von Peter Mortzfeld
  2. Bibliothecae Homileticae ... oder Des homiletischen Bücher-Vorraths ..., Band 1, Leipzig 1711, Digitalisat auf Google Books, S. 1402

[Bearbeiten] Weblinks

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