Tarischer Weg
Der Tarische Weg (auch Kuhschwanz nach der Bezeichnung Q ab dem 16. Jahrhundert oder E-Flügel nach 1832[1]) gehört zu den drei ältesten Wegen von Dresden aus durch die Dresdner Heide. Der Name leitet sich von altsorbisch 'tor' = Steg (insbesondere Pilgersteg) ab.
Der Kuhschwanz und der E-Flügel verlaufen zumeist parallel oder sind sogar identisch. Sie trennen sich dann aber vor der Ullersdorf-Langebrücker Straße. Während der alte Kuhschwanz nach einem Bogen auch noch die Bahnlinie Dresden – Radeberg in einer Unterführung in Richtung Langebrück passiert, läuft der E-Flügel schnurstracks auf die Kühnheide zu und endet abrupt vor dieser Bahnlinie.
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[Bearbeiten] Historischer Anfang und Ende des Tarischen Weges
Im 17. und 18. Jahrhundert zweigte der 1572 ersterwähnte Tarische Weg direkt östlich hinter der steinernen Brücke über die Prießnitz von der Stolpischen Straße ab. Ab 1840 wurde dieses erste Wegstück dann Sandstraße genannt.
Das andere Ende dieses Altweges liegt in den Waldhufendörfern Liegau und Lotzdorf am nordwestlichen Rand der Dresdner Heide.
Auch das Wort 'liegau' ('liegow') stammt aus dem Altsorbischen und bedeutet so viel wie "Ort an der Waldgrenze" oder "Ort an den gelachten Bäumen".
Das ursprünglich einreihige Waldhufendorf Liegau lag aufgrund der sehr steilen Hänge östlich der Großen Röder in diesem Gebiet nur auf der linken (westlichen) Seite des Flusses, dessen rechtes Ufer bis zum Beginn des "Tannengrundes"[2] gleichzeitig Flurgrenze zur Gemarkung Lotzdorf ist.
Der Tarische Weg begann im Dorfkern von Lotzdorf entlang der Lotzdorfer Straße in einem nach Nordwesten abfallenden rechten Seitental der Großen Röder, die die Dorfflur von Süden nach Norden in weiten Bögen durchfließt. Hier bündelten sich bereits im 10. Jahrhundert die Pilgerwege aus dem Gau Busissin nach Nisan.
[Bearbeiten] Vorgeschichte und Frühgeschichte
Diese Verbindung ist aber offenbar noch viel älter. In Lotzdorf wurde auf einer Anhöhe etwa 400 Meter westlich der Tobiasmühle ein spätkaiserzeitlich-völkerwanderungszeitlicher Hort mit Eisengeräten und einem Backofen aus spätgermanischer Zeit gefunden - ein überregional bedeutender Siedlungsbeleg aus dieser Zeit. Demzufolge wird bereits damals eine Verbindung von dort in den Elbtalkessel auf dem verkehrsgünstigen Tarischen Weg bestanden haben.
Bereits noch früher, in vorgeschichtlicher Zeit, existierten Pfade durch den Wald der Dresdner Heide, die die nachgewiesenen jungstein- oder bronzezeitlichen Siedlungsstellen miteinander verbanden - ohne daß deren Verlauf noch genau rekonstruiert werden kann.
[Bearbeiten] Verlauf
Der Pilgerweg von Lotzdorf nach Altendresden (Prießnitzfurt) war etwa 15 km lang. Wegen der militärischen Nutzung der Albertstadt und der Zersiedelung von Liegau und Lotzdorf sind heute nur noch etwa 11 km davon mit dem Q (für den Kuhschwanz) ausgeschildert.
Man kann den historischen Verlauf aber auch heute noch nachempfinden:
- von der Steinbrücke über die Prießnitz führt der Weg ein Stück die Bautzner Straße Richtung Osten entlang
- kurz darauf biegt er in die Forststraße ein
- am Ende der Forststraße beginnt die Marienstraße, auf der der Tarische Weg heutzutage ein Stück entlangführt
- der historischen Trasse entspricht aber eher der Arno-Holz-Allee, die nach wenigen hundert Metern rechts von der Marienstraße abzweigt und bis zur Stauffenbergallee führt
- nach der Stauffenbergallee führte die Trasse entlang der Wiese westlich der Freien Alternativschule Dresden, an deren Ende sie auf die Stauffenbergkaserne stößt, welche von der Trasse durchquert wurde
Aktuell verläuft der Tarische Weg wegen der militärischen Nutzung des Terrains allerdings erst
- ab dem Schützenweg - hier sind Kuhschwanz (südöstlich des Totholzplatzes) und E-Flügel (nordwestlich des Totholzplatzes) noch leicht getrennt, verlaufen aber schon parallel
- etwa 500 m verläuft der Weg dann leicht erhöht gegenüber dem Gelände durch einen Mischwald bis zur Kreuzung mit dem MP-Weg (Moritzburg-Pillnitzer Weg; ab 1767 entstanden)
- etwa 30 m nach dieser Kreuzung zweigt der Kuhschwanz leicht halbrechts als kleiner Weg ab und verläuft 1,2 km als stetig ansteigender Hohlweg durch einen von Buchen und Kiefern dominierten Mischwald bis zur Querung von Kreuz 7
- 400 m nach dieser Kreuzung trifft der Kuhschwanz dann auf den E-Flügel, dessen Trasse der Kuhschwanz einen knappen Kilometer auf einem geschotterten Weg folgt
- beide kreuzen Kreuz 6
- dann den Diebsteig
- dann den Rennsteig
- dann die Alte 5 - hier trennen sie sich wieder, verlaufen aber weiter parallel
- nun geht der Weg anfangs leicht und später steil bergab ins Prießnitztal bis zur Kuhschwanzbrücke, wobei er zuvor noch die Alte 6 kreuzt
- hinter der Brücke kreuzt er den Prießnitztalweg und führt ein kleines Stück die Alte 7 entlang
- während die Alte 7 links zur Hofewiese führt, geht der Tarische Weg nach 40 m rechts mehr als 150 m steil aus dem Prießnitztal heraus, wonach er sich wieder mit dem E-Flügel vereinigt
- nach weiteren 400 m kreuzt er den Gänsefuß[3]
- weiter in nordöstliche Richtung erreicht der Tarische Weg den südöstlichen Ausläufer der Hofewiese - kurz zuvor trennt sich der E-Flügel wieder ab und geht parallel zum Kuhschwanz, der außerhalb des Zaunes entlangführt[4], quer über die Wiese
- nach 400 m führt die Trasse dann halbrechts einen kleinen unscheinbaren Weg entlang, der sich durch wechselnde Mischwald- und Kiefer-/Fichtenbestände windet und oft von beeindruckenden, alten Buchen flankiert wird
- er kreuzt die Schere
- dann den Ochsenkopf
- dann sogar den E-Flügel, der sich in Folge immer weiter entfernt
- dann den Weißiger Weg
- dann den Vogelzipfel, wo er bei 261 m NN den höchsten Punkt der Strecke passiert
- 1,5 km nach der Hofewiese kreuzt er die Ullersdorf-Langebrücker Straße
- nun verläuft der Weg ca. 1,1 km in nördliche Richtung, kreuzt zunächst den SW-Weg (Saugartenweg oder Semmelweg)
- dann den Anker
- überquert das Kuhwasser
- und kreuzt kurz darauf den F-Flügel
- und danach den Kreuzringelweg
- kurz vor der Unterführung der Bahnlinie Dresden – Radeberg passieren der die Forellenteiche, die vom Forellenbach gespeist werden[5] - der Weg führt über eine Brücke an der Stelle, wo der Forellenbach das Tiefe Gründchen und kurz darauf den Bahngraben aufnimmt
- nach dem Bahndamm führt der Kuhschwanz in nordöstliche Richtung und kreuzt den Poetenweg
- danach verläuft er als Heiderandweg bis zur Einmündung des Dörnichtweges von Westen
- der Kuhschwanz knickt hier nach Osten ab durch den Wald und kreuzt nahe der Straße An den Folgen[6] in Langebrück den Oberringel
- nicht weit davon tritt er wieder aus dem Wald aus und läuft über die Flur "bey der Weinpfütze"
- kurz darauf mündet er in den Leichenweg (von Liegau nach Radeberg)
- die letzte Markierung befindet sich 300 m nördlich des Liegauer Saugartens an der südwestlichen Grenze von Liegau-Augustusbad
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Der E-Flügel gehört zu dem System von Flügeln und Schneisen, das der Forstwissenschaftler Heinrich Cotta für forstwirtschaftliche Belange entwickelte und ab 1832 hier wie auch in anderen Wäldern des damaligen Königreichs Sachsen anlegen ließ
- ↑ Der "Tannengrund" ist ein rechtes Seitental der Großen Röder.
- ↑ Gänsefuß: eine asphaltierte, aber für den Durchgangsverkehr gesperrte Verbindungsstraße von der Heidemühle über die Hofewiese nach Langebrück.
- ↑ An dieser Südostseite der Hofewiese stehen noch viele der sehr schön behauenen Zaunsäulen aus Sandstein und Granit, welche früher der kompletten Einzäunung der Hofewiese dienten.
- ↑ Der Forellenbach mündet in Langebrück in den Roten Graben.
- ↑ An den Folgen: nach dem Folgenberg (243 m ü. NN) und dem Flurstück Folge östlich der Kühnheide.