Oschatzer Straße
Die Oschatzer Straße in Pieschen verbindet die Leipziger mit der Leisniger Straße und quert dabei sowohl die Konkordienstraße als auch die Bürgerstraße.
[Bearbeiten] Straßenname
Als der stadtnahe Arbeitervorort Pieschen am 1. Juli 1897 in die Haupt- und Residenzstadt Dresden eingemeindet wurde, musste etwa die Hälfte seiner Straßen wegen des „Vorhandenseins gleichnamiger Straßen in anderen Teilen der Stadt umbenannt werden“. Das betraf auch die heutige Oschatzer Straße, die einst die Pieschener Ostgrenze zur benachbarten Leipziger Vorstadt bildete und deshalb seit 1877 Oststraße hieß.
Die Oschatzer Straße trägt ihren Namen nach der etwa 15.000 Einwohner zählenden sächsischen Kreisstadt, die sich „die Stadt im Herzen von Sachsen“ nennt. Übrigens sind die meisten der fast 50 in und durch Pieschen verlaufenden Straßen nach sächsischen Städten bzw. Orten aus dem Dresdner Umland benannt.
[Bearbeiten] Bebauung und ausgewählte Adressen
Bevor nach einem 1878 beschlossenen Bebauungsplan auch an der Oststraße mehrstöckige Mietswohnhäuser in geschlossener Bauweise errichtet wurden, befanden sich hier vorwiegend gärtnerisch genutzte Flächen.
Der rasche Bevölkerungszuwachs nach der Eingemeindung „ließ an der Oschatzer Straße ein gut ausgestattetes Nebenzentrum des Dresdner Geschäftslebens entstehen“.[1] So gab es links und rechts der Oschatzer Straße Bäcker, Fleischer und Tabakwarengeschäfte, Schuh- und Uhrmacher, eine Drogerie, eine Buchhandlung, ein Fotofachgeschäft sowie die Gaststätte „Pieschener Bärenschenke“ und vieles andere mehr. Seit Oktober 1945 wird im stadtbekannten Geschäft an der Oschatzer Straße 1 mit Eisenwaren, Werkzeugen und Beschlägen gehandelt.[2] In guter Erinnerung vor allem der älteren Pieschener sind noch die beiden Kaufhäuser an der Kreuzung Oschatzer Straße/Ecke Konkordienstraße.
An der Oschatzer Sraße 1 besteht seit 1906 ein Eisenwaren-Geschäft. Bis 1936 betrieb es Paul Willenberg, anschließend bis 1978 Friedrich Köpping. Bis 2007 stand Klaus Hielscher hinter der Ladentheke, seitdem Lolita Kliemann.[3]
Von 1993 an befanden sich nach einem Umzug von der Brucknerstraße 26 die "Carl Adlers Antiquariate" auf der Oschatzer Straße 8, die aus der Buchhandlung und Verlag Carl Adler (gegründet 1833) hervorgegangen waren. Zwei Jahre nach dem 175. Jubiläum mußte die Buchhandlung im Jahr 2010 wegen der Auswirkungen der Weltfinanzkrise 2007–2008 ihre Türen für immer schließen.[4]
Der Durchgang durch die Oschatzer Straße 8 in Richtung der ehemaligen Hinterhöfe wird im Volksmund wegen seiner Müllberge und Graffitis als Tor zur Hölle bezeichnet und gemieden, besonders in den Nachstunden.[5]
Im Erdgeschoss der Oschatzer Straße 9 wird seit Mai 2015 mit portugiesischen und spanischen Spezialitäten gehandelt.[6]
Am 14. Februar 2023 wurde in einem seit längerer Zeit leerstehenden Ladenlokal auf der Oschatzer Straße 10 der Treffpunkt für Seniorinnen und Senioren "Dresdner Nachbarschaftsprojekt 60plus" eingerichtet.
Im 1898 erbauten Wohn- und Geschäftshaus an der Oschatzer Straße 15 betrieben zunächst die jüdische Familie Fanger das Kaufhaus Fanger bzw. das Hava-Kaufhaus[7], ab Mitte der 1930er Jahre der amerikanische Woolworth-Konzern und nach 1945 die Konsumgenossenschaft Dresden ihre Waren- bzw. Kaufhäuser. Nach der politischen Wende wurde das Erdgeschoss als Schlecker-Drogerie genutzt. Nach längerem Leerstand eröffnete im Dezember 2015 ein türkischer Lebensmittelmarkt.[8] Schräg gegenüber an der Oschatzer Straße 16-18 befand sich einst das Modehaus Kornblum & Michaelis, später das Textilwarenfachgeschäft Schuppan und danach ein Kaufhaus der Handelsorganisation (HO) Dresden. Seit Oktober 2006 hat im zuletzt genannten ehemaligen Kaufhaus eine Filiale der Allgemeinen Ortskrankenkasse für die Länder Sachsen und Thüringen (AOK PLUS) ihren Sitz.
Auf der früheren Baulücke Nr. 22/24 entsteht seit Juli 2016 ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen.[9]
Im Ladengeschäft der Nr. 27, dem Eckhaus zur Bürgerstraße, ist seit 1918 die Fleischerei Bernhardt ansässig. Erster Inhaber war bis 1930 Fleischermeister Richard Bernhardt, es folgten die Fleischermeister Erich (bis 1966) und Klaus Bernhardt (bis 1998). Seit 1999 führt Fleischermeister Jean Bernhardt das Geschäft.[10]
An der Oschatzer Straße 31/33 entstehen seit Herbst 2019 ein Mehrfamilienhaus mit acht Eigentumswohnungen und vier Reihenhäuser (ein Gebäude). Investor ist Treubau Dresden.
Im Erdgeschoss des Hauses Nr. 34 befand sich jahrzehntelang eine Fleischerei: Ende des 19. Jahrhunderts Fleischermeister Ernst Schluckwerder; etwa 1901 bis 1932 Emil Nacke, gegen Ende unterstützt durch Klemens Rebentrost; 1933 bis mindestens in die 60er Jahre hinein Max Alfred Hofmann.[11] Nach 1990 zog die Bierbar „Zeppelin“ bzw. „Graf Zeppelin“ ein, aus der später das „Camel’s Pub“ wurde. In den oberen Etagen befand sich in den vergangenen Jahren zeitweise eine kleine Pension. Anfang Juni 2016 öffnete nach knapp zweimonatigem Umbau das „JESS Pub“.
Den Teil der Oschatzer Straße zwischen Bürgerstraße und Leisniger Straße betreffend ist anzumerken, dass 1978 die „Herrnhuter Brüdergemeine“ im Hof des Grundstückes Oschatzer Straße 41 eine „kleine Kirche“ erworben hatte, die bis dahin der evangelisch-methodistischen Kirche als Gemeindezentrum diente. Sie ist heute Treffpunkt einer etwa 300 Mitglieder zählenden selbständigen evangelischen Kirche, deren „Wiege“ in Herrnhut (Sachsen) stand und dort 1722 ihren Anfang nahm.
Im Nachbarhaus Nr. 43 befindet sich seit Juni 2007 das Spiellokal des Dresdner Bridge Clubs e. V.. Daneben wiederum befand sich bis ca. 1970 die Pferdefleischerei der Familie Zenker mit der Gaststätte "Zum goldenen Ross".
Auf der gegenüberliegenden Seite der Oschatzer Straße befindet sich im Grundstück 40/42 seit Mai 2006 die Integrations-Kindertagesstätte „Leuchtturm“ mit 24 Krippen- und 73 Kindergartenplätzen.
ehem. Geschäft "Radio Lenk", Oschatzer Straße 14/Ecke Konkordienplatz
Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine in Dresden
Herrnhuter Stern am Zugang zur Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine in Dresden
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Werte unserer Heimat, 1985, Bd. 42, S.154
- ↑ http://www.werkzeuge-kliemann.de/unternehmen
- ↑ Postkarte „110 Jahre Eisenware 1906–2016“, hrsgg. von Lolita Kliemann
- ↑ Bilder bei Commons: Schaufenster Oschatzer 8 (ehemals "Carl Adlers Antiquariate") und Tor zur Hölle zum "Höllen-LIDL"., Schaufenster Oschtzer 8 (ehemals "Carl Adlers Antiquariate")., Briefkasten mit Kängeruh neben dem Schaufenster Oschatzer 8.
- ↑ Bilder bei Commons: Schaufenster Oschatzer 8 (ehemals "Carl Adlers Antiquariate") und Tor zur Hölle zum "Höllen-LIDL".
- ↑ http://pieschen-aktuell.de/2016/angekommen-in-pieschen-das-mercasito-mit-nemesio-gonzalez-blanco/
- ↑ http://www.cj-dresden.de/index.php?id=164
- ↑ Madeleine Arndt: Istanbul Market bringt das Morgenland in die Oschatzer Straße. In: www.menschen-in-dresden.de, 21.12.2015
- ↑ http://pieschen-aktuell.de/2016/oschatzer-strasse-bauarbeiten-fuer-mehrfamilienhaus-haben-begonnen/
- ↑ http://fleischerei-bernhardt.de/index.php?id=history; Adressbuch 1920, 3. Teil, S. 442
- ↑ Adressbuch 1901, 2. Teil, S. 354; Adressbuch 1932, 3. Teil, S. 515; Adressbuch 1943/44, 5. Teil, S. 600
- Dr. Karlheinz Kregelin (1931–2004), „Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden“ (Manuskript)
- Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18.