Albertstift
Das katholische Albertstift an der Wernerstraße 27/29 in Löbtau umfasste ein Altersheim, anfangs mit „Volksspeiseanstalt“[1], und einen Kindergarten, zeitweise mit Hort. Das Pflegeheim befand sich im Vorderhaus, die Kinderbetreuung im Hintergebäude.
In der Volksspeiseanstalt Wernerstraße 27 wurden laut Adreßbuch 1901 „die Speisen zum Preise von 10 und 15 Pfg. für die Portion an jedem Wochentage von 11 bis 1 Uhr abgegeben“. Die Einrichtung stand unter dem Protektorat Ihrer Majestät Königin Carola, Oberin Schwester Patricia Nickel leitete die Armenspeisung. Die Essenausgabe befand sich parterre, die Oberin wohnte im ersten Stock.[2]
Das Altersheim wurde ebenfalls durch eine Stiftung der Königin Carola von Sachsen eingerichtet, die sich stark für Kranke und Arme einsetzte. Schwestern der Orden des heiligen Karl Borromäus und der Heiligen Elisabeth sorgten im Albertstift für alte Menschen. Ab 1979 kümmerten sich weltliche Mitarbeiter um die Bewohner. Zuletzt lebten 40 Personen im Albertstift. Da das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und mit engen Treppenhäusern, kleinen Zimmern und ohne Fahrstuhl nicht den Anforderungen an eine moderne Sozialeinrichtung genügte, baute der Caritasverband des Bistums Dresden-Meißen ein neues Altenpflegeheim in Friedrichstadt. Am 27. September 1997 wurde der Grundstein gelegt, fast exakt zwei Jahre später bezogen Bewohner und Mitarbeiter des Löbtauer Albertstift und des Neustädter St.-Benno-Stifts das neue Pflegeheim St. Michael in der Friedrichstraße.[3]
Die Kinderbetreuung im Albertstift begann 1901, als eine „Kinderbewahranstalt“ (Hort) gegründet wurde.[4] 1919 wurden die Räumlichkeiten erweitert und zusätzlich eine Spielschule eingerichtet. Schwestern der Heiligen Elisabeth („graue Schwestern“) betreuten die Kinder.
Die Nationalsozialisten enteigneten die grauen Schwestern, doch gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges eröffneten die Schwestern den Hort wieder und zudem einen Kindergarten mit zwei Gruppen. Als die Ganztageserziehung eingeführt wurde, schloss man den Hort des Albertstifts und baute das Kindergartengebäude so um, dass eine dritte Gruppe Platz fand.
Da es für die grauen Schwestern nicht genügend Nachwuchs gab, übergaben die Schwestern die Leitung des Kindergartens 1970 in „weltliche Hände“. Die ausgebildete Erzieherin Regina Hänsch, Ehefrau des Architekten Wolfgang Hänsch war somit die erste Leiterin eines kirchlichen Kindergartens in Dresden, die nicht einem katholischen Orden angehörte. Sie leitete die Einrichtung bis zur Auflösung 2002 und übernahm noch bis 2004 die Leitung des Nachfolgekindergartens „Don Bosco“ auf der Bünaustraße 10. Der Kindergarten Albertstift wurde finanziell und personell von der Caritas getragen und unterstand dem Kuratorium des Albertstiftes.
Von 1970 bis 1972 gestalteten Eltern von Kindergartenkindern ein angemietetes Grundstück an der Gröbelstraße zum Spielplatz um. Zwei Jahre lang trafen sie sich jeden Sonnabend zum Arbeitseinsatz. Auch in den folgenden Jahren ermöglichte nur der Einsatz der Eltern bauliche und gestalterische Verbesserungen in und um die Kindereinrichtung. In den 1980er Jahren konnte man dann den Holzbildhauer Siegfried Haas gewinnen, der den Spielplatz komplett neu gestaltete. Sämtliche genormte und industriellen Spielgeräte verschwanden und wurden durch von Siegfried Haas gestaltete und gebaute Spielkonstruktionen ersetzt. Auch der Kindergarten selbst erlebte im Inneren eine maßgebliche Umgestaltung des Künstlers.
Nach der politischen Wende in der DDR wurde die Carolastiftung 1990 wieder aktiv. Mit Mitteln des „Aufbau Ost“ wurden 1990/91 die restlichen Außenanlagen umgestaltet. 1995 wurden sämtliche Sanitäranlagen neu gebaut und eine Garderobe eingerichtet. Im gleichen Jahr wurde die Carolastiftung aufgelöst, der Kindergarten ging in die Trägerschaft des Caritasverbandes e. V. Dresden über.
Am 4. Mai 2002[5] zog der Kindergarten in sein jetziges Domizil im neu errichteten Gemeindezentrum Bünaustraße 10. Die Einrichtung heißt nun „Caritaskindertagesstätte Don Bosco“, der Kindergarten Albertstift wurde offiziell aufgelöst. In dem neuen Integrationskindergarten werden auch mehrere leicht behinderte Kinder betreut.[6]
Die beiden Gebäude Wernerstaße 27/29 sind nunmehr in privatem Besitz verschiedener Eigentümer. Das 'Wohnhaus de saxe' (Vorderhaus, Wernerstr. 27) wird seit 2014 in privater Regie fortgeführt. Es gibt 35 möblierte Zimmer, die an Studenten und Auszubildende vermietet werden. Der große Saal wurde in seinem Charakter modernisiert und steht den Bewohnern des Hauses zur Verfügung. Im Hinterhaus (Wernerstr. 29) befinden sich Privatwohnungen.
Für die Kapelle des Albertstifts gestaltete der Bildhauer Friedrich Press 1947/48 den Altar und das Innere der Kapelle. Die Kapelle soll jedoch 1959 abgerissen worden sein. Im Erdgeschoss des Altersheimes wurde eine neue Kapelle eingerichtet.[7] Eine Skulptur in einer Nische am Hinterhaus weist noch heute auf die christliche Vergangenheit des Gebäudes hin. Wer diese beiden Figuren geschaffen hat, ist nicht bekannt. Hinter dem Kindergarten stand noch eine weitere Plastik. Die Mutter Gottes befindet sich heute in einem Privatgarten.
[Bearbeiten] Quellen
- sofern nicht anders angegeben, alle Informationen von der Caritaskindertagesstätte „Don Bosco“, Leiterin Beate Adler, 30.5.2012
- ↑ Adreßbuch für Dresden und seine Vororte 1904, S. 717
- ↑ Adreßbuch für Dresden und seine Vororte 1901, 6. Teil, S. 219, 296
- ↑ http://www.tdh-online.de/archiv_1996_bis_2007/artikel/4020.php, http://www.tdh-online.de/archiv_1996_bis_2007/artikel/5233.php
- ↑ Adreßbuch für Dresden und seine Vororte 1902, 6. Teil, S. 219, 299
- ↑ http://www.bistum-dresden-meissen.de/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=1644&idart=7140
- ↑ http://www.caritas-dresden.de/einrichtungen/kindergaerten/albertstift.cgi?ver=non_frame
- ↑ Detlef Karg (Hrsg.): Friedrich Press (1904-1990): Kirchenräume in Brandenburg. Berlin 2008. S. 166. http://www.st-antonius-grossraeschen.de/Biographie%20Friedrich%20Press%20St.Antonius.html