Japanisches Palais
Seinen Namen verdankt das Japanische Palais dem Vorhaben, ein Porzellanschloss darin zu errichten. Heute befinden sich darin das Landesmuseum für Vorgeschichte, das Museum für Völkerkunde und die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresdens. Seit 2009 findet alljährlich im August das vierwöchige Kulturfestival "Palais Sommer" im Garten des Japanischen Palais statt.
[Bearbeiten] Geschichte
- 1715: der General-Feldmarschall Jacob Heinrich Graf von Flemming lässt das Holländische oder Japanische Palais erbauen
- 15. Juni 1717: August der Starke weiht das von Flemming gekaufte Japanische Palais durch eine großartige Festlichkeit mit Feuerwerk ein. Durch den Anbau von zwei Seitenflügeln vergrößert, ward das Palais zum königlichen Sommerpalais bestimmt und prächtig eingerichtet, unter anderem mit schönen Gemälden und seltenem Porzellan geschmückt
- 1723: das Japanische Palais nimmt in 10 Zimmern des zweiten Stockwerkes die Kunstkammer auf. In der Meißner Gasse werden sechs neuerbaute Häuser abgetragen, weil sie dem Palais die Aussicht versperren.
- 1727: die Kunstkammer wird in das Flemmingsche Palais auf der Pirnaischen Gasse gebracht, das Japanische Palais wird anschließend unter Leitung der Baukünstler von Jean de Bodt, Johann Christoph Knöffel und Matthäus Daniel Pöppelmann umgestaltet
- 1786–1945: Sitz der Kurfürstlichen, später Sächsischen Landesbibliothek[1]
[Bearbeiten] Dresdner Architektur und Dänemark
Wer auf dem Schlossplatz von Amalienborg die majestätischen Fassaden der vier den Platz flankierenden Palais betrachtet, wird über die Ähnlichkeit mit dem Dresdner Stil verblüfft sein. Die Mittelrisalite der Kopenhagener Palais scheinen mit der Elbfront des Japanischen Palais fast identisch. Auch die Etageneinteilung ist die gleiche klassisch-französische: das Erdgeschoss als bossierter Sockel, darüber die hohen Fenster der Beletage und obendrauf ein niedriges Mezzanin. Und in der Tat war es der junge Däne Nikolaj Eigtved, der später in Dänemark die Dresdner Kunststücke wiederholte. Dieser war als Gärtnergeselle auf die Walz gezogen, hatte in Warschau die Bekanntschaft mit Carl Friedrich Pöppelmann (Sohn des Zwingerarchitekten) gemacht und war als dessen Baukondukteur nach Dresden gefolgt. Dort erlebte er die Fertigstellung des Japanischen Palais unter der Leitung seines neuen Chefs Jean de Bodt. Er sah die Frauenkirche emporwachsen, die Anfänge der Königstraβe, und lieβ sich von Knöffels eben vollendeter Ritterakademie und dem Kurländer Palais beeindrucken. Nach seiner Ernennung zum Hauptmann im Sächsischen Ingenieurkorps begab Eigtved sich im Auftrag des baufreudigen dänischen Monarchen Christian VI. auf eine Studienreise nach Italien, Österreich und Bayern. Zurückgekehrt nach Kopenhagen, avancierte Eigtved bald zum führenden Architekten. So findet der Dresdner in der dänischen Hauptstadt einen Abglanz des einst so strahlenden Elbflorenz, während der Kopenhagener, den es gelegentlich nach Dresden verschlagen sollte, sich freuen kann, dass das Japanische Palais noch immer steht als ein sächsisches Bindeglied zwischen Frankreichs klassischem Barock und dem Baustil, der Kopenhagen um die Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Stempel aufdrückte.
[Bearbeiten] Quellen
- Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band I Mitteldeutschland. Ernst Wasmuth, Berlin 1905. ISBN 978-3-422-03023-7, München 2005 (Nachdruck)
- ↑ Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten. 8. Aufl., E.A. Seemann, Leipzig 1987, S. 144.