Grafikwerkstatt Dresden
Von Dresdner Künstlern als „Druckwerkstatt Goetheallee“ 1958 gegründet, seit 1979 als „Berliner Straße“ bekannt, arbeitet die Grafikwerkstatt Dresden seit 1997 im Souterrain der Technischen Sammlungen Dresden im ehemaligen Ernemann-Werk, später Zeiss Ikon AG und Pentacon Dresden.
Seit 1958 steht „Grafikwerkstatt Dresden“ sowohl für Treffpunkt, Rückzugsort und Arbeitsplatz als auch für kommunale Werkstatt zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern in Dresden. Außerdem werden kontinuierlich internationale Künstler-Austauschprogramme organisiert. Originalgrafische Drucktechniken stehen in fast allen Varianten auf professionellem Niveau zur Verfügung. Es ist möglich, selbst zu drucken oder die Arbeiten von ausgebildeten Druckern ausführen lassen.
Auf 600 Quadratmetern stehen vorrangig historische Druckpressen, gepflegt in Verbundenheit mit ihrer Geschichte und aus Faszination zu den historischen Verfahren – eingerichtet für zeitgenössische Anwendung und ergänzt mit moderner Technologie.
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[Bearbeiten] Druckwerkstatt Goetheallee 1958–1979
Die Studenten der Dresdner Kunstakademie Werner Wittig, Claus Weidensdorfer, Elly Reichel und Horst Jockusch sorgten sich, nach Ende ihres Studiums nicht mehr drucken zu können, und initiierten deshalb eine Druckwerkstatt des Verbandes Bildender Künstler (VBK) der DDR. Zunächst richteten Weidensdorfer, Jockusch und Hertha Bauer eine Werkstatt auf dem Weißen Hirsch ein. Schnell kam der Wunsch nach größeren Räumen auf, in denen alle Verbandsmitglieder arbeiten können. Schließlich konnte der Verband Gewerberäume in der „Villa Fliederhof“ an der Goetheallee 26 anmieten. Werner Wittig wurde der erste Leiter der Werkstatt, organisierte Material und Maschinen und gab sein Fachwissen an Interessierte weiter.
In der Folge übernahmen die profesionellen Drucker Elly und Heinz Schreiter die Leitung und den weiteren Ausbau der Druckwerkstatt. Sie prägte mit ihrer freundlichen, zuückhaltenden Art und ihrem großen Erfahrungsschatz die Werkstatt. Sie boten Kurse an, in denen Künstler und andere Interessierte lernten, selbständig mit den originalgrafischen Techniken, speziell dem Steindruck, umzugehen. Elly Schreiter hatte die Technik des künstlerischen Steindrucks zwischen 1924 und 1947 an der Kunstakademie von Alfred Ehrhardt gelernt und u. a. für Otto Dix gearbeitet. An der Arbeiter- und Bauernfakultät der Hochschule für Bildende Künste bildete sie gemeinsam mit ihrem Mann Kunstlehrer aus. Parallel betrieb das Paar eine kleine Druckwerkstatt in einem Waschhaus im Stadtteil Bühlau.
Indem sie z. B. vielfarbige Ausschneide- und Bilderbögen für Kinderzeitschriften herstellten, erwirtschafteten Elly und Heinz Schreiter Geld für den weiteren Ausbau der Werkstatt.
Ab 1976 arbeitete der gelernte Drucker Michael Wackwitz in der Werkstatt und wurde von Elly Schreiter im Steindruck ausgebildet. Er verfeinerte die Technik der Algrafie.
Nachdem die Stadt Dresden 1977 erstmals internationale Werkstattwochen veranstaltet hatte, entwickelten Gebrauchsgrafiker aus Dresden die Idee einer Experimentierwerkstatt für Fotografie und Druck. Sie wurde schließlich in ehemaligen Ladenräumen an der Berliner Straße 26 in Friedrichstadt eingerichtet. Roland Stolle übernahm die Leitung der neuen Verbandsdruckerei des VBK, die aus den Standorten Berliner Straße und Goetheallee bestand. Allerdings blieb nur ein Standort übrig, nachdem 1979 ein Brand die Werkstatt an der Goetheallee stark zerstört hatte und die noch nutzbaren Dinge in die Berliner Straße gebracht wurden.
[Bearbeiten] Grafikwerkstatt Berliner Straße 1977–1996
In der „Berliner Straße“ arbeiteten sowohl Gebrauchs- als auch freie Grafiker. Der künstlerische Original-Offsetdruck und Fotografie-Experimentiermöglichkeiten wurden entwickelt, eine elektrisch betriebene Offset-Andruckpresse und ein Großformat-Vergrößerungsgerät für Projektionsrasterung aufgestellt. Finanziert wurde die Werkstatt seit Ende der 1970er/Anfang der 80er Jahre vom Büro für baubezogene Kunst beim Rat des Bezirkes Dresden, später das Büro für Bildende Kunst. Gelegentlich wurde auch ohne die erforderliche Genehmigung durch den Rat des Bezirkes gedruckt. Der Staatssicherheitsdienst überwachte die Werkstatt und durchsuchte sie auch, blieb aber erfolglos.
1984 begann Peter Stephan als Drucker in der Werkstatt. Damit hat die „Berliner Straße“ nun drei festangestellte Drucker, kann aber den Bedarf an Druckgrafik – speziell angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen der 80er Jahre – dennoch nicht decken.
Ein gegenüberliegender ehemaliger Eckladen an der Berliner Straße 28 kam 1985 als Erweiterung hinzu, eine Steindruckwerkstatt konnte eingerichtet werden. Dietmar Günther trat als Drucker in die Werkstatt ein.
1987 wurde Elly Schreiter mit einer Personalausstellung in der Galerie „Kunst der Zeit“ gewürdigt.
[Bearbeiten] Quellen
- Peter Stephan/Torsten Leupold (Hrsg.): Grafikwerkstatt Dresden 1958–2008. Chronik. Dresden 2008.