Paul Grützmann
Karl Georg Paul Grützmann (* 2. Mai 1856 in Wurzen; † 27. Januar 1933 in Dresden) war ein deutscher Jurist und Beamter, nach der Novemberrevolution in Deutschland als Vortragender Rat im sächsischen Gesamtministerium im Rang und mit Titel eines Geheimen Rates, zuletzt als Präsident des Dresdner Oberlandesgerichts.
[Bearbeiten] Familie
Karl Georg Paul Grützmann entstammte der sächsischen Familie Grützmann. Er war der Sohn des Juristen, Rechtsanwalts und Wurzener Stadtsyndikus, Ernst Moritz Grützmann († März 1874 in Wurzen)[1][2] und dessen Ehefrau Henriette Bertha Pauline geb. d'Alnoncourt (* 1834 in Leipzig; † 1915 in Dresden),[3] Tochter des bis 1848 in Leipzig praktizierenden Arztes, späteren türkischen Stabsarztes und Direktor eines Militärspitals in Belgrad, Dr. med. Franz Ludwig Carl d'Alnoncourt (1800–1856),[4] Enkelin des königlich-französischen Hauptmannes, Ritter des Heiligen Ludwig-Ordens und späteren Leipziger Kaufmanns d'Alnoncourt.[5]
Paul Grützmanns Vater beendete 1848 sein 1845 begonnenes juristisches Studium an der Universität Leipzig,[6] wurde danach Stadtsyndikus in Wurzen, 1853 Verwalter der Kapitulsgerichte zu Wurzen und des Kapitelsdekanatsgerichts zu Lüptitz [7] und ist erstmals als solcher im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen von 1854 verzeichnet.[8] Die Nachlassregulierung seines Vaters nach dessen Tod zog sich von 1874 bis 1879 hin.[9] Grützmann hatte noch eine am 5. Dezember 1857 geborene Schwester.[10]
Paul Grützmann heiratete im November 1884 Margarethe Adolfine Amalie geb. Graf, die Tochter des Leipziger Universitäts-Rentmeisters, königlich-sächsischen Hofrats, Ritters des königlich-sächsischen Zivilverdienstordens und späteren königlich-sächsischen Oberrechnungsrats, Franz Carl Immanuel Graf († 1889 in Leipzig)[11][12] und dessen Ehefrau Marie Rosalie Graf († 1899 in Leipzig).[13][14] Grützmanns Witwe wohnte noch 1943/44 in der Dresdner Neustadt.[15] Das Paar hatte ein Kind.[16]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Paul Grützmann besuchte erst die Bürgerschule in Wurzen, ab 1869 das Progymnasium in Grimma. Ein Jahr später, 1870 wurde er auf die Fürsten- und Landesschule in Grimma aufgenommen, wo er 1876 das Abitur mit der Bestnote Eins abschloss, den Göschen-Preis mit Stipendium sowie für sein Abgangszeugnis das große Leipziger Koch-Stipendium erhielt.
Ab 1876 studierte Grützmann an der Universität Leipzig Jura. Er ist erstmals 1881 im Leipziger Adressbuch als Referendar im königlichen Landgericht zu Leipzig verzeichnet und wohnte anfangs in der Kleinen Burggasse in der Messestadt.[17] Noch im gleichen Jahr holte er seine Mutter, die mittlerweile als Witwe lebte, aus Wurzen nah Leipzig.[18] 1883 wechselte Grützmann als juristischer Beamter an die Leipziger Bank und zog in die Mühlstraße 16 nach Plagwitz.[19]
Im Juli 1884 legte Grützmann sein juristisches Assessorexamen ab. Wenig später promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) und habilierte sich noch im Oktober 1884. Im Folgejahr schrieb er ein Lehrbuch über das sächsische Recht, wofür er vom sächsischen König Albert 1887 mit dem Titel eines königlich-sächsischen Landgerichtsrates ausgezeichnet wurde. 1885 wurde Grützmann Privatdozent an der Universität Leipzig, wo er bis 1889 sächsisches und römisches Recht lehrte. Gleichzeitig wurde er Hilfsrichter am königlichen Landgericht und zog in die Leipziger Königstraße 12.[20] 1886 er Assessor am Leipziger Landgericht.[21]
1890 wechselte Grützmann in den Dienst des sächsischen Justizministeriums und zog nach Dresden in die Kurfürstenstraße 21.[22] Am 1. April 1893 zog er in die Carlstraße 8,[23] genau drei Jahre später wieder in die Kurfürstenstraße, diesmal in die Hausnummer 34.[24] 1896 erhielt Grützmann den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Justizrates.[25]
1898 wurde Grützmann im sächsischen Justizministerium zum Vortragenden Rat im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Justizrats ernannt.[26] 1910 wurde Grützmann zum Ministerialdirektor im Justizministerium berufen.[27] 1911 zog er in eine Erdgeschosswohnung in der Schillerstraße 41,[28] wo er viele Jahre, auch noch als Pensionär lebte. Eigentümer des Hauses war Doris Helene von Nostitz-Drzewiecki, die Ehefrau des Geheimen Rates Hans Gottfried von Nostitz-Drzewiecki in Berlin. Im zweiten Obergeschoss des Hauses wohnte mit Dr. jur. Georg Haupt ein weiterer Jurist und Ministerialrat im Justizministerium.[29]
Nach der Novemberrevolution wurde Grützmann als Vortragender Rat in das Gesamtministerium berufen,[30] das vom Rat der Volksbeauftragten unter der Leitung von Richard Lipinski von der sozialistischen USPD geführt wurde.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1921 wurde Grützmann das Amt des Präsidenten des Oberlandesgerichts Dresden übertragen.[31][32] Diese Tätigkeit übte er bis zu seiner Pensionierung Ende 1922 aus [33] und ist danach als Oberlandesgerichtspräsident i.R. (im Ruhestand) im Dresdner Adressbuch verzeichnet.[34] Er wohnte zuletzt in der Bautzner Straße 131.[35]
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1879: Das Anfechtungsrecht der Benachtheiligten Konkursgläubiger nach Gemeinem Rechte und nach der Reichs-Konkurs-Ordnung [36]
- 1885: Lehrbuch des sächsischen Rechts
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1900: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1906: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1911: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1915: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1917: Königlich-sächsisches Kriegsverdienstkreuz
[Bearbeiten] Quellen
- Jonas Flöter: Erziehung zur Elite: die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900, Leipziger Universitätsverlag 2003, Leseprobe auf Google Books, S. 97
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Juristische Wochenschrift, Nr. 8/ 1874, Berlin, 18. April 1874, Digitalisat auf Google Books, S. 64
- ↑ Königlich Sächsisches Justizministerialblatt, Band 8, Dresden 1874, Digitalisat auf Google Books, S. 22
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Lebensdaten Schwiegervater: * 9. September 1800 in Leipzig; † 5. Juli 1856 in Belgrad, s.a. Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur, Band 56, Digitalisat auf Google Books, S. 127f
- ↑ Christian Daniel Beck: Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur, Leipzig 1826, 2. Band, Digitalisat auf Google Books, S. 311
- ↑ Geschichte der Universität Leipzig, 1409-2009: Das neunzehnte Jahrhundert, Leipziger Universitätsverlag, 2010, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 915
- ↑ Theodor Tauchnitz: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung, zunächst für das Königreich Sachsen, Band 11, Leipzig 1853, Digitalisat auf Google Books, S. 560
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1854, Digitalisat auf Google Books, S., 115
- ↑ Datensatz im Hauptstaatsarchiv Sachsen
- ↑ Leipziger Zeitung 1857, Digitalisat auf Google Books, Nr. 290 vom 8. Dezember 1857, S. 6112
- ↑ Leipziger Adressbuch 1884, S. 191, SLUB
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Leipzig 1889, S. 208
- ↑ Ab 1890 als Witwe im Adressbuch Leipzig 1890, S. 232, SLUB
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Leipzig 1899, S. 356, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 353, SLUB
- ↑ Datensätze auf Ancestry
- ↑ Adressbuch Leipzig 1881, S. 168, SLUB
- ↑ Erstmalig im Adressbuch Leipzig 1882, S. 188, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1884, S. 198, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1885, S. 213, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1887, S. 199, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, S. 231, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1893, S. 243, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, S. 288, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, S. 197, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1899, S. 292, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1911, S. 390, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, S. 396, SLUB
- ↑ Häuserbuch Dresden 1922/23, S. 1874, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1919, S. 966, SLUB
- ↑ Promotion Michael Rademacher: Oberlandesgerichtsbezirk Dresden, Datensatz auf treemagic.org
- ↑ Adressbuch Dresden 1921, S. 307, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1922/23, S. 333, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1924/25, S. 329, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1933, S. 282, SLUB
- ↑ Datensatz auf Bücher.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Vorlesungen von Paul Grützmann an der Universität Leipzig von 1885 bis 1889