Sabine Ball
Sabine Ball (* 9. September 1925 in Königsberg/Preußen, † 7. Juli 2009 in Dresden) war die Gründerin des stoffwechsel e.V., welcher sich insbesondere um Kinder und Jugendliche in Dresden kümmert. Nach einem ereignisreichen Leben zog sie 1993 von Kalifornien nach Dresden, wo sie das Café Stoffwechsel gründete, einen Treffpunkt, aus dem später der gleichnamige Verein hervorging.
[Bearbeiten] Biographie
Sabine Ball (geb. Koritke) wurde 1925 in Königsberg (Ostpreußen) geboren und verbrachte dort eine wohlbehütete Kindheit. Zur Jahreswende 1944/45, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, schickten ihre Eltern sie zusammen mit ihrem jüngeren Bruder nach Dresden, in der Annahme, hier sicherer vor der näher kommenden Ostfront zu sein. Sie fanden Unterschlupf im Hause der Familie Schlüter in der Franz-Liszt-Straße. Sabine erlebte die furchtbaren Luftangriffe auf Dresden in der Nacht des 13. Februar 1945 mit. Auch das Haus der Schlüters stand in Flammen.
Daraufhin fanden sie in Dessau bei der Familie ihrer alten Schulfreundin Inge Kleppel Zuflucht. Erst nach etlichen ungewissen Wochen der Trennung sah sie in Dessau ihre Eltern wieder, die ihre Heimat inzwischen ebenfalls hatten verlassen müssen. Gemeinsam zogen sie von Dessau nach Ichenhausen bei Günzburg. Mit 23 Jahren emigrierte Sabine Ball in die Vereinigten Staaten von Amerika, da sie im zerstörten Deutschland und mit den Bildern des Krieges im Kopf keine Heimat und Perspektive mehr sah.
Anfangs lebte sie bei ihrer Tante in New York und verdiente sich ihre ersten Dollars als Kindermädchen. Die Ausstrahlung und grazile Gestalt der jungen Frau faszinierten einen Hotelmanager aus Florida, welcher ihr eine Stelle in seinem Hotel in Miami anbot. Durch diese Anstellung lernte sie viele reiche und hoch angesehene Personen kennen, wurde auf Partys eingeladen und genoss ihr neues Leben. Über eine Allround-Tätigkeit im Yachtclub ihres Chefs fand sie Eingang zu den Kreisen des reichen Amerika.
1953 heiratete Sabine den Millionär Clifford Ball, mit dem sie zwei Söhne hatte. Das luxuriöse Leben konnte ihr trotz des Glücks über ihre Söhne keine Erfüllung bieten, so dass sie nach zehn Jahren Ehe ihren Mann Cliff verließ und 1963 mit ihren beiden Söhnen nach Santa Barbara an die Westküste zog. In den folgenden fünf Jahren lernte sie neue Freunde kennen und genoss den Umgang mit Studenten, Zeitungsverlegern, Schriftstellern und Ingenieuren. Außerdem beschäftigte sie sich mit philosophischen Fragen, mit Fragen nach ihrem Menschsein und ihrer Seele.
Dementsprechend war sie von der Hippiebewegung fasziniert, von der sie über Bekannte erfuhr. Die Ideale Liebe, Frieden, in Gemeinschaft leben und Zeit füreinander haben begeisterten sie. Sie glaubte an die Kreativität der jungen Leute und ihre individuellen Gaben, die sie entfalten können, wenn sie erst einmal den Raum dazu hätten. Aber sie war ganz bestimmt gegen den Drogenkonsum, der doch unübersehbar war. Aus dem Wunsch, in Kontakt mit diesen Menschen zu treten, entschloss sich Sabine Ball 1968, nach Mendocino zu ziehen, einem kleinen Fischerdorf etwa 150 Meilen nördlich von San Francisco und Hochburg der Hippiebewegung.
Weiter auf der Suche nach Erfüllung reiste sie 1971 nach Asien und verbrachte drei Monate in einem Kloster nahe Katmandu in Nepal. Immer noch ohne Antworten auf ihre Fragen flog sie enttäuscht nach Amerika zurück. Wieder in Mendocino lernte sie junge Christen und deren Glauben kennen, konnte damit aber zunächst wenig anfangen. Allerdings fühlte sie durch die vielen Gespräche und Diskussionen zunehmende Nähe zu Gott. Mit 46 Jahren wurde Sabine Ball Christin. In der Folge ging sie nach Brooklyn, um den auf der Straße lebenden Jugendlichen in den Slums der Großstadt zu helfen. 1976 eröffnete sie ein Schwesternhaus in Kalifornien, in dem Frauen zusammen wohnten, die hier Zuflucht gefunden hatten. Ab 1977 kümmerte sie sich für drei Jahre insbesondere um sterbende Menschen.
Die Bilder einer Reise im Jahr 1980 durch ihre Heimat Deutschland prägten Sabine Ball nachhaltig. Vor allem eine Zugfahrt nach Berlin durch die ehemalige DDR weckten ihr Interesse an den hier lebenden Menschen. Nachdem sie den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung im Radio mitverfolgt hatte, kam sie 1993 nach Dresden und mietete sich eine kleine Stube in der Dresdner Neustadt. Sie spürte, hier eine neue Heimat gefunden zu haben. Erneut widmete sie sich den Jugendlichen, für die sie einen Treffpunkt schaffen wollte.
Am 24. April 1993 öffnete das Café Stoffwechsel - eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Bis heute besteht dieses Café, und kurze Zeit später gründete sich der Stoffwechsel e.V. in der Neustadt, der langsam und beständig wächst. Inzwischen gibt es auch Ableger in Pieschen, Reick und Gorbitz.
[Bearbeiten] Literatur
- "Mehr als Millionen" - Sabine Ball: Millionärin - Hippie - Mutter Teresa von Dresden, Ein biographischer Roman von Steffen Kern, erschienen im Brunnen-Verlag, 2002, ISBN 3-7655-1812-3
- "Mehr wert als Millionen" - Sabine Ball, das "Stoffwechsel" und Gottes gefundene Kinder, über das "Stoffwechsel in Dresden" von Roland Werner, erschienen im Brunnen-Verlag, 2005, ISBN 3-7655-4000-5
- "Sabine Ball. Begegnungen und Erinnerungen" von Martin Schmiedel, erschienen im Brunnen Verlag Gießen, 2009, ISBN 978-3-7655-1730-3
[Bearbeiten] Siehe auch
Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Sabine Ball“