Dresdner kurfürstliche Kunstkammer
Die Dresdner kurfürstliche Kunstkammer war eine Kurfürstlich-sächsische Hofkammer des Kurfürsten von Sachsen und nach der kaiserlichen Kunstkammer in der Hofburg in Wien zweitälteste Kunstkammer im deutschen Raum. Sie wurde im Jahr 1560 von Kurfürst August als "Kurfürstliche Kunst- und Naturalienkammer" gegründet, die Wiener Kunstkammer erhielt zwischen 1558 und 1563 bereits ein eigenes Gebäude. Ein erstes Sammlungsverzeichnis "Inventarum ueber des Churfürsten zu Sachsen Kunst-Cammern" wurde im Jahr 1587 erstellt und enthielt schon über 10.000 Positionen.
Inventar von 1587, wahrscheinlich von David Uslaub nach Anregungen der Systematik des Vaters der Museumswissenschaft, Samuel Quiccheberg: Folioband in rotem Kalbleder mit reicher Goldprägung und Goldschmuck.
Damals hatte die Kunstkammer 7 Räume:
- Reißkammer: Erd- und Himmelsgloben, Astrolabien, Spiegel, Lesegläser, Brillen, Reißtisch, Papier, Lineale, Winkelhaken, Storchschnäbel, Federhalter, Blei- und Rötelstifte, Normalellen, Zollstäbe, Kompasse, Quadranten, Waagen, Wegemeßinstrumente, Schrittzähler, 1 gebackener Paradiesvogel von Hofalchimist Sebald Schwerzer. Von der Decke hing an goldener Kette ein 3 Ellen langes Einhorn als größter Schatz.
- das Gemach nach dem Festungsbaugarten gelegen: Da gab es grüne Schränke mit vielen Schubladen, zwei Positive, 200 Gefäße aus Serpentin, Marmor usw., Werkzeug, Schach-, Mühle- und andere Spiele, Fischangeln, Geräte zum Vogelfang und vieles mehr.
- Die Stube neben dem Frauenzimmer und gegen dem Schloßhofe enthielt Schränke mit Handwerkszeug und medizinischen Instrumenten: Knochensägen, Hirnschalenbohrer, Zahnbrecher, Mundschrauben, Mastdarmspiegel, Seziermesser und Klistierspritzen.
- das kleine Gemach vor der großen Stuben neben dem Frauenzimmer gegen dem Schloßhofe: Landkarten, Gemälde und ein Modell des Königsteins
- Das kleine Gemach neben der Librarey enthielt u.a. eine Sammlung 32 sächsischer Gesteinsarten von Giovanni Maria Nosseni: Serpentin von Zöblitz, bunte Schiefer von Plaunitz, roten Marmor mit weißen Punkten und anderes.
Es gab noch zwei weitere Räume und zwei Rumpelkammern.
Nach Abschluss des Inventars begann Uslaub am 20. Dezember 1587 mit einem Verzeichnis der Neuzugänge, u.a.:
- März 1588: Formen zum Kugelgießen vom Dresdner Zeugschmied Balzer Hacker
- Juli 1588: ein goldener Pfau von Uhrmacher Hans Schlotheim, Augsburg
- August 1588: das Skelett des Zwerges Hans am Ende aus Crottendorf von Hofapotheker Andreas Peißker
- am 1.1. 1589: ein Kirschkern mit 185 geschnitzten Köpfen von Hofmarschall Christoph von Loß
- am 1.1. 1589: zwei von selbst laufende künstliche Krebse von Hans Schlotheim, Augsburg
- eine silberne Brille, von Kurfürst August verfertigt und gebraucht
- 1591: ein Meerwunder von Nikolaus Krell
1620 wurde der Mathematiker Lucas Brunn aus Annaberg als Kunstkämmerer berufen. Um 1630 wurde die Kunstkammer innerhalb der Schlossräume versetzt. Brunns Nachfolger war der Schönschreiber und Mathematiker Tobias Beutel d.Ä. (gest. 1690). Außerdem waren bei der Kunstkammer gewöhnlich noch ein Uhrmacher (um 1633 Jacob Scheinlein) und ein Kunsttischler angestellt.
1624 wurde ein bedeutender Diebstahl verübt, der Täter in Erfurt ergriffen, nach Dresden eingeliefert und "justificiert".
1645 Besuch Fürstlich Weimarischer Gesandter am 18. März, in einem Reisetagebuch wird die Kunstkammer detailiert beschrieben.
1648 wurde die Kunstkammer von ca. 300 Personen (mit Ausschluss der Dienerschaft), meist Studenten, besucht.
1690 wurde Tobias Beutel d.J. zum Kunstkämmerer berufen (bis 1739).
1701 blieb die Kunstkammer beim Brand des Georgenbaus verschont, aus Sicherheits- und Repräsentationsgründen beschloss man, sie in verschiedenen Gebäuden unterzubringen. (3)
[Bearbeiten] Quellen
- HANTZSCH, Viktor: Ältere Geschichte der kurfürstlichen Kunstkammer zu Dresden, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 23, 1902
- Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), S. 450 f.
- (3) Museum-Aktuell