Industriegebiet Chemnitzer Straße
Keimzelle des Industriegebietes Chemnitzer Straße war der Weißeritzmühlgraben, ein künstlicher Wasserlauf aus dem 15. Jahrhundert, der sich am Fuße des Hahnebergs entlangzog. An diesem siedelten sich damals diverse Mühlen an. Verzeichnet auf dem späteren Gebiet der Südvorstadt sind unter anderem eine Mühle in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofes, eine weitere etwas westlicher, im späteren Kreuzungsbereich Budapester bzw. Schweizer Straße, die 1571 zerlegt und nach Torgau verlagert wurde, und noch eine dritte an der heutgen Kunadstraße, die spätere Bienertmühle.
Auch muss es eine Gießerei am Hahneberg gegeben haben, denn von hier stammten 1491 die neuen Glocken für die kurz zuvor zerstörte Kreuzkirche.
1644 wurde am Fuße der Anhöhe außerdem der Gutshof einer Anna Nehlin erstmals urkundlich erwähnt. Aus diesem sollte sich später das Feldschlößchen, eines der größten Amüsierlokale und eine international agierende Brauerei, entwickeln.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fanden auf dem Areal erbitterte Kämpfe statt. Der Hahneberg wurde mit diversen Schanzen versehen. Das Feldschlößchen hatte sich mittlerweile zu einem stattlichen Gebäude entwickelt und war wahrscheinlich gerade deswegen hart umkämpft. Zunächst von Österreich eingenommen, wurde es wenig später von napolionischen Truppen zurück erobert, dabei aber fast vollkommen zerstört. Es konnte aber bereits wenig später wiedereröffnet werden.
Die zunehmende Industrialisierung im 19. Jahrhundert bereitete den Bürgen und Stadtvätern Dresdens Sorgen. Seit Jahrhunderten war die Stadt kontrolliert und mit höchstem Augenmerk auf Ästhetik gewachsen und so wollte man unbedingt verhindern, dass sie mit Fabriken durchzogen würde. Andererseits konnte sich Dresden als Großstadt auch nicht völlig der wirtschaftlchen Entwicklung entziehen. Als Kompromiss entschloss man sich, Industrie nur in manchen Stadtteilen zuzulassen, die Südvorstadt gehörte nicht dazu. Für das Industrie- und Gewerbegebiet Chemnitzer Straße machte man allerdings eine Ausnahme, aufgrund seiner Jahrhunderte langen Tradition, und so konnte es sich weiter entwickeln.
Mit den Jahren siedelten sich nun immer weitere bedeutende Fabriken an. Lingners Firma „Odol“ oder auch die Firma „Teekanne“ hatten hier Ihren Sitz. Diverse Fabrikanten der um die Jahrhundertwende boomenden Süßwarenbranche produzierten hier. Anton Reiche erwarb hier großen Reichtum, indem er sich zum Hauptlieferanten für die zur Süßwarenproduktion unerlässlichen Formen entwickelte. Die traditionsreiche Falkenbrauerei erlangte ebenfalls Bedeutung. Auch der benachbarte Güterbahnhof zog viele Firmen von Zulieferern an.
Als Hauptverkehrswege bildeten sich die Chemnitzer und die Zwickauer Straße heraus.
1945, bei den Bombenangriffen kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde das Industriegebiet stark betroffen. Die meisten Fabriken waren stark beschädigt. Trotzdem behielt das Areal zu DDR-Zeiten noch große Bedeutung. Viele Gebäude wurden notdürftig saniert und für die neu entstehenden VEBs und Kombinate genutzt. Vorige Besitzer wurden meist enteignet.
Mit den Jahren und besonders nach der Wende, als viele nur durch die Planwirtschaft erhaltenen Betriebe schlossen, wurden aber auch die Gebäude-Überreste abgetragen. Heute erinnern nur wenige Reste, wie das alte Maschinenhaus der Feldschlößchen-Brauerei, an das einstige Industriegebiet.