Wehr (Lockwitz)
Das Wehr in Lockwitz ist ein Schwingwehr nach schweizerischer Bauart und wurde 1926 bis 1927 erbaut. Es ist als Technisches Denkmal eingestuft und steht somit unter Denkmalschutz. Unmittelbar am Wehr steht ein weiteres technisches Denkmal - der Lockwitzer Frosch, ein Wahrzeichen des heutigen Stadtteils von Dresden.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Mühlgraben war ursprünglich ein Arm des weit verzweigten Lockwitzbaches, der in vielen Zu- und Abflüssen durch Lockwitz verlief, wo das Lockwitztal sich verbreiterte und in die Dresdner Niederung überging. Bereits 1537 wurde in Lockwitz die erste Mühle errichtet.
Der durch das damalige Dorf Lockwitz fließende Lockwitzbach verursachte immer wieder große Überschwemmungen. So ist von 1616 urkundlich eine verheerende Überschwemmung überliefert, die Menschen und Vieh als Opfer forderten. Tagelange Regengüsse im Juli 1897 sowie im September 1924 und Mai 1925 ließen den Bach immer wieder stark anschwellen, so dass die Gemeinde nach dem Maihochwasser 1925 beschloss, ein automatisches Segmentwehr in Auftrag zu geben. Allerdings musste dafür das alte Lockwitzer Stauwehr mit einer reichbewachsenen Insel am sogenannten Pferdetump beseitigt werden.
Das Schwingwehr wurde 1926 bis 1927 von der Fa. Wyhlen erbaut, um über den Mühlgraben die Hänichenmühle, die Niedermühle und die Dankelmannmühle mit Wasser zu versorgen. Die Niedermühle wurde sogar bis zum Ende des 20. Jahrhunderts betrieben und der Wasserstand des Mühlgrabens über das Wehr reguliert. Seine große Bewährungsprobe erhielt das Wehr beim Hochwasser 1942.
1981 wurde das Schwingwehr auf Beschluss des Rates des Stadtbezirkes Dresden-Süd als "Gebirgswehr schweizerischer Bauart" unter Denkmalschutz gestellt. Bis 1990 oblag der Besitz und die Unterhaltung des Wehres der Wasserwirtschaftsdirektion, danach dem Umweltfachamt Radebeul. Nach der politischen Wende in der DDR wurde das Wehr in den Jahren 1990 bis 1991 aufwendig rekonstruiert. Seit 1994 ist die Flussmeisterei Dresden der Landestalsperrenverwaltung unterhaltungspflichtig. Damit ging das Wehr bis 2002 in das Eigentum der Stadt Dresden über.
Beim Augusthochwasser 2002 vom 12. bis 14. August wurde ein Großteil der historischen Mauer des begradigten Lockwitzbaches zerstört. Außerdem wurde das stählerne Segmentschütz durch den gewaltigen Wasserdruck verformt. Die Mauern wurden noch im gleichen Jahr wieder errichtet und das Schütz dauerhaft fixiert. Ende 2002 wurden das Flurstück und das Wehr in das Eigentum des Freistaates Sachsen übertragen.
[Bearbeiten] Technische Bauart und Daten
- Hersteller: Fa. Eisenbau Wyhlen AG aus Wyhlen bei Baden nach einem Patent der Züricher Stauwerke AG
- Typ: Schwingwehr (über den Wasserstand regelbares Segmentschütz)
- Lichte Weite = 8,50 Meter
- Stauhöhe = 1,50 Meter
[Bearbeiten] Funktion
Das Wehr hat einen beweglichen Verschluss. Dieser besteht aus einem Segmentschütz, d.h. einem Schütz mit gekrümmter Stauwand. Das Wehr funktioniert somit ohne elektrischen Antrieb. Rechts und links des Schützes befindet sich je eine Schwimmerkammer mit Ein- und Auslaufschieber. Die Schwimmerkammern sind durch eine Rohrleitung unter der Gewässersohle miteinander verbunden, um einen gleichmäßigen Wasserstand zu erreichen (Prinzip der kommunizierenden Röhren). Der Schwimmer selbst ist ein Betonhohlkörper. Die Gegengewichte am Schwingwehr sind ebenfalls aus Beton.
Durch den im Gewässer anstehenden Wasserstand und die Regulierung der Einlaufschieber füllen sich die Schwimmerkammern. Dadurch hebt sich das Segmentschütz und reguliert so den Wasserstand im Mühlgraben. Bei sinkendem Wasserstand werden die Einlaufschieber wieder verschlossen. Die Auslaufschieber werden dann geöffnet. Mit dem Absenken des Wasserstandes in der Schwimmerkammer senkt sich die Schütztafel. Um das Wehr auch bei einem niedrigen Wasserstand im Lockwitzbach bedienen zu können, kann Fremdwasser in die Schwimmerkammern eingespeist werden.
Bis heute ist das Schwingwehr das einzige seiner Art in den neuen Bundesländern. Das Wasserrecht ist mittlerweile jedoch aufgehoben.
[Bearbeiten] Ansprechpartner
- Landestalsperrenverwaltung Sachsen
- Betrieb Oberes Elbtal
- Flussmeisterei Dresden
- Telefon: 0351-210465-0
[Bearbeiten] Quellen
- Informationstafel am Schwingwehr Lockwitzbach
- Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Albert Schiffner, Leipzig 1840, Verlag Friedrich Fleischer, Online Ausgabe auf Google Books
- Lockwitz-Nickern, Chronik zur 700-Jahr-Feier beider Ortsteile (1288–1988), Jürgen Schillbach, Werner Schulze & Frank Knizek, Dresden 1988