Eingemeindung von Pieschen und Trachenberge

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
(Weitergeleitet von Eingemeindung Pieschen)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ansichtskarte aus Pieschen, um 1900
Ansichtskarte aus Trachenberge (Gasthof „Wilder Mann“), um 1898

Am 30. Juni 1897, 11 Uhr vormittags, wurden die stadtnahen Vororte Pieschen (16.128 Einwohner) und Trachenberge (1.467 Einwohner) in die Haupt- und Residenzstadt Dresden eingemeindet. Teilnehmer dieses feierlichen Aktes, der sich im Pieschener Rathaus vollzog, waren u.a. der Dresdner Oberbürgermeister Gustav Otto Beutler, Bürgermeister Nake, eine Reihe von Stadträten sowie der Gemeindevorstand Franz Gustav Lemke (Pieschen) und der Gemeindeälteste August Zerasi (Trachenberge). Die städtische Verwaltungsbehörde repräsentierte Amtshauptmann Curt Ludwig Franz von Burgsdorff.

Pieschen selbst hatte um Eingemeindung schon 1893 ersucht und als Gründe unter anderem das ständige Steigen der Steuerlast, das rasche Anwachsen der Bevölkerung, die Mangelhaftigkeit der Gruben- und Straßenreinigung und die Unzulänglichkeit der Armenversorgung geltend gemacht.

Die Stadt verhielt sich aber vorerst abwartend, da noch beträchtliche Aufgaben im Zusammenhang mit der Eingemeindung Strehlens (1. Januar 1892) und Striesens (1. Juli 1892) bewältigt werden mussten. Zum anderen rückte auch die Leistungsfähigkeit des am 30. März 1875 eingeweihten Dresdner „Wasserwerkes an der Saloppe“ an ihre Grenzen. Erst als ein zweites Werk zur Sicherung der Dresdner Wasserversorgung in Aussicht stand (Wasserwerk Tolkewitz, 1898), beschloss am 3. November 1895 der städtische Rat, einen zwölfköpfigen Ausschuss mit der Prüfung der Eingemeindungsfrage Pieschens zu beauftragen.

Nach gründlichem Abwägen der Vor- und Nachteile schlug der Ausschuss im Frühjahr 1896 dem Rat nicht nur die Eingemeindung Pieschens, sondern auch die Trachenberges vor, da beide durch den gemeinsamen Schulbezirk sowie gemeinsame Kirchen- und Standesamtsverbände in mehrfacher Beziehung standen.

Die Ausschussmitglieder gingen davon aus, dass die unmittelbare Angrenzung bebauter Pieschener Ortsteile an die dicht besiedelte Leipziger Vorstadt ebenso für die Einverleibung sprächen wie der Umstand, dass in beiden Gemeinden ausgedehntes Bauland für Fabriken vorhanden wäre. Darauf könnten die mehr und mehr wegen hoher Boden- und Grundstückspreise aus der Stadt verdrängten industriellen Unternehmen bauen. Bei einer Eingemeindung werde ihre Steuerkraft der Stadt erhalten bleiben.

Zudem käme das Gelände der Trachenberge für neue städtische Kranken- und Wohltätigkeitsanstalten in Betracht. Schon jetzt wären das Sächsische Krüppelheim sowie das Kinderhospital der Neu- und Antonstadt hier angesiedelt. Auch werde demnächst das Grundstück des Marienhofes durch den Neubau eines Findelhauses und einer Kinderpflegeanstalt weiter ausgenutzt.

Der auf Grund dieser Empfehlung vom Verfassungsausschuss aufgestellte Entwurf eines Ortsgesetzes über die Vereinigung von Pieschen und Trachenberge mit der Stadt fand nach vier Beratungen auch die Zustimmung der Vertreter beider Landgemeinden. So konnte für den 30. Juni 1897 mit folgendem Wortlaut in das Pieschener Rathaus eingeladen werden: „Das Königliche Ministerium des Innern hat die Einbezirkung (Eingemeindung) von Pieschen und Trachenberge in den Gemeindebezirk Dresden genehmigt.“

„Die Selbständigkeit beider Gemeinden“, so führte Oberbürgermeister Gustav Otto Beutler (18531926) in seiner Ansprache aus, „geht einerseits verloren, aber das Bürgerrecht, was sie alle erhalten, ist auch ein großer Gewinn.“

Zur Erinnerung an die Verleihung des Bürgerrechts, das die Gemeinde Pieschen seit 1885 ihren Bewohnern zuerkennen durfte, erhielt 1886 der Straßenabschnitt in der Leipziger Vorstadt den Namen Bürgerstraße. Infolge der Eingemeindung Pieschens nach Dresden am 1. Juli 1897 wurde dieser Namen auf die Schulstraße übertragen.[1]

[Bearbeiten] Quelle

  1. Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
    Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18.
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge