Tafel Dresden
Der Tafel Dresden e. V. wurde am 7. März 1995 als achte Tafel Deutschlands und erste Tafel Ostdeutschlands auf Initiative von Dr. Edith Franke (sog. Mutter Teresa von Dresden) gegründet. Ursprünglich initiiert wurde diese Gründung durch die Tafel in Dresdens Partnerstadt (seit 1987) Hamburg. Dort war im November 1994 nach Berlin (am 22. Februar 1993) die zweite deutsche Tafel gegründet worden, was im eigentlich reichen Hamburg damals sehr großes (auch internationales) mediales Aufsehen erregte.
[Bearbeiten] Adresse
(Stand 2024; Kündigung bereits ausgesprochen)
Geschäftsstelle und Landeslogistik –
Zentrallager
Messering 20
01067 Dresden
Kühlhaus Frigolanda GmbH
Anfahrt mit PKW: von A4/ A13/ A14 und A17
Anfahrt mit ÖPNV: aus Richtung Stadtzentrum Straßenbahn Linie-10
Anfahrtsbeschreibung für Speditionen /Güterkraftverkehr:
Ausfahrt 78- Dresden-Altstadt auf B6 in Richtung Dresden-Altstadt/Meißen
oder Abfahrt Elbe Park Neustadt in Richtung Flügelweg Brücke
Rechts auf Meißner Landstraße/ B6 weiter Links auf Bremer Straße (B6)
Richtung Kongresszentrum/Messe/ Hafen folgen
Links abbiegen auf Schlachthofstraße – dann weiter auf Messering
Webseite:
https://logistik.tafel-sachsen.de/zentrallager/
[Bearbeiten] Ehemalige Adresse
Ehemalige Adresse (bis 2011)
Dresdner Tafel e.V.
01259 Dresden
[Bearbeiten] Ausgabestellen
[Bearbeiten] Mitte: Hauptsitz Zwickauer Straße 32
- Hauptsitz der Tafel Dresden (fungiert auch als Standort Mitte): Zwickauer Straße 32 - hier gibt es auch den "Tafelladen Spätausgabe" ("In Bildung befindliche Personen und Berufstätige werden bevorzugt eingelassen (Nachweis erforderl.)" und die "Schatzkiste für Schatzsucher und alltägliche Dinge des Lebens"[1]
[Bearbeiten] Tafelläden
Sogenannte "Tafelläden" existieren neben der Hauptstelle auch in verschiedenen Dresdner Stadtteilen (Stand: 2024):
[Bearbeiten] Neustadt: Hechtstraße 22
- Standort Neustadt: Hechtstraße 22[2]
[Bearbeiten] Friedrichstadt: Berliner Straße 63a
- Standort Friedrichstadt: Berliner Straße 63a[3]
[Bearbeiten] Prohlis: Berzdorfer Straße 26
- Standort Prohlis: Berzdorfer Straße 26 (Zugang über Albert-Wolf-Platz)[4]
[Bearbeiten] Gorbitz: Altgorbitzer Ring 1
- Standort Gorbitz: Altgorbitzer Ring 1[5]
[Bearbeiten] Pieschen: Rehefelder Straße 61
- Standort Pieschen: Rehefelder Straße 61 = katholisches Pfarrhaus der St.-Josefs-Kirche[6]
[Bearbeiten] Schlottwitz: Müglitztalstraße 31a
- Standort Schlottwitz: Müglitztalstraße 31a[7]
[Bearbeiten] Altenberg: Zinnwalder Strasse 5
[Bearbeiten] Ehemalige Tafelläden
[Bearbeiten] Sporbitz: Ehemaliger Hauptsitz Sporbitzer Ring 4
Sporbitz, Sporbitzer Ring 4 (an der Grenze zu Heidenau) - Hauptsitz bis Oktober 2011
[Bearbeiten] Johannstadt: Trinitatiskirche
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 1993: erste Tafel in Berlin
Der Impuls zur Gründung der ersten deutschen Tafel entstand nach einem erschütternden Vortrag der damaligen Berliner Sozialsenatorin und Frauenrechtlerin Ingrid Stahmer. Ein Mitglied der Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. hatte in New York die 1983 gegründete Organisation "City Harvest" kennengelernt und schlug eine ähnliche Organisation für Berlin vor.
Der Grundgedanke bestand darin, Lebensmittel einzusammeln, die nach den Gesetzen der Marktlogik "überschüssig" sind - und diese an Menschen in Not und soziale Einrichtungen weiterzugeben.
[Bearbeiten] Vorbild USA
Dieser Gedanke wurde bereits 1967 von dem US-amerikanischen Basisaktivisten und Unternehmer John van Hengel realisiert. John van Hengel war ein engagiertes Mitglied der Römisch-katholischen Kirche und legte schon bei seiner Volljährigkeit ein Armutsgelübde ab.
1967 arbeitete der 44-jährige und damit ältester öffentlicher Rettungsschwimmer der Stadt zusätzlich ehrenamtlich für die "St. Vincent de Paul Soup Kitchen" ("St. Vincent de Paul Suppen Küche") in der Millionenmetropole Phoenix (Arizona). Dabei lernte er eine Mutter von zehn Kindern kennen, die den Wunsch nach einem Ort äußerte, an dem nicht benötigte Lebensmittel gesammelt und an die Hungrigen verteilt werden könnten, ähnlich wie eine Bank Geld sammelt und verteilt.
Die Basilica minor St. Mary's in Phoenix stellte ihm auf Anfrage und infolge seines vorbildlichen katholischen Lebenswandels nicht nur die geerbte Bäckerei am Rande der Slums zur Verfügung, sondern lieh ihm auch unverzinslich 3.000 Dollar für den Anfang. Hieraus entstand zunächst die "St. Mary's Food Bank", die noch heute (2024) als "St. Mary's Food Bank Alliance" existiert. Der Name für Die Tafeln ist im Englischen nach wie vor food bank.
Bis 1975 hatte das Konzept der Lebensmittelbanken auch in anderen Teilen der Vereinigten Staaten an Popularität gewonnen. John van Hengel erhielt ein Bundesstipendium, um das Konzept der Lebensmittelbanken im ganzen Land zu verbreiten, und verließ St. Mary's, um 1979 die Organisation "America's Second Harvest" zu gründen (2001 mit "Foodchain'" zu "Feeding America" fusioniert). Er kehrte 1982 nach St. Mary's zurück und arbeitete gleichzeitig als Berater für neue Lebensmittelbanken, als sich das Konzept weltweit verbreitete.
1983 war auch "City Harvest" in der Finanzmetropole New York nicht mehr zu verhindern. "City Harvest New York" wurde zum Vorbild der Tafel Berlin und somit aller deutschen Tafeln.
[Bearbeiten] 15. September 1995: Dachverband Deutsche Tafelrunde
Im September 1995 gab es infolge des Medienhypes bereits 35 deutsche Tafeln. Diese gründeten am 15. September 1995 den "Dachverband Deutsche Tafelrunde", um Erfahrungen besser miteinander austauschen zu können. Diese Vernetzung wurde von Stiftunglife unterstützt, welche auch ehrenamtlich die Verwaltung übernahm und mit Stiftungsmitteln die Kosten dafür trug. Die Stiftunglife hat keine Angestellten, da alle Teammitglieder ehrenamtlich arbeiten. Reisekosten und anfallende Verwaltungskosten trägt jedes Teammitglied selbst.
[Bearbeiten] 1996: Umbenennung in Bundesverband Deutsche Tafel e.V.
Bei der Jahrestagung in Jena wurde 1996 der Dachverband in „Bundesverband Deutsche Tafel e.V.“ umbenannt.
[Bearbeiten] Ab 1998: Aufbau eines Logistikzentrums in Dresden für den Landesverband der Tafeln in Sachsen
Das Logistiklager der 45 lokalen Tafeln in Sachsen sowie von Ústí nad Labem und Decín liegt heute (Stand 2024) am Messering 20 im Ostragehege. Der Landesverband hat in dem historischem Kühlhaus insgesamt 400 Quadratmeter gemietet, davon 200 Quadratmeter Kühlung. Die Straßenbahn-Linie 10 fährt hier bis vor die Tür in die Gleisschleife ein.
- "In einer Woche werden hier etwa 10 bis 15 Tonnen an Lebensmitteln umschlagen. Wird Pizza geliefert, kommt gleich ein ganzer Lastzug, sonst ist es unrentabel für die Großspender. Alles muss ausgeladen, sortiert, manchmal von Hand neu deklariert werden, wenn Chargen fehl etikettiert sind und dann wieder zusammengestellt und verteilt werden – ohne dass etwas verdirbt. Vor allem die 30 bis 35 ländlichen Tafeln, die keine Großmärkte im eigenen Gebiet haben, sind auf das zentrale Warenlager Dresden angewiesen. Dreimal die Woche werden in den Tafeln Lebensmittel ausgegeben, je nach Bedarf. Lokale Tafeln bringen ihrerseits auch Waren mit, die sie in den zentralen Pool einbringen; die Bautzner bringen zum Beispiel Senf mit, die Annaberger tiefgefrorene vegane Burger & Schnitzel, die Wurzener Knabbergebäck, die Tschechen Cola in pfandfreien Dosen. Großspenden kommen in Sachsen nur von Müllermilch und Frosta. Denn Sachsen hat keine großen Hersteller, hier springt der Bundesverband der Tafeln ein."[9]
- "Dietmar Haase arbeitet seit über zwanzig Jahren ehrenamtlich für die Tafel Sachsen e.V. ... So entwickelte er in jahrelanger Kleinarbeit ein konsequentes Logistiksystem, das Lebensmittel nicht nur für die Landeshauptstadt Dresden bereitstellt, sondern inzwischen auch zur Versorgung des gesamten Freistaates Sachsen beiträgt. ... So verfolgt er schon über viele Jahre den Gedanken, überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel deutschlandweit einzusammeln und diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte zu verteilen. Inzwischen erfolgt dies in großem Stil und beläuft sich auf über 1200 Tonnen im Jahr."[10]
- 2021 "bewegte die Tafel Sachsen 1055 Tonnen Warenspenden, das entspricht 4.220 Paletten zu je 250 Kilogramm. Der Landesverband der Tafel Sachsen arbeitet eng mit dem Bundesverband der Tafeln zusammen, aber auch grenzübergreifend mit dem tschechische Verband Ceska Federace Potravinovych Bank. Die Tafelidee war einst „Lebensmittel retten, Menschen helfen“. So kamen früher die meisten Lebensmittel aus den Supermärkten. Heute sind die Produzenten direkt die größte Quelle. Sie bieten den Tafeln hauptsächliche Überproduktionen oder nicht mehr lange haltbare Bestände an. Das ist eine große Herausforderung, denn es geht dabei in der Regel um zahlreiche Paletten auf einmal. So werden sechs bis acht Lastzüge Pizzen im Jahr im Kühlhaus abgeladen. Derzeit lagern dort auch Osterhasen und Weihnachtsmänner des Süßwarenproduzenten Riegelein, der seine Produktion eingestellt hat. Die Firma Bautzner Senf beispielsweise spendet den Tafeln jeden Monat eine Tonne Senf."[11]
[Bearbeiten] Oktober 2011: Auszug wegen doppelter Miete aus dem Hauptsitz Sporbitzer Ring 4
2011 geriet die Tafel Dresden wegen der hohen Miete für ihr Lager im "Interkommunalen Gewerbegebiet" (Dresden-Heidenau)[12] in Sporbitz selbst in Not. Die Tafelgründerin und damalige Tafelchefin Edith Franke (Mutter Teresa von Dresden) erklärte gegenüber der Sächsischen Zeitung:
- "Seit drei Jahren verwaltet ein Bankenkonsortium die Gebäude und knöpft uns das Doppelte ab."[13]
Wegen des finanziellen Aderlasses mußten auch Läden für Bedürftige schließen.[14]
[Bearbeiten] 2015: Erste Preisexplosion - Umstellung von einer Kundenpauschale auf ein Einzelbeträgesystem pro Lebensmittel
Angefangen bei einer tatsächlich kostenlosen Ausgabe für gespendete Lebensmittel wurde noch vor der Einführung des Euro eine symbolische Mark für einen Lebensmittelkorb verlangt, ein Betrag, der sich mit dem Euro 2002 sogleich auf einen Euro verdoppelte und in Stufen bis 2015 auf drei Euro nochmals verdreifachte.
2015 erfolgte dann die Umstellung von einer Kundenpauschale auf ein Einzelbeträgesystem pro Lebensmittel, womit viele Kunden von heute auf Morgen gleich zweistellige Eurobeträge pro Tafel-Einkauf zahlen mußten.
[Bearbeiten] Juni 2017: Tafel Deutschland e.V.
Für einen einheitlichen Markenauftritt aller deutschen Tafeln änderte der Dachverband nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung im Juni 2017 seinen Namen in "Tafel Deutschland e.V.". Der Verband dient vor allem als Servicezentrale für die deutschen Tafeln und vertritt auch deren Interessen nach innen und außen. Außerdem koordiniert und betreut er die überregionalen Spender und Sponsoren, welche die Tafel-Arbeit in Deutschland erst möglich machen. Denn um überhaupt helfen zu können, sind die Tafeln selbst auf fremde Hilfe angewiesen.
Im Landesverband waren damals 43 Tafeln im Freistaat Sachsen organisiert.
[Bearbeiten] 2018: Zweite Preisexplosion - Anhebung der Betriebskostenpauschale für die Kunden
Die Tafel Dresden muß sich selbst tragen. 80 Prozent der Einnahmen generiert sie aus der Lebensmittelausgabe.
- 2018 gab es noch zehn Ausgabestellen in Dresden, Schlottwitz und Altenberg (zwei Ausgabestellen wurden von 2022 bis 2024 geschlossen).
Lediglich zehn Prozent der Ausgaben werden von Spenden abgedeckt.
Um kostendeckend zu wirtschaften, muß der Verein wie ein Unternehmen durchschnittliche Tagesumsätze erreichen.
Dabei kann jede Unterfinanzierung ganz einfach durch eine Erhöhung der Einnahmen aus der Lebensmittelausgabe kompensiert werden, welche dann die Kunden der Tafel zu tragen haben.
Schon 2018 wurde die erst 2015 eingeführte Betriebskostenpauschale für die Kunden um 25 Prozent erhöht - was einer Anhebung um jährlich 8,3 Prozent entsprach.
[Bearbeiten] Ab 1. Februar 2022: Dritte Preisexplosion - nochmalige Anhebung der Betriebskostenpauschale
2021 stieg die Inflation so hoch wie seit mehr als 25 Jahren nicht. Die Tafel Dresden versorgte jede Woche rund 5500 Menschen und fuhr täglich 120 Spender ab. Jeden Monat fielen dadurch rund 2500 Euro Dieselkosten an - 30 Prozent mehr als noch 2020. Parallel dazu explodierten die Strompreise für die stromintensive Kühlung der Lebensmittel.
Dazu mußte die Tafel Dresden weiterhin für den Kredit für das Gelände Zwickauer Straße zahlen - und für zwei hauptamtliche Stellen. Eine bei der Stadt 2020 beantragte Förderung für eine Sozialpädagogen-Stelle wurde von dort einfach ignoriert. Dafür schickte die Stadt aber weiterhin routinemäßig die Bedürftigen zur Tafel Dresden. Der Kostenaufwand für die steigende Armut in Dresden wurde so wie der Schwarze Peter hin- und hergeschoben und blieb bei der Tafel hängen, die ihn an die Armen selbst weiterleisten mußte.
Außerdem ließen sich notwendige Investitionen bei der Tafel Dresden nicht mehr weiter aufschieben – das Dach und die drei Rolltore mußten dringendst erneuert werden.
Der seit 2019 existiertende investive Fördertopf für die sächsischen Tafeln beim Land blieb schon 2021 leer. Auch für 2022 lagen am Jahresbeginn keine Mittel an, was die "Wertschätzung" der öffentlichen Hand für die Tafeln deutlich machte, an die so gern verwiesen wird.
Zum 1. Februar 2022 mußte die Tafel Dresden deswegen nochmals die Betriebskostenpauschale erhöhen - diesmal um 20 Prozent.
Seitdem nähern sich die Preise der Tafel den realen Preisen immer mehr an liegen zum Teil sogar schon über den Vorkriegspreisen, Dadurch erschrecken immer mehr Kunden über Summen von zwanzig Euro und mehr für einen Tafel-Einkaufskorb, die sie nicht zahlen können. Regelmäßig kommt es dann zu der unschönen Szene, daß zuerst natürlich die begehrtesten Lebensmittel wie Wurst, Käse und Butter aus dem Tafel-Einkauf entnommen werden, und die Ärmsten der Armen (insbesondere deutsche Rentner) sich wiederum mit welkem Gemüse begnügen müssen, das sie auch noch gegenüber dem wahren zeitlichen Warenwert überteuert zu zahlen haben.
Wie bei den Suppenküchen ist es auch bei der Tafel längst normal geworden, auch schon für länger abgelaufene Lebensmittel verhältnismäßig überteuerte Preise zu nehmen. Der Grad der Hilfe für die verarmte Bevölkerung nimmt so immer weiter von Jahr zu Jahr ab. Nach jüngsten Zahlen (Ende 2024) gibt es in Sachsen offiziell 15,5 Prozent Arme, nach Abzug von Miete, Nebenkosten und Strom sogar 20,3 Prozent, die von der sogenannten Miet-Armut betroffen sind.[15]
[Bearbeiten] Ab 24. Februar 2022: Viele Kommunen verweisen Ukrainer einfach an die Tafeln als angeblich "untergeordnete Behörden"
Seit Beginn des Russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022 nahm Deutschland rund 1,2 Millionen Flüchtlinge auf (Stand Mitte November 2024).
- "Viele Kommunen verwiesen die Geflüchteten an die Tafeln. „Das geht so weit, dass die Kommunen den Ukrainern erzählen, dass wir als Tafeln untergeordnete Behörden sind und sie bei uns ein Recht auf Lebensmittel haben.“ ... Menschen mit ukrainischem Pass würden generell versorgt, ohne dass die Tafeln nach deren Hintergründen und nach einer eventuellen Registrierung fragten." In: "Sachsen und Ukrainer überrennen die Tafeln." (DresdenFernsehen vom 9. Mai 2022)
Hierdurch wurde das Hilfsnetz der Tafeln gewaltig überdehnt, weil die durch den Krieg ausgelösten steigenden Preise zusätzlich für eine sehr hohe Nachfrage bei den sächsischen Tafeln sorgten.
- "Wir werden regelrecht überrannt - sowohl von deutschen Kunden als auch von Geflüchteten aus der Ukraine. Besonders am Monatsende merkt man, dass bei vielen kein Geld mehr da ist, um die Familie zu versorgen." (Sprecher des Landesverbands Tafel Sachsen)
Dieses Weiterleiten von Bedürftigen von den Kommunen an die Tafeln gab es routinemäßig schon vor dem Ukrainekrieg, aber die vielen Flüchtlinge wurden systematisch dorthin verwiesen, um die Überforderung der Ämter abzumildern.
- "Der Tafel-Verein ist kein Verein wie andere. Routinemäßig verweisen Ämter Bedürftige an die Tafeln, die im Grunde keine staatliche Institution sind, aber trotzdem deren Aufgaben mitschultern."[16]
Die Überforderung der Kommunen durch die Ukraine-Flüchtlinge mußte durch das Präsidium des Deutschen Städtetag in seinem Beschluss vom 25. April 2023 auch eingestanden werden:
- "Die Städte stoßen bei der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten zunehmend an ihre Grenzen. Die kommunalen Aufnahmekapazitäten für Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern sind vielerorts erschöpft. Es fehlt an Wohnraum, Kita- und Schulplätzen sowie an kommunalem Personal. Eine Integration der zu uns kommenden Menschen ist unter diesen Bedingungen immer weniger möglich."[17]
[Bearbeiten] Ab 2022: deutlich weniger Spenden und mehr Bedürftige insbesondere aus der Ukraine führen zu stark reduzierten Rationen
Die Tafel Dresden sammelte zwischen sechs und zehn Tonnen Lebensmittel pro Tag. Die Tafel Dresden erhält wie alle lokalen Tafeln vor allem von lokalen Supermärkten und Discountern Lebensmittel-Spenden. Die Abgabe der Supermärkte und Discounter reduzierte sich wegen der stark gestiegenen Preise aber deutlich, weil jetzt viel weniger bestellt wurde. Außerdem übernimmt inzwischen eine KI die Logistik, was ebenfalls zu weniger Resten führte. Die Spenden an die Tafeln in Sachsen sind dadurch um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen - die Zahl der Interessenten ist aber explodiert. Von 100 Bedürftigen, die sich als Abholer anstellen, werden im Landes-Durchschnitt nur noch 30 versorgt.[18]
- "Schätzungsweise ist jeder Zehnte Sachse auf die Unterstützung der Tafel angewiesen."[19]
Trotz des Runs auf die Tafeln insbesondere nach Kriegsbeginn plante die Tafel Dresden aber "keinen Aufnahme-Stopp ... Im Notfall "gibt es für alle weniger"."[20]
In Leipzig mußte nach dem Erreichen von 18.000 Portionen pro Monat durch die Flut an Ukrainern sogar ein Aufnahmestopp verhängt werden, in Chemnitz konnten Ukrainer leider überhaupt nicht berücksichtigt werden, da dort schon vor Ausbruch des Ukrainekrieges ein Aufnahmestopp verhängt wurde. Die Tafel Dresden profitierte unverhältnismäßig hoch von dem Zentralen Tafellager für Sachsen in der Landeshauptstadt, wo Lebensmittelindustriespenden eingelagert werden. Lebensmittel in die entlegenen Gebiete des Landes zu transportieren ist oft zu zeitaufwendig und zu teuer. Tafeln mit einem weiten Anfahrtsweg müssen es sich sehr überlegen, ob das Geld für die hohen Benzinkosten reiche, um nach Dresden zu fahren und Lebensmittel abzuholen.
Ganz prekär wurde die Lage bei der Tafel in Plauen, die trotz Aufnahmestopp und Rationierung den Andrang insbesondere der Ukrainer nicht mehr bewältigen konnte:
- "Eine andere Lösung hat sich die Plauener Tafel ausgedacht. Nach Kriegsbeginn seien pro Woche 650 bis 700 Bedürftige gekommen, ein Anstieg von etwa 50 Prozent. "Wir nehmen zwar keine Neukunden mehr auf", sagt Leiterin Jana Morawetz. "Aber wer sich anstellt, bekommt eine Portion – solange noch etwas da ist.""[21]
Hierdurch kam es zu tumultartigen Szenen mit Rangeleien und Schlägereien um die vorderen Plätze in der Warteschlange, welche systematisch durch einzelne Ukrainer belegt wurde, welche ihre Landsleute dann einfach nach vorn holten. Auch bei der Tafel in Dresden gab es dieses Szenen, wobei es hier darum ging, daß bei einem der vorderen Pätze die Auswahl noch etwas größer ist, wohingegen die Letzten garantiert nicht mehr von den sehr stark reduzierten Spenden an Wurst, Käse, Butter, Margarine usw. abbekommen und sich mit welkem Gemüse zufriedengeben sollen, für das dann auch noch überhöhte Preise gezahlt werden sollen. Unter diesen Umständen verzichten viele - insbesondere Deutsche - dann doch lieber auf einen "Einkauf" bei der Tafel.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Hauptsitz der Tafel Dresden (fungiert auch als Standort Mitte auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Neustadt auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Friedrichstadt auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Prohlis auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Gorbitz auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Pieschen auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Schlottwitz auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ Standort Altenberg auf der Webseite von tafel-dresden.de (abgerufen am 28. Juli 2024).
- ↑ "Tafel Sachsen und Dresdner Stollen-Lager gekündigt. Dresden. Die Mieter des Messerings 20 müssen raus - für manche ist das ein echtes Problem." In: Wochenkurier vom 16. Juli 2024.
- ↑ "Dietmar Haase arbeitet seit über zwanzig Jahren ehrenamtlich für die Tafel Sachsen e.V. So leitet er seit vielen Jahren die Arbeit dieser Einrichtung und unterstützt somit die Idee, Menschen zu helfen und gleichzeitig Lebensmittel zu retten. Durch den fast täglichen Umgang mit den Betroffenen kennt er deren existentielle Probleme und Nöte. Ihn treibt stets die Sorge um, dass in der Bundesrepublik Deutschland täglich etliche Tonnen Lebensmittel der Vernichtung ausgesetzt sind, obwohl diese noch verzehrfähig sind. So entwickelte er in jahrelanger Kleinarbeit ein konsequentes Logistiksystem, das Lebensmittel nicht nur für die Landeshauptstadt Dresden bereitstellt, sondern inzwischen auch zur Versorgung des gesamten Freistaates Sachsen beiträgt. In seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Tafel Sachsen e.V. bemühte er sich stets den Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu helfen, die selbst in einer Wohlstandsgesellschaft noch Mangel leiden. So verfolgt er schon über viele Jahre den Gedanken, überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel deutschlandweit einzusammeln und diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte zu verteilen. Inzwischen erfolgt dies in großem Stil und beläuft sich auf über 1200 Tonnen im Jahr. Diese überaus ehrenwerte Arbeit im Einsatz gegen zunehmende Lebensmittelverschwendung in der heutigen Gesellschaft trägt selbstverständlich zur höheren Wertschätzung der Lebensmittel unter ethischen und sozialen Aspekten bei. Dietmar Haase stellt sein umfangreiches Wissen und seine engen Beziehungen zu Großverbrauchern, Handel und Industrie im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit fast täglich den dreivierzig Tafeln im Freistaat Sachsen selbstlos und mit großem Engagement zur Verfügung. Diese langjährige, ehrenamtliche Arbeit veranlasste den gesamten Landesvorstand der Mitgliederversammlung vom 04. Juni 2020 Dietmar Haase als Ehrenvorsitzenden vorzuschlagen, was von den Mitgliedern einstimmig angenommen wurde." In: Logistik der Tafel Sachsen e.V..
- ↑ "Tafel Sachsen e.V. hat ein riesiges Logistikzentrum im Ostragehege". Presseclub Dresden e.V. vom 2. August 2022.
- ↑ "Die Flächen des ehemaligen Betonwerkes Sporbitz sowie weiterer an die Bahnlinie DresdenPirna angrenzenden Grundstücke waren in der Vergangenheit bereits gewerblich genutzt. Durch die Lage an der Bahnstrecke und die damit möglichen Gleisanschlüsse wurden diese Standorte für eine Entwicklung in der Vergangenheit begünstigt. Im Flächennutzungsplan von Dresden ist das Gebiet als gewerbliche Baufläche dargestellt. Auf dieser Grundlage erfolgte im Bebauungsplan die Festsetzung als Gewerbegebiet bzw. eingeschränktes Gewerbegebiet. Die Städte Heidenau und Dresden verfolgen das Ziel, auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerkes sowie der angrenzenden Fläche des ehemaligen Heizwerkes in Heidenau ein "Interkommunales Gewerbegebiet" zu entwickeln. ... Für die Realisierung des Interkommunalen Gewerbegebietes werden folgende Kosten angesetzt: gesamt: 14.571.308,- EUR." In: Begründung zur Satzung der Landeshauptstadt Dresden über den Bebauungsplan Nr. 99 Dresden-Sporbitz Nr. 3, Interkommunales Gewerbegebiet Dresden/Heidenau, Teilbereich Dresden, vom 18. Mai 2006.
- ↑ "Dresdner Tafel will mit Umzug Probleme lösen. Die Hilfsorganisation ist wegen der hohen Miete für ihr Lager selbst in Not geraten. Im Oktober wird die neue Zentrale eröffnet." In: Sächsische Zeitung vom 5. September 2011: "Neues Domizil für die Dresdner Tafel: Die Hilfsorganisation gibt jetzt ihren Stammsitz in Sporbitz auf und zieht in die Innenstadt. „Die Kosten für die Miete waren zuletzt einfach zu erdrückend“, sagt Tafelchefin Edith Franke. „Seit drei Jahren verwaltet ein Bankenkonsortium die Gebäude und knöpft uns das Doppelte ab.“
- ↑ "Dresdner Tafel zieht in die Innenstadt. Weil die Miete zu hoch war, verlässt die Organisation das Sporbitzer Lager. Auch Läden für Bedürftige mussten schließen." In: Sächsische Zeitung vom 26. Oktober 2011: "Großer Kehraus: Die Dresdner Tafel hat ihr angestammtes Lager im interkommunalen Gewerbegebiet in Sporbitz nun endgültig verlassen. Darüber informiert Tafel-Chefin Edith Franke. Die Hilfsorganisation musste aus der Lagerhalle ausziehen, weil sich die Miete innerhalb von drei Jahren nahezu verdoppelt hatte."
- ↑ "Neue Studie. Hohe Mieten treiben Millionen in die Armut: „Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zum Armutstreiber“ In: Bild vom 13. Dezember 2024.
- ↑ "Tafel Sachsen und Dresdner Stollen-Lager gekündigt. Dresden. Die Mieter des Messerings 20 müssen raus - für manche ist das ein echtes Problem." In: Wochenkurier vom 16. Juli 2024.
- ↑ Präsidium: 25.04.2023: Aufnahme und Versorgung geflüchteter Menschen. Beschluss des Präsidiums des Deutschen Städtetag.
- ↑ "Landesverband der Tafeln in Sachsen sucht neues Logistiklager". In: ARD Audiothek, MDR Aktuell: "Das Beste vom Morgen" vom 16. September 2024: "In Sachsen gibt es 45 Tafeln. Mit Lebensmitteln versorgt werden sie aus einem Lager in Dresden. Doch der Mietvertrag wurde gekündigt, bis zum Jahresende muss eine neue Lagerstätte her. Die Suche gestaltet sich schwierig."
- ↑ "Tafel Sachsen e.V. hat ein riesiges Logistikzentrum im Ostragehege". Presseclub Dresden e.V. vom 2. August 2022.
- ↑ "Zu viel Kundschaft, zu wenige Lebensmittel: Erste Tafeln mit Aufnahme-Stopp". In: TAG24 vom 25. April 2022.
- ↑ "Zu viel Kundschaft, zu wenige Lebensmittel: Erste Tafeln mit Aufnahme-Stopp". In: TAG24 vom 25. April 2022.