Polycarp Samuel Wagner

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Polycarp Samuel Wagner, auch Polycarpus Samuel Wagner (* 30. August 1696 in Liemehna bei Leipzig; † 28. Dezember 1769 in Wittenberg/ Elbe) war ein deutscher Beamter, Archivar, Numismatiker und mehrere Jahre regierender Bürgermeister in Wittenberg sowie kurfürstlich-sächsischer Steuereinnehmer des Kurkreises Wittenberg.

[Bearbeiten] Familie

Polykarp Samuel Wagners Ahnen kamen ursprünglich aus der Gegend um Zwickau, waren jedoch nicht begütert. Viele Familienangehörige waren Prediger und Priester. Polykarp Samuel Wagner war der dritte Sohn des Subsituten des Pfarrers in Liemehna (16911697) und späteren Beckwitzer und Liemehnaer Pfarrers (ab 1713), Georg Samuel Wagner (* 17. Juni 1663 in Gersdorf bei Lichtenstein-Callnberg/ Kreis Glauchau; † 3. Juni 1750 in Liemehna) und dessen 1691 geheirateter Ehefrau Maria Schönburg (* 1665; † 25. Oktober 1716 in Liemehna), Tochter des Johann Schönburg (16271682). Polykarp Samuel hatte noch folgende Geschwister:

Polykarp Samuels Großvater, Michael Samuel Wagner (16301694) war Pastor in Görsdorf bei Schönburg sowie zuletzt Pfarrer in Oberlungwitz bei Hohenstein-Ernstthal, sein Urgroßvater, Peter Wagner († 1665) war fürstlich-Schönburg-Waldenburgischer Hofbäcker.

Polycarp Samuel Wagner heiratete am 15. Juli 1721 Johanna Elisabeth geb. Lehmann († 1771 in Wittenberg/ Elbe), die älteste Tochter des kursächsischen Tranksteuerrevisors sowie Brauaufsehers Andreas Lehmann († 1723). Das Paar hatte fünf Kinder, darunter einen Sohn:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Während seine drei Brüder Theologie studierten und Priester wurden, lag Polycarp Samuel Wagners schulisches Interesse bei wissenschaftlichen Fächern. Ostern 1709 unterbrach er aber seine schulische Ausbildung und ging auf Rat seines Vaters nach Dresden, wo er im Büro des kursächsischen Kreiskassierers Aurich als Schreiber angestellt wurde. Noch im Alter von 13 Jahren zog er zu seinem Onkel, dem fürstlich-sächsischen Kammerschreiber Wagner nach Weimar, wo er ab Michaelis (29. September) 1709 das Gymnasium besuchte. Wagner blieb drei Jahre, bis zur zweiten Heirat seines Vetters in Weimar, wo er Lateinisch und Französisch lernte.

1712 ging Wagner nach Wurzen, wo er Schreiber beim kursächsischen Kreissteuereinnehmer Weißen wurde. Als dieser 1716 starb, zog Wagner Anfang 1717 nach Wittenberg, wo er in der "Churkreis-Trank- und Quatember-Steuereinnahme" unter Leitung des kursächsischen Kommissionsrates Dr. Ryssel als Kopist angestellt wurde. In diesem Amt als niederer Beamter blieb Wagner bis 1721. Ab 1717 begann er neben seiner Arbeit als Kopist mit Studien zur Geschichte und zur Numismatik, aber auch zur Rechtswissenschaft. 1718 verlieh der kaiserliche Pfalzgraf zu Dresden, Dr. Kühn den Status eines Notars. Anfang 1721 wechselte Wagner als Gehilfe zu dem kursächsischen Tranksteuerrevisor und Brauaufseher Andreas Lehmann, seinem zukünftigen Schwiegervater und übernahm nach dessen Tod, 1723 dessen beide Ämter.

1728 veröffentlichte Wagner sein wichtigstes Buch und ging im gleichen Jahr als Gehilfe zurück zum Kreisamtsmann und Steuereinnehmer Dr. Ryssel. Nach dem Tod seines Chefs übernahm Wagner 1730 dessen Amt als Trank- und Quatember-Steuereinnehmer. Seine geschichtliche Forschung und Sammlung vervollständigte er auf 12 Bände von Steuernachrichten, die nach Wagners Tod im kurfürstlichen Steuerarchiv in Dresden eingelagert wurden.

1729 wurde Wagner Mitglied des Rates der Stadt Wittenberg, wo er u.a. als Archivar wirkte. Besonders engagierte er sich um die Neuordnung des Wittenberger Stadtarchivs, übersetzte Bücher ins Deutsche, ließ andere binden und beschädigte Bücher instand setzen. Er beschäftigte sich weiterhin als Numismatiker, gab einen Nachtrag zu seinem 1728 erschienenen Buch heraus und konnte in seiner Privatsammlung insgesamt 160 verschiedene Groschen zusammenstellen, darunter alle Groschen der Kurfürsten von Sachsen, der Groschen der Fürsten zu Anhalt und der Grafen zu Brehna. Diese Sammlung erwarb nach seinem Tod, spätestens bis 1795 ein jüdischer Kaufmann.[9] Als Numismatiker stand Wagner mit anderen Gelehrten in Verbindung, u.a. mit dem kursächsischen Hofrat Böhme in Leipzig, weiterhin mit Schöttgen, Kreysig und Madai.

1744 wurde Polykarp Samuel Wagner von den Ratsmitgliedern erstmals zum Bürgermeister von Wittenberg gewählt. Wie in anderen Städten, u.a. auch in Dresden, ebenfalls üblich, gab es drei Bürgermeister, von denen einer das jeweils regierende Stadtoberhaupt für den Zeitraum eines Kalenderjahres war. Zu Wagners 50. Geburtstag erschien eine Glückwunschschrift von Christian Friedrich Zeibich mit einem Abriss zur Geschichte der damaligen Kurstadt. Wagner war in seiner 25-jährigen, langen Amtszeit mehrmals regierender Bürgermeister in Wittenberg.

Ab Ende September 1769 nahmen Wagners bereits früher auftretende gesundheitliche Einschränkungen, vor allem seine sogenannten "Steinschmerzen derart zu, dass er bettlägerig wurde. Im Dezember desgleichen Jahres verschlimmerte sich sein Zustand. Er starb am 28. Dezember 1769 morgens 3 Uhr.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen/ Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf www.peterskirche-leipzig.de
  2. Chronik der Stadt Eilenburg und der Umgegend, herausg. Carl Geissler, Eilenburg 1831, Digitalisat auf Google Books, S. 171
  3. Ansicht des Festumzugs in Wittenberg, Kupferstich, 1756
  4. Johann Christian Kießling: Etwas von den Strömen des lebendigen Wassers…, Glückwunsch zur Hochzeit seiner Schwester, Torgau 1769, Digitalisat der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
  5. Johann Gottfried Elsasser; Bunte Bilder aus einer grossen Erziehungsanstalt, Hermann Nitzschke auf WorldCat
  6. Wittenbergsches Wochenblatt zum Aufnehmen der Naturkunde und des ökonomischen Gewerbes, Band 3, 1770, Digitalisat auf Google Books, S. 8
  7. Richter, Karl, "Clauren, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 267 f. Onlinefassung
  8. Hiller, Helmut, "Göschen, Georg Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 541-543 Onlinefassung
  9. Historisch-geographische Beschreibung Wittenbergs und seiner Universität ..., Samuel Psik Schalscheleth (Pseudonym, tatsächlicher Name: Johann Gottlieb Heynig), Frankfurt/ Leipzig 1795, S. 98.

[Bearbeiten] Weblinks

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