Hänichenmühle

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sanierte Gebäude der Hänichenmühle in Lockwitz, im Vordergrund der alte, zugewachsene Mühlgraben

Die Hänichenmühle, eigentlich die Lockwitzer Mittelmühle, ist eine der ältesten Mühlen im Lockwitztal. Benannt wurde sie nach den langjährigen Betreibern und Besitzern der Mühle, der Familie Hänichen.

[Bearbeiten] Geschichte

Das genaue Baujahr der Mühle ist nicht mehr zu ermitteln. Es ist davon auszugehen, dass sie bereits vor 1537, dem Führen der Gerichtsbücher in Lockwitz, existierte. Der Mühlgraben wird 1569 im Gerichtsbuch urkundlich erwähnt. Die Mühle gehörte dem Rittergutsbesitzer von Oberlockwitz als unmittelbares Eigentum und war somit nicht zinspflichtig. Der Pächter Alex Wirthgen war der erste Müller der Mittelmühle.

Hans Alnpeck, der damaligen Gutsbesitzer, verkaufte die Mühle am 7. Oktober 1598 an Hans Goschmann, einem Dresdner Bürger aus Fischerdorf. Er hatte dem Gutsherren Alnpeck größere Geldbeträge gegen Zins geliehen und hypothekarisch besichern lassen. Da allerdings der Gutsherr nicht zahlungsfähig war, musste er die Mühle verkaufen. Goschmann, zur Ausübung des Mühlenhandwerkes kaum qualifiziert, musste für die Mühle bald einen Käufer suchen, den er nur in einem ausgebildeten und zahlungsfähigen Müller finden konnte. Am 20. Mai 1599 verkaufte er an Georg Dreßler die Mühle in Oberlockwitz. Nach einer Lockwitzer Chronik war Georg Dreßler bereits vor dem Kauf als Pächter der Mühle tätig.

(Der Geldbedarf der Familie Alnpeck war mit dem Verkauf der Mühle auf Dauer nicht gedeckt. Schon am 9. August 1606 verkaufte diese an Georg Dreßler, der über die Jahre nicht der einzige Käufer geblieben sein dürfte, ein Feld am Sedlitzer Weg von 6 1/2 Scheffel (1,8 Hektar), das an die Felder von Hans Wirthgen grenzte, dessen Hof gleich bei der Mühle lag. Die landwirtschaftlichen Flächen der Mühle wurden stetig vermehrt. Bis 1606 hatte Georg Dreßler dafür reichlich 291 Gulden über den Kauf der Mühle hinaus aufgewendet. Vom Kaufgeld für den Acker wurde nur ein geringer Betrag an Hans Alnpeck ausgezahlt, über 228 Gulden gingen zur Kreditablösung an Hans Goschmann in Dresden.)

Situationsplan Dreßler-Mühle in Lockwitz um 1800

Es handelte sich um eine Mühle mit drei Gängen inklusive Wohnhaus, Ställen und einem Acker, der sich bemaß nach "der vierte halbe Scheffel Aussaat". Außerdem gehörte dazu eine Wiese, teilweise mit Gehölz bestanden, jenseits des Mühlgrabens oberhalb des Wildenbachs. Die Mühle lag am Mühlbach, während die Hofstatt am alten Bach neben Hans Wirthgens Hof lag. Der ganze Komplex nahm die Fläche zwischen Lockwitzbach und Mühlgraben ein. Die Mühle wurde bis dahin durch den Gutsbetrieb und nicht aus einer eigenen Landwirtschaft versorgt. Am Einlauf in den Mühlgraben befand sich 1599 ein hölzerner Steg, für dessen Unterhalt der Müller zu sorgen hatte, während die Radstube sich eben oberhalb der Einmündung des heute verschwundenen Wildenbaches befand. Der erwähnte hölzerne Steg diente nur den Fußgängern, während Tiere und Wagen eine daneben gelegene Furt benutzten. Michael Dreßler erwarb die Mühle mit allem Zubehör am 5. Februar 1615 von seinem Vater. 1624 baute jener seine Mühle vollständig neu, nach­dem der nachfolgende Gutsherr Johann Georg von Osterhausen seine Hintermühle schon 1621 verlegt und ebenfalls vollständig neu gebaut hatte. Dabei wurde wahrscheinlich auch bei Dreßlers ein oberschlächtiges Rad eingebaut. Jedenfalls hat Michael Dreßler zur Verbesserung des Antriebes ein größeres Gefälle geschaffen. Dazu wurde beim sogenannten Pferdetump ein steinernes Wehr in den Lockwitzbach gebaut und der Mühlgraben durch steinerne Uferbefestigungen erhöht. Der Steg, der über den Bach und den Mühlgraben führte, reichte nun in der Höhe nicht mehr aus und mußte ebenfalls erneuert werden. Wehr und Ufermauern bestanden bis 1927. Der gemauerte Mühlgraben wurde entlang der Straße gegenüber dem Schloß verrohrt. Der weitere Verlauf ist noch heute erhalten und zeigt, wie der Graben mit geringst möglichem Gefälle dem Gelände angepaßt wurde, um eine ausreichende Höhe für das oberschlächtige Rad zu gewinnen. Daher liegt der Graben teilweise über dem angrenzenden Gelände. 1696 entschloß man sich bereits zum Bau einer steinernen Brücke, die noch heute ihren Dienst tut, nachdem sie verbreitert und erneuert wurde.

Die Familie Dreßler konnte die Mühle bis 1712 halten. Der letzte Dreßler-Müller Michael hatte bei Abschluss des Kaufvertrages 1709 nur noch drei Jahre zu leben. Erbin der Mühle war die unmündige Tochter, welche im Kindesalter verstarb. Das Erbe fiel an die Witwe, welche um 1713 den Rittergutspächter Georg Rudolph heiratete. Die Erbfolge wurde von den Dreßlers angezweifelt, jedoch durch ein Gutachten der Juristenfakultät in Wittenberg bestätigt. 1741 wurde die Mühle an den Stiefsohn Johann Georg Rudolph verkauft. Somit hatte die Familie Rudolph die Mühle bis 1809 inne.[1]

Von 1760 bis 1805 wurde die Mühle an verschiedene Pächter verpachtet. Im Jahr 1809 kauft der Wagnermeister Johann Peter Schrumpf [2] aus Dresden die Mühle, errichtet ein neues Seitengebäude und modernisiert die Scheune und die Brücke über den Lockwitzbach. Ein Jahr später erweitert er die Mühle um eine Hirsestampfe. 1813 wurde die "Schrumpfsche Mühle" im Napoleonischen Befreiungskrieg komplett zerstört.

Postkarte der Lockwitzer Kornbrennerei und Presshefefabrik H.F.Hänichen
Anzeige im regionalem Adressbuch 1892

1834 pachtet Traugott Heinrich Hänichen die Mittelmühle und errichtet dort eine Kornbrennerei. Vier Jahre später, 1838 kauft er die Mühle. 1850 erbaut Hänichen das heute noch erhaltene Mühlengebäude. Sein Sohn, Heinrich Ferdinand Hänichen erweitert den Geschäftsbetrieb und gründet die "Korn- und Likörfabrik H.F. Hänichen", die unter diesem Namen bis 1917 neben Korn und Likör auch Presshefe produziert. In der dritten Generation der Familie Hänichen wird die Mühle von Felix Oskar Hänichen (18651946) geführt. Er erneuert 1896 die Mühle nochmals.

1945 wird die Mühle verkauft und es entstand eine Spezial-Getreideschrotmühle. Als 1956 der Mahlbetrieb endgültig eingestellt wurde, funktionierte man die ehemaligen Gebäude zuerst in eine Futtermittelhandlung um. Später diente die ehemalige Mühle dem VEB Dico-Werk Dresden als Lager. Die Gebäude verfielen zu DDR-Zeiten und wurden zeitweise auch als Lager der örtlichen LPG genutzt. 2001 sanierte ein privater Investor die ehemalige Mühle und erbaute eine Wohnanlage für mehrere Familien. Außerdem entstanden auf dem Mühlengelände weitere Einfamilienhäuser.

Der Weg am Lockwitzbach wurde im August 1930 mit Hänichenweg benannt. Die Mühle selbst wurde unter der Adresse Preußerstraße 8 geführt (früher Nr. 105).

[Bearbeiten] Quellen

  1. Die Familie Dressler, Prof. Heinrich Schoof, Karlsruhe 2005 (Eigenverlag)
  2. Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatscalender, S. 128 auf Google Books

[Bearbeiten] Weblinks

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