Flugplatz Dresden-Heller
Der Flugplatz auf dem Dresdner Heller war der zweite Flugplatz der Elbmetropole.
Der erste Dresdner Flugplatz war am 26. Oktober 1913 in Kaditz eingeweiht worden. Neben einer großen Luftschiffhalle für zwei Luftschiffe (ab 1915 kam noch eine zweite Luftschiffhalle hinzu, jedoch wurden beide Hallen auf Grund des Beschlusses der alliierten Kontrollkommission für Luftfahrtwesen in den Jahren 1921/22 abgerissen) gab es auch Schuppen zur Unterstellung der Flugapparate. In der Zeit des Ersten Weltkrieges kam es zu einer sprunghaften Entwicklung der Flugzeuge. Sie wurden immer schneller, größer, leistungsfähiger und zuverlässiger.
Am 1. Februar 1921 wurde die erste öffentliche Luftpostverbindung von Dresden nach Berlin in Betrieb genommen; der planmäßige Passagierverkehr nach Leipzig und Prag folgte am 1. April 1922. Damit ergaben sich in der Folgezeit jedoch für einen sicheren und zuverlässigen Flugverkehr Probleme. Einerseits erwiesen sich die meteorologischen Verhältnisse in unmittelbarer Nähe der Elbe als ungünstig, denn es kam in den Elbniederungen zu Nebelbildungen und nicht kalkulierbaren Bodenwinden. Andererseits benötigten die immer größer werdenden Flugzeuge auch größere Start- und Landebahnen, die auf dem Kaditzer Flugfeld nicht zur Verfügung standen. Wollte die Stadt Dresden auch weiterhin einen regelmäßigen Luftverkehr sicherstellen, musste man sich nach einem neuen Fluggelände umschauen.
Mehrere Standorte im Dresdner Stadtgebiet wurden auf ihre Eignung untersucht. Letztlich entschied man sich für das Gelände des früheren Kavallerieübungsplatzes auf dem Heller im Norden der Stadt. Doch der neue Flugplatzstandort wies eine Reihe von Tücken auf: Der Boden des Hellers ist mit einer lockeren Sandschicht versehen, der sich so nicht für eine Start- und Landebahn eignete. Also musste dieser in einer sehr aufwendigen Arbeit, die Zeit und Geld kostete, mit Schutt, Asche und Schlacke vermischt werden. Außerdem galt es, den gesamten Boden mit einer Kulturschicht aus Gras- und Kleesorten zu verfestigen.
Da die Stadt Dresden es abgelehnt hatte, Eigentümer des neuen Flugplatzes zu werden, wurde die „Sächsische Flughäfen-Betriebs-Gesellschaft m.b.H.“ gegründet, an der sich der Staat, Luftverkehrsgesellschaften sowie weitere Interessenten beteiligten. Ziel aller Beteiligten war es, den neuen Flugplatz spätestens im Frühjahr 1926 für die Aufnahme des Flugverkehrs zu übergeben.
An der Ostseite des Flugplatzes entstand ein Verwaltungsgebäude mit Flugleitturm. Darin waren die Gesellschaftsräume der Flugplatzverwaltung und der Flugleitung, ein Sanitärraum, Flugkartenschalter, Räume für die Pass- und Zollkontrolle und der Gepäckabfertigung sowie ein kleines Restaurant untergebracht. Die Räume der Flugpolizei, der Flugleitung sowie des Wetter- und Funkdienstes befanden sich im zwölf Meter hohen Flugleitungsturm. Für die Flugplatzbeleuchtung waren Scheinwerfer auf der Plattform des Turmes installiert und auf dem Turm ein Blinkfeuer und ein Windsack.
Noch vor Eröffnung des Flugplatzes kam es zu einer vorläufigen Einschränkung: Vertreter der Reichs- und Landesbehörde hatten bei einer Inspektion festgestellt, dass die Rolllängen der Start- und Landebahnen nicht nach allen Seiten die vorgeschriebenen 600 Meter aufwiesen. Damit wurde der Flugplatz erst einmal für größere Flugzeuge, wie Fokker F II und F III sowie Dornier Komet I und Komet II gesperrt.
Endlich war es soweit: Am Montag, dem 12. April 1926 konnte der neue Flugplatz auf dem Dresdner Heller in Betrieb genommen und der Öffentlichkeit übergeben werden. Damit kam es auch zur Aufnahme des Linienflugverkehrs auf den Strecken von Dresden über Leipzig–Halle–Magdeburg nach Hamburg (Deutsche Luft Hansa) und von Dresden über Chemnitz–Plauen nach Fürth/Nürnberg und weiter nach Stuttgart und Basel (Deutsche Luft Hansa und Balair). Bereits eine Woche später, am 19. April 1926, erfolgte die Eröffnung des Linienflugverkehrs (jeweils durch die Deutsche Luft Hansa) von Dresden über Berlin–Lübeck–Kopenhagen nach Malmö sowie von Breslau über Görlitz nach Dresden und weiter nach Leipzig und Halle. Am 21. März 1927 wurde Dresden in die internationale Luftverkehrslinie Berlin–Dresden–Prag–Wien einbezogen (Deutsche Luft Hansa, OELAG, CLS).
Bis 1928 entwickelte sich auf dem Dresdner Flugplatz ein reger Flugbetrieb, denn neben den Luftverkehrsverbindungen wurde auch ein reger Bedarfsluftverkehr durchgeführt. Durch Kürzungen der finanziellen Reichsbeihilfen für den Luftverkehr kam jedoch dieser positive Aufwärtstrend zum Erliegen und die Passagierzahlen und das Frachtaufkommen gingen spürbar zurück.
Zu einem Unfall in der Nähe des Hellers kam es am 6. Oktober 1930. Ein Verkehrsflugzeug vom Typ Messerschmitt M 20, das sich auf dem Wege von Berlin-Tempelhof über Dresden nach Prag und Wien befand, stürzte kurz vor der Zwischenlandung über dem Prießnitzgrund infolge plötzlich aufgetretener Fallböen ab. Der Flugzeugführer, der Bordmechaniker sowie fünf Passagiere waren sofort tot; ein weiterer Passagier verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Für die Zeit der Untersuchungen sperrte das Reichsverkehrsministerium den Flugplatz auf dem Dresdner Heller.
Was war geschehen? Schon oft kam es zum Auftreten gefährlicher Böen im Flugplatzbereich, wenn Temperaturen von über 28°C im Anfluggebiet vorlagen. Piloten größerer Flugzeuge zogen es dann vor, statt auf dem Heller auf dem ehemaligen Gelände des Kaditzer Flugfeldes zu landen. Gut für die Passagiere im Flugzeug; weniger gut für diejenigen, die vergebens auf dem Heller warteten.
Nach Abstellung einiger Mängel konnte der Flugbetrieb Ende Oktober 1930 wieder aufgenommen werden. Zugelassen wurden allerdings nur Verkehrsflugzeuge der Typen Junkers F 13 und G 24 sowie Fokker F VII und Messerschmitt M 18. Nun stand man wieder vor dem gleichen Problem wie acht Jahre vorher: Wo kann ein Dresdner Flugplatz etabliert werden, der allen luftfahrttechnischen Ansprüchen auch in den nächsten Jahren gerecht wird?
Auch auf dem Heller-Flugplatz fanden jährlich Flugveranstaltungen statt, die auf großes Interesse bei der Bevölkerung stießen. Zuschauerzahlen von über 200.000 waren keine Seltenheit. Die interessanten Flugdarbietungen der in- und ausländischen Kunstflieger, die Fallschirmabstürze oder die Fahrten der kleinen Reklame-Luftschiffschiffe vom Typ Parseval sowie die guten Verkehrsanbindungen trugen dazu bei.
Bei der Suche nach einem neuen Standort für einen Flugplatz wurde auch das Kaditzer Flugfeld wieder in Betracht gezogen. Interessanter aber war das Areal an der Boxdorfer Windmühle nördlich von Dresden, wo bereits Ende August/Anfang September 1913 eine zweitägige Flugveranstaltung stattfand, mit der man den Reichenberg-Boxdorfer Flugplatz einweihte. Vieles spricht für die günstige Höhenlage, wie auch schon meteorologische Untersuchungen 1911/12 zeigten. Letztendlich entschied man sich für die Errichtung eines Flughafens auf dem Areal von Klotzsche, das damals noch nicht zu Dresden eingemeindet war. Im Sommer 1934 begannen dazu die Bauarbeiten. Ein Wasserturm, zwei Straßen, zwölf Siedlungshäuser und sechs Bauernhäuser mussten dem Bauvorhaben weichen.
Am 11. Juli 1935 wurde der Flughafen in Klotzsche seiner Bestimmung übergeben. Der Heller war bis Ende des Zweiten Weltkrieges militärisches Ausbildungsobjekt. Danach wurden sämtliche Baulichkeiten beseitigt.
Etwa 1 km nordwestlich wurde 1957 auf dem Heller der Hubschrauberflugplatz der Sowjetarmee eingerichtet, welcher jedoch keinen direkten Bezug zum Flugplatz Dresden-Heller hatte.
[Bearbeiten] Literatur
In der Schriftenreihe des Aero-Philatelisten-Club Deutschlands e. V. erschien eine Broschüre mit folgenden Beiträgen:
- „Aus der Chronik des Flugplatzes auf dem Dresdner Heller“
- „Flugzeug-Crash auf dem Weg zum Dresdner Heller 1927“
- „Das Postamt am Dresdner Flugplatz auf dem Heller“