Schweizer Viertel
Das Schweizer Viertel ist der älteste Teil der Dresdner Südvorstadt. Für die Namensgebung gibt es bisher zwei mögliche Erklärungen, zum einen stand an der Schweizer Straße als eines der ersten Häuser eine Restauration Schweizerei vor Ort, zum anderen könnte auch der Baustil der Villen mit überstehenden Dächern und geräumigen Veranden bzw. Balkons zu dem Namen beigetragen haben. Ein letztes dieser Häuser ist noch an der Lindenaustraße 2a zu finden.
[Bearbeiten] Entwicklung
1848 beschloss man die Bebauung des Gebietes hinter der kurz zuvor angelegten Bahnstrecke in Richtung Böhmen. Gleichzeitig richtete man auch eine Baupolizei ein, um eine unkontrollierte Entwicklung zu vermeiden. Geplant war hier nämlich eine wohlhabende Gartenstadt mit umfangreicher Begrünung.
Der erste Bauabschnitt beschränkte sich auf das Gebiet zwischen den Landstraßen nach Plauen und Dippoldiswalde, später als Chemnitzer Straße und Bergstraße benannt, der Bahnstrecke und der damaligen Zelleschen Straße, heute als Altenzeller Straße benannt.
Hier entstand zunächst die Hohe Straße, bis 1856 die Blindenstraße, Kaitzer Straße und Schweizer Straße und bis 1865 die Bernhard- und die Lindenaustraße.
Die eigentliche Bebauung erfolgte zunächst nur sehr zögerlich. Bis 1856 wurden nur 13 neue Häuser errichtet. In den kommenden Jahren steigerte sich aber die Bautätigkeit und so wurden nach und nach alle Grundstücke bebaut. Am Höhepunkt des Viertels hatte es sich im Süden bis zur Eisenstuckstraße ausgeweitet. Im Osten wurde es nun von der Winckelmannstraße begrenzt. Bahnstrecke und Chemnitzer Straße überschritt das Vertel nie.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden einige Villen als sogenannte „Judenhäuser“ genutzt, in denen jüdische Mitbürger interniert wurden und auf engstem Raum leben mussten.
[Bearbeiten] Bebauung
Insgesamt setzte man das Konzept einer gehobenen Gartenstadt durch. Es befanden sich hier ausschließlich herrschaftliche Villen inmitten von imposanten Gärten.
Die Häuser selbst waren meist zweistöckig, obwohl baupolizeilich bis zu drei Stockwerke erlaubt waren, und waren meist sehr umfangreich in der Innenausstattung. In den Kellergeschossen befanden sich Nutzräume, wie z. B. Küche mit zugehörigen Nebenräumen, Speisekammer, Plätt- und Nähstube, Waschküche und Heizungsraum, sowie Wohnräume der Hausmeister. Unter dem Dach hatten meist die Dienstmädchen ihre Unterkunft.
1945 richteten die Luftangriffe 13. Februar auch hier große Schäden an. Die Ruinen der zerstörten Villen wurden im Zuge der großflächigen Enttrümmerung in den 1950ern abgerissen und die Grundstücke mit modernen Wohn- und Geschäftshäusern überbaut.
Unzerstörte Häuser verfielen zu DDR-Zeiten mehr und mehr, konnten aber nach Klärung der Eigentumsverhältnisse nach 1990 meist originalgetreu wiederhergestellt werden.
[Bearbeiten] Einwohner
Die Einwohner des Viertels gehörten fast ausschließlich der Oberschicht an. Ärzte, Rechtsanwälte, Wissenschaftler oder Architekten ließen sich hier nieder. Ein weiterer bedeutender Anwohner des Areals war Victor Klemperer (1928–1934 Hohe Straße 8).
Nach 1945 änderte sich dies. Mit der Errichtung von modernen Wohnhäusern auf Grundstücken von zerstörten Gebäuden, sowie Aufteilung einiger Villen durchmischte sich die Anwohnerschaft mehr und mehr.
[Bearbeiten] Gewerbe
Grundlegend waren im Schweizer Viertel jegliche industrielle und gewerbliche Unternehmen verboten. Für die Versorgung der Anwohner sorgte entweder das Hauspersonal, welches in die Innenstadt und später in das Amerkanische Viertel zum Einkaufen geschickt wurde, oder man ließ sich direkt von Unternehmen beliefern.
Mit den Jahren lockerten sich die strengen Bestimmungen mehr und mehr und so siedelten sich diverse Artztpraxen und auch einige Mädchenpensionate an. Klassische Einzelhandelsunternehmen oder Handwerksbetriebe waren jedoch nie erlaubt. Rund um die Chemnitzer Straße siedelten sich Großunternehmen, wie zum Beispiel die Lingner-Werke, an.
[Bearbeiten] Naherholungsgebiete
Das Schweizer Viertel war das erste Wohngebiet der ansonsten bis dahin noch fast gänzlich unbebauten Südvorstadt und lag somit im Grünen. Sportlich betätigten sich die Einwohner des Viertels meist auf Tennisplätzen in der Nähe des Zelleschen Weges. Zur Unterhaltung besuchten sie das Schweizerhäuschen, Namensgeber des Viertels, den Bergkeller oder das Feldschlößchen.
[Bearbeiten] Weblinks
weiterführende Quellen:
- Annette Dubbers: Die Südvorstadt – Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteiles. 2004, S. 12ff.