Bolivarstraße
Die Ende der 1920er Jahre neu angelegte Bolivarstraße im Dresdner Nordwesten in Trachenberge verbindet die Großenhainer Straße mit der Döbelner Straße. Sie wurde am 11. Juli 1931 nach dem Führer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanischen Kolonialherren und südamerikanischen Staatsmann Simon Bolivar Y Ponte (1783-1830) benannt[1].
Die heutige Einbahnstraße war bis 1903 ein Wirtschaftsweg und zugleich Gemarkungsgrenze[2] zwischen den ehemaligen Gemeinden Pieschen (östl. Straßenseite) und Trachau. Die Häuser an der rechten Seite (geradzahlige Nummern) gehören laut der Adressbücher (bspw. von 1932) zu Pieschen. Erst später wurden auch auf der linken Seite Häuser gebaut. Laut Adressbuch 1943 zählten diese Häuser zu Trachau.
Die Bebauungsgeschichte der “Pieschener“ Seite der Bolivarstraße ist in einer 2006 erstellten Chronik der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft (GWG) „Siedlung am alten Weingut Wilder Mann“ festgehalten. Darin heißt es:
- „Die Gründung der GWG war 1929 durch den Allgemeinen Sächsischen Siedlerverband (ASSV) erfolgt, mit dessen Unterstützung sie nach Entwürfen des Architekten Paul Müller in den Jahren 1930/31 entstand. Die Gründerväter der Siedlung bevorzugten eine Planung, die 14 Einfamilienreihen- und 8 Mehrfamilienhäuser, ähnlich denen auf der benachbarten Duckwitzstraße, vorsah. Auf Verlangen der Stadt Dresden mussten die Einfamilienhäuser aber dann in der heutigen Anordnung gebaut werden. Die Grundsteinlegung erfolgte im Herbst 1930. Am 8. Juli 1931 meldete der Dresdner Anzeiger, dass nach nur neun Monaten Bauzeit auf dem bisher unbebauten Grundstück westlich der Pieschener Duckwitzstraße Reihen- und Mehrfamilienhäuser mit 88 Wohnungen für 1,12 Millionen Mark entstanden sind. Finanziert wurden diese beachtlichen Bauten mit Eigenmitteln der Siedler, mit Hypothekengeldern und einem Baudarlehen der Stadt. Im Ergebnis eines Siedlerpreisausschreibens erhielt am 11. Juli 1931 die heutige Bolivarstraße ihren Namen. Am 19. September 1931 konnten die Erbauer und zukünftigen Bewohner der Siedlung Einweihung feiern.“
[Bearbeiten] Simon Bolivar[3]
Simon Bolivar kennzeichnete sein politisches Programm mit den Worten: „Wir, die wir nicht Indianer und nicht Europäer heißen, sondern eine Mischung zwischen den ursprünglichen, rechtmäßigen Besitzern des Landes und den spanischen Eroberern sind, wir haben diese Rechte mit allen auf unserem Kontinent geborenen Volksgenossen gemeinsam zu erkämpfen und zu verteidigen.“
Der Sohn einer reichen Kreolenfamilie, geboren am 24. Juli 1783 in Caracas (Venezuela), nahm auf Bildungsreisen in Nordamerika und Europa die Freiheitsideen der Französischen Revolution (1789–1793) in sich auf und beschloss, „die Ketten zu sprengen, mit denen uns die Spanier gefesselt haben.“ Sein Lebenswerk krönte er mit der Befreiung Kolumbiens, Ekuadors, Boliviens und Panamas. Simon Bolivar starb am 17. Dezember 1830 in Santa Marta (Kolumbien). Sein Grab befindet sich in Caracas.
In Südamerika gibt es eine Anzahl von Ortschaften und Städten, die den Namen des Freiheitshelden tragen. Nach ihm sind der Staat Bolivien und dessen Währungseinheit benannt. Der höchste Berg Venezuelas heißt Pico Bolivar, und Venezuela selbst nennt sich offiziell Bolivarische Republik Venezuela.
Seinen Namen trägt auch der am 19. März 1911 vom deutschen Astronomen Max Wolf (1863-1932) in Heidelberg entdeckte Asteroid (712) Boliviana.
In Deutschland steht unter anderem ein Standbild Bolivars in Berlin-Tiergarten, und in Frankfurt/Main gibt es im Stadtteil Westend Nord die Simon-Bolivar-Anlage mit Gedenkplakette und -büste.
[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen
- ↑ Dr. Karlheinz Kregelin „Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden“ (Manuskript)
- ↑ Mit Gemarkung wurde der gesamte Wirtschafts- und Rechtsbereich einer Siedlung mit sämtlichen Häusern und Höfen, dem Ackerland, den Wiesen und den Weiden, Plätzen, Wegen und Brücken, dem Wald, der Heide, dem Ödland und dem Gewässer bezeichnet.
- ↑ Große Männer der Weltgeschichte, Neuer Kaiser Verlag Klagenfurt 1987
- Chronik der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft (GWG) „Siedlung am alten Weingut Wilder Mann“