Lockwitztalbahn
Die Lockwitztalbahn war eine Straßenbahnlinie zwischen Kreischa und Niedersedlitz und verdankt ihren Namen dem Streckenverlauf durch das Lockwitztal. Sie wurde am 3. März 1906 in Betrieb genommen und am 18. Dezember 1977 als Straßenbahnlinie 31 der Dresdner Verkehrsbetriebe eingestellt. Im Volksmund wird sie liebevoll Lockwitzdackel oder aufgrund der ab den 1960er Jahren grün-beigen Färbung der Wagen auch Laubfrosch genannt.
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[Bearbeiten] Technische Daten
- Streckenlänge 9,15 km, elektrifiziert
- Eingleisig mit ehemals 7, später nur noch 5 Ausweichstellen
- ein Anschlussgleis zum Hartstein-Schotterwerk von 1949 bis 1962
- Spurweite 1000 mm
- Elektrifizierung ursprünglich mit 550 Volt, ab 1914 mit 600 Volt
- Betriebshof in Kreischa - noch heute zu erkennen
- 6 Triebwagen, 2 Beiwagen (bei Eröffnung), später mehrmalige Ergänzung
- diente Personen, Güter- und Postbeförderung
[Bearbeiten] Geschichte
Durch Zusammenschluss zu einem Gemeindeverband im Jahr 1904 wurde der Bau einer Straßenbahn für die Lockwitztalgemeinden möglich. Der bisherige Postkutschenbetrieb entsprach zunehmend nicht mehr den wachsenden Anforderungen. Mit der Baugenehmigung am 19. August 1905 begann der Bau und am 2. März 1906 erfolgte die offizielle Abnahmeprüfung durch den königlichen Kommissar.
Ab dem 3. März begann der planmäßige Betrieb der Lockwitztalbahn. Die Anzahl der Passagiere betrug im ersten Jahr bereits 372.000 und steigerte sich bis 1912 auf beachtliche 554.000 Personen. Die gute Verkehrsentwicklung führte 1908 Zur Anschaffung eines eigenen Wagens zur Postbeförderung. Bis zum ersten Weltkrieg kamen weitere Trieb- und Beiwagen hinzu.
Zu dieser Zeit bestand eine direkte Verbindung mit den Gleisanlagen der ebenfalls meterspurigen Dresdner Vorortbahn auf dem Bahnhofsvorplatz mit eigenem Post- und Abstellgleis. [1]
Die durch den Krieg ausgelösten Schwierigkeiten dauerten bis zum Jahr 1941, in dem die Sächsische Straßenbahn Dresden die Lockwitztalbahn übernahm. Sie wurde zur Linie 31 und überstand den Zweiten Weltkrieg ohne Schäden. Lediglich im April (23.-27.) und im Mai (7.-15.) 1945 ruhte der Betrieb aufgrund von Stromausfällen. Erst nach dem Krieg verschlechterte sich der Zustand der Bahn zunehmend.
Ab 1951 wurden Weichen und Gleise instandgesetzt sowie die Fahrzeuge und ihre elektrischen Gerätschaften erneuert. Die Verantwortung lag nun bei den Dresdner Verkehrsbetrieben. Einen ersten Versuch zur Umstellung gab es 1956, doch mit täglich 10.000 Fahrgästen war sie wirtschaftlich überlegen und wurde im Jahr 1968 erneut überholt. Dabei kamen 8 Triebwagen aus Erfurt und 8 instandgesetzte Beiwagen der Dresdner Straßenbahn in der typisch grün-beigen Farbe zur Lockwitztalbahn.
Wegen des Fehlens einer Wendemöglichkeit wurde am Endpunkt Niedersedlitz bei jeder Fahrt der Triebwagen umgesetzt. Das erfolgte in einer teilweise im Kreuzungsbereich in Gefällelage befindlichen Ausweichstelle unter Mitwirkung von 2 Rangierern. Diese hatten auch Trieb- und Beiwagen für die Fahrt in die neue Richtung vorzubereiten.
Nach Abschluss des Umsetzens fuhr der Straßenbahnzug rückwärts unter die Bahnunterführung, wo er bis zur Abfahrt auf der in Fahrtrichtung linken Straßenseite stehenblieb. Die Fahrgäste mussten zum Einsteigen die volle Breite der Fahrbahn mit Verkehr in beiden Richtungen überschreiten.
Das Rangierpersonal hatte seinen Aufenthaltsraum in einer kleinen Bude, die sich Mitte der 1960er Jahre auf der Südostseite des kleinen Platzes westlich der Bahnunterführung der Bahnhofstraße befand, kurz darauf aber an die Böschung auf der Nordwestseite versetzt wurde.
Obwohl zum Zeitpunkt der Zuführung neuer Fahrzeuge eine Einstellung nicht mehr in Frage kam, sollte die positive Entwicklung nicht lange anhalten. Zwar begann man 1974 an der Hummelmühle den Bau eines neuen Unterwerks für eine bessere Stromversorgung der geplanten modernen Tatrawagen, doch wurde dieses nie fertiggestellt. Auf Druck der Behörden wurde das Ende der Lockwitztalbahn trotz erheblicher Proteste und Beschwerden der Anwohner und Gemeinden beschlossen. Am 18. Dezember 1977 fuhr die Lockwitztalbahn unter allgemeiner Anteilnahme zum letzten Mal.
Nach der Stillegung wurden die meisten Triebwagen zur Kirnitzschtalbahn nach Bad Schandau umgesetzt, wo sie bis Anfang der neunziger Jahre im Linienbetrieb fuhren. Der Triebwagen 9 in seiner historischen rot-weißen Lackierung und ein ehemaliger Erurter Wagen in den Farben der Kirnitzschtalbahn sind als historische Fahrzeuge auch noch heute zu besonderen Anlässen unterwegs.
Im Jahr 2006 feierte sie ihr 100jähriges Bestehen.
[Bearbeiten] Förderverein Lockwitztalbahn e.V.
In Kreischa existierte ein Förderverein, welcher ein Schaufenster im Café Lehmann betrieb und zwei ehemalige Wagen pflegte. Diese befanden sich gegenüber dem Kurpark nahe dem alten Hauptgebäude der Rehaklinik. Es wurde jahrelang versucht, ein festes Gebäude (ehemaliger Betriebshof) für die beiden Wagen und den Verein zu finden.
Am 28. Juni 2007 wurden aufgrund der mangelnden Unterstützung der Gemeinde Kreischa die beiden Wagen abtransportiert. Ein Waggon wurde ins Straßenbahnmuseum Dresden-Trachenberge gebracht, der zweite Waggon ging auf Reise bis nach Erfurt.
Heute erinnert eine Informationstafel des Modelleisenbahnclubs Kreischa e.V. vor dem ehemaligen Straßenbahnhof (heutige Gemeindebibliothek) an die Geschichte der eingestellten Überlandstraßenbahn.
[Bearbeiten] Bildergalerie
1976: 70 Jahre Lockwitztalbahn
Hinweisschild in der Gaststätte "Zur Rispe" in Bärenklause
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Bauer u.a.: Straßenbahn-Archiv Band 2, transpress Berlin 1983. S. 70.
[Bearbeiten] Webseiten
- Webseite zur Lockwitztalbahn (unabhängig vom Förderverein in Kreischa entstanden, es besteht aber Kontakt)