Adalbert Ruschel
Professor Adalbert Ruschel (* 6. September 1930; † 10. Januar 2023 in Nürnberg)[1] war ein deutscher Lehrer, Ausbilder, Handelslehrer und Hochschullehrer, u.a. auch als beratender Dozent an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden sowie als langjähriger Dekan der Technischen Hochschule „Georg Simon Ohm“ in Nürnberg. Er war Journalist und Publizist mehrerer betriebswirtschaftlicher Bücher und Fachliteratur zur Personalführung, betätigte sich zuletzt auch als Historiker und Heimatforscher seiner Wahlstadt Nürnberg. Ruschel war Träger des Bundesverdienstkreuzes.
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[Bearbeiten] Familie
Adalbert Ruschel war mit Renate Ruschel geb. Schlicht (* 10. Juni 1935 in Königsberg/Ostpreußen, heute Kaliningrad/ Russland; † 18. März 2013 in Nürnberg)[2] verheiratet.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Adalbert Ruschel erhielt seine höhere Schulbildung auf dem zweiten Bildungsweg und studierte anschließend Wirtschaftspädagogik, Deutsch, Geschichte und Philosophie.[3] Sein Studium der Wirtschaftspädagogik schloss er mit dem akademischen Grad eines Diplomhandelslehrers ab. Das Fach Philosophie ebeendet er mit dem kleinen Philosophicum und das Fach Germanistik mit der Staatsprüfung zum Lehramt. Anschließend war Ruschel erst in der deutschen Wirtschaft tätig. Er war Lehrer an einer Berufsschule, später der Berufsaufbauschule und schließlich an der Höheren Wirtschaftsfachschule. Er betätigte sich außerdem als Trainer in der beruflichen Fortbildung und der Lehrerfortbildung.
1971, im Alter von 40 Jahren wurde Ruschel als Professor an die 1963 gegründete Technische Hochschule (TH) „Georg Simon Ohm“ in Nürnberg berufen, anfangs als Dozent für Wirtschaftslinguistik im Fachbereich Betriebswirtschaft, dann später als Professor für Berufs- und Arbeitspädagogik. Während dieser Zeit und darüber hinaus arbeitete Ruschel nebenberuflich als Berater, Trainer und Coach für die regionale Wirtschaft. Außerdem war er Gutachter für Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Bildungscontrolling bei Betrieben und Behörden. Seine Themen waren Rhetorik, Mitarbeitergespräche und -besprechungen, Moderations- und Präsentationstechniken, Konflikt- und Wissensmanagement, Aus- und Weiterbildung, Coaching und Bildungscontrolling. Seit 1972 hatte Ruschel für verschiedene Kammern und einige freie Bildungsträger Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Ausbilder-Eignungsprüfung durchgeführt. Gleichzeitig war er Prüfer und Vorsitzender einschlägiger Prüfungsausschüsse.[4] 1988 wurde Ruschel für seine Verdienste im Hochschulwesen und in der Wirtschaft mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Nach 16 Jahren Lehrtätigkeit an der TH Nürnberg wurde Ruschel am 1. März 1987 zum Dekan im Fachbereich Betriebswirtschaft gewählt. Er übernahm die Verwaltung des Fachbereichs von Professor Dr. Martin Brons, der den Fachbereich vor ihm auch vier Jahre führte. Dieses Amt hatte er bis zum Ende des Herbstsemesters 1990, bis zum 28. Februar 1991 inne und übergab es an Professor Dietrich Arneth, der bis 1994 Dekan war.[5]
Professor Ruschel engagierte sich im Zuge der deutschen Einheit persönlich stark im Osten, um das alte sozialistische Bildungssystem, vor allem an Industrie- und Handelskammern und an Technischen und Fach-Hochschulen mit auf die neue soziale Martwirtschaft einzustellen. Daher wurde er im Herbst 1990 von der TH Nürnberg erst teilweise, dann ab Anfang 1991 schließlich vollends, anfangs ab 1990 zum Ausbau des beruflichen Bildungswesens an der Industrie- und Handelskammer Gera freigestellt, wo er noch bis 1993 wirkte.
Anfang 1991 nahm Ruschel seine beratende Tätigkeit an der ehemaligen Hochschule für Verkehrswesen in Dresden auf. Hier referierte er vor allem vor Studenten der damaligen Sektion 2, Betriebswirtschaft, die ihre Diplomarbeit auf dem Gebiet der Personalarbeit und -führung schreiben wollten. In Fachvorträgen an der HfV Dresden zu den Themen Managementsysteme und Mitarbeiterführung konnte er Diplomanten auf dem Weg für eine berufliche Tätigkeit vorbereiten. Er unterstützte in dieser Zeit auch vor seinen Studenten die Idee einer Umwandlung der HfV in eine europäische Verkehrsuniversität, die allerdings letztlich als eigenständige Universität scheiterte. Die Tätigkeit an der Verkehrshochschule beendete Ruschel 1992 mit der Abwicklung der HfV und Überführung in die Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“.
1993 ging Ruschel zurück als Professor für Personalwirtschaft und Berufs- und Arbeitspädagogik an die Technische Hochschule „Georg Simon Ohm“ nach Nürnberg. Dort wurde er zum zweiten Mal für eine Amtszeit als Dekan der Fakultät Betriebswirtschaft gewählt, diesmal vom 1. März 1994 bis zum 28. Februar 1995. Er übergab die Amtsgeschäfte an Professor Dr. Wolfdieter Nowak, der mit Beginn des Frühjahrssemesters 1995 die Leitung übernahm.[6]
Nach seiner Versetzung in den Ruhestand mit 65 Jahren als Professor für Berufs- und Arbeitspädagogik i.R. war Ruschel weiter als freiberuflicher Personalberater, Trainer und Journalist sowie Mitarbeiter bei Presse, Rundfunk und Fernsehen. Er betätigte sich auch als Moderator und Leiter von Chats bei verschiedenen Internetanbietern, besonders im Forum für Ausbilder des Bundesinstituts für Berufsbildung. Im Jahr 2000 erhielt Ruschel den goldenen Ring der IHK Nürnberg für Verdienste um die berufliche Bildung.
In seinen letzten Lebensjahren engagierte sich Ruschel im Verein „Nürnberger Epitaphienkunst und Kultur e.V.“. Ruschel starb im 93. Lebensjahr. In der Gesamtausgabe der Nürnberger Nachrichten/ Nürnberger Zeitung erschien am 14. Januar 2023 seine Traueranzeige. Die Trauerfeier fand am 20. Januar 2023 in der Kirche St. Klara in Nürnberg statt.[7]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1988: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
- 2000: Goldener Ehrenring der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Verdienste um die berufliche Bildung
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
Ruschel veröffentlichte bis 2014 über 20 Bücher aus seinen wissenschaftlichen Fachgebieten, vor allem zur Betriebswirtschaft, zum Personalwesen und zur Weiterbildung in Betrieben. In seinem Ruhestand veröffentlichte er auch Bücher zur Geschichte der Stadt Nürnberg.
- 1981: Ausländerkinder in Schule und Berufsausbildung - eine Orientierungshilfe, Stadt Nürnberg: Pädagogisches Institut.
- 1981: Von der Hauptschule zur Berufsausbildung, Pädagogisches Institut der Stadt Nürnberg.
- 1984: Von der "Schnupperlehre" zur Berufsorientierungswoche - ein Beispiel für außerschulische Initiativen in: Beck/Ipfling/Kupser: Das Betriebspraktikum für Schüler und Lehrer, Klinkhardt Verlag, Bad Heilbrunn/Obb.
- 1990: Wenn zwei sich streiten. Konflikte und ihre Bewältigung, Expert Verlag Renningen, Audio-CD.
- 1992: Personalentwicklung in: Hans J. Schneider (Hrsg.): Mensch und Arbeit, Taschenbuch für die Personalpraxis, Wirtschaftsverlag Bachem, 9. Auflage, Köln.
- 1992: Teilnehmerschwund bei Training off the job (1. Auflage), Die Transferproblematik bei der Erfolgskontrolle betrieblicher Weiterbildung (2. Auflage) in: Gorg von Landsberg/Reinhold Weiss (Hrsg.): Bildungs-Controlling, Verlag Schäffer-Poeschel, Stuttgart, 1. Auflage 1992.
- 1992: Coaching. Mitarbeiter fördern durch Fordern, Expert Verlag Renningen 1992, Audio-CD.
- 1993: Besprechungen und Konferenzen. Grundlagen der effektiven Gesprächsgestaltung, Illustrationen von Hans Ruschel, Ullstein-Buch, Berlin 1993.
- 2000: Konfliktmanagement in: Adalbert Ruschel et al.: Schlüsselqualifikationen im Management, Fortis Verlag, Köln.
- 2001: Die Ausbildereignungsprüfung, Vorbereitung auf die schriftliche und praktische Prüfung., 5. Auflage, Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen (Rhein). Die 6. Auflage erscjien 2014.[8]
- 2008: Arbeits- und Berufspädagogik für Ausbilder in Handlungsfeldern. Nach der Ausbildereignungsverordnung von 1999, 2. Auflage, Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen (Rhein).
- 2011: Recruitingwege für Auszubildende, Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Herne.
- 2011: Einführung der Auszubildenden in das Unternehmen, Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen (Rhein).
- 2013: Lesekompetenz in der Berufsausbildung, Leitfaden für Ausbilder und Berufsschullehrer, 1. Auflage 2013, Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen (Rhein).
- 2016: Brauer, Mälzer, Kieser und Genießer. Die Spuren Nürnberger Braukunst auf den Epitaphien der Friedhöfe Sankt Johannis und Sankt Rochus zu Nürnberg, BoD.
- 2016: Sitzend sammeln für Schüler und Sieche. Die Almosenstühle der Handwerksmeister in den Pfarrkirchen St. Sebald und St. Lorenz zu Nürnberg, BoD.[9]
- 2017: Der Handwerkerfriedhof Sankt Rochus zu Nürnberg. Was Epitaphien erzählen können, BoD.[10]
[Bearbeiten] Quellen
- Prof. Ruschel, Adalbert, Vita auf shop.nwb.de
- Adalbert Ruschel auf www.adalbert-ruschel.de, abgerufen am 19. April 2025.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige auf trauer.nn.de, abgerufen am 19. April 2025.
- ↑ Traueranzeige auf trauer.nn.de.
- ↑ Adalbert Ruschel, Lebenslauf auf www.lovelybooks.de.
- ↑ Veröffentlichungen zur Berufs- und Arbeitspädagogik auf www.adalbert-ruschel.de.
- ↑ Dekanatsgalerie, Onlineversion auf www.th-nuernberg.de.
- ↑ Dekanatsgalerie, Onlineversion auf www.th-nuernberg.de.
- ↑ Traueranzeige auf trauer.nn.de, abgerufen am 19. April 2025.
- ↑ Datensatz auf www.lovelybooks.de.
- ↑ Leseprobe auf Google Books.
- ↑ Leseprobe auf Google Books.
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage von Adalbert Ruschel
- In stillem Gedenken. In Memoriam - Die Fakultät Betriebswirtschaft trauert. TH Nürnberg.
- „Er ist ein Vorbild für mich“, Onlineartikel mit einem Interview von Adalbert und Tobias Ruschel auf magazin66.de.