Flugplatz Dresden-Kaditz
Der Flugplatz und Luftschiffhafen Dresden-Kaditz wurde am 26. Oktober 1913 eröffnet und befand sich zwischen Elbbogen und Flutrinne.
Während in vielen deutschen Städten die Luftfahrt gefördert wurde, tat sich in Dresden diesbezüglich sehr wenig. Neben Ballonaufstiegen waren Flugveranstaltungen eher eine Ausnahme. Dazu fehlte es an einer Piste zum Starten und Landen. Solange es diese nicht gab, erhöhte sich das Risiko eines Bruchs für Flugzeuge, was weder einer Flugveranstaltung noch dem Flugzeug einschließlich Piloten dienlich war. Aber auch Luftschiffe, die die Elbestadt besuchten, konnten auf einer geeigneten Freifläche nur wenige Stunden ankern. Mit Parseval PL VI kam am 12. Juli 1910 das erste Luftschiff nach Dresden. „Viktoria Luise“ (LZ 11) landete als erster Zeppelin am 18. August 1912 in der sächsischen Metropole.
Schon seit 1911 diskutierte man über den Bau eines Flugplatzes und Luftschiffhafens in oder bei Dresden. Projekte wurden erstellt und meteorologische Gutachten eingeholt. Der Rat zu Dresden war dazu bereit, das Vorhaben zu unterstützen, aber nur, wenn der Platz innerhalb des Stadtgebietes liegen würde. Nach vielen Rangeleien wählte man schließlich das Terrain in Dresden-Kaditz als Standort aus. Geplant war neben dem Bau eines Flugplatzes auch der einer Luftschiffhalle sowie eines Wasserflughafens. In der kurzen Zeit von nur sechs Monaten und sechs Tagen entstand eine Halle, die den modernsten Anforderungen gerecht wurde und zwei Zeppelin-Luftschiffen zugleich Quartier bieten konnte. Die 191 Meter lange Halle hatte an den beiden Stirnseiten jeweils zwei halbrunde Drehtore, die auf Schienenhalbkreisen liefen und eine gravierende Neuerung darstellten. Im Inneren der 58 Meter breiten und 33 Meter hohen Halle waren Laufstege und Schächte zur Versorgung der Luftschiffe mit Wasserstoffgas untergebracht.
Der Flugplatz hatte ein Ausmaß von 1.000 zu 750 Metern. Wenn man zeitgenössischen Veröffentlichungen Glauben schenken darf, war der Kaditzer Flugplatz der erste der Welt überhaupt.
Zum Direktor des Flugplatzes ernannte der Stadtrat den Infanterie-Leutnant und Flieger Albert Willy Meyer.
Am 5. September 1913 erfolgte mit dem Luftschiff LZ 3 (später als Z I vom Heer geführt) eine Überfahrt Dresdens. Bereits am 19. September landete erstmals das in Leipzig stationierte Luftschiff LZ 17 „Sachsen“ vor der fast fertiggestellten Luftschiffhalle. Nach einer anderthalbstündigen Rundfahrt über der Sächsischen Schweiz trat es am gleichen Tag die Rückfahrt in die Messestadt an.
Bis zur Eröffnung des Kaditzer Flugplatzes gab es auch vier Überlandflieger, die am Flugtag mindestens 50 Kilometer zurückgelegt hatten und dafür eine Prämie von 1.000 Mark kassieren durften.
Am 24. Oktober 1913 wurde die Luftschiffhalle betriebsfertig übergeben. Einen Tag später landete erneut die „Sachsen“ vor der neuen Halle. Nun war es erstmals möglich, dass ein Luftschiff mehrere Tage in Dresden verweilen konnte. Am Eröffnungstag – es war der 26. Oktober – fanden sich neben dem sächsischen Königshaus auch Vertreter des Rates zu Dresden, Präsidenten und Vorsitzende von Luftfahrtvereinigungen sowie weitere Repräsentanten ein. Die Begrüßungsansprache hielt Dresdens Oberbürgermeister Dr. Gustav Otto Beutler. Danach fand eine Besichtigung der Luftschiffhalle mit der davor liegenden „Sachsen“ statt. Anschließend unternahmen fünfzehn Passagiere eine einstündige Fahrt mit dem Luftschiff in Richtung Pirna. Das war zugleich die 200. Fahrt der „Sachsen“. Sieben Flugzeuge zeigten den zehntausenden Zuschauern Kurven- und Sturzflüge. Nachdem der Zeppelin von seinem Ausflug zurückgekehrt und vor der Halle befestigt worden war, konnte auch das Publikum die Luftschiffhalle besichtigen. Extra zur Einweihung wurde im nahegelegenen Haus Scharfenberger Straße 62 eine Postdienststelle mit der Bezeichnung „Dresden-Neustadt / Flugplatz Kaditz“ eingerichtet. Sie hatte am Einweihungstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auf dem Flugplatz und am Haupteingang waren drei Briefkästen aufgestellt worden, die Postsendungen aufnahmen. Diese wurden mit dem Flugplatzstempel versehen. Eine Luftpostbeförderung fand an diesem Tag nicht statt. Außerdem gab es eine „Offizielle Postkarte des Land- und Wasserflugplatzes“ sowie eine Vignette.
Nur fünf Tage später war die Poststelle auf der Scharfenberger Straße ein zweites Mal in Betrieb. Für den 31. Oktober 1913 hatte sich der französische Sturzflieger Adolphe Célestin Pégoud angesagt, um seine Flugkünste in der Elbmetropole zu zeigen. Mit seinem Militär- und Touristeneindecker vom Typ Blèriot XI zeigte er waghalsige Kurven- und Spiralflüge, Looping-the-loop-Stürze sowie Rückenflüge.
Anfang 1914 landeten mehrere Luftschiffe verschiedener Bauart in Dresden. Neben dem unstarren Luftschiff vom Typ Parseval PL VI waren es ein halbstarres vom Typ Groß-Basenach sowie mehrere starre Zeppelin-Luftschiffe mit teilweise militärischer Bezeichnung.
Regelmäßig fanden auf dem Kaditzer Flugfeld Veranstaltungen statt. Bei einer Flugveranstaltung am Karfreitag 1914 verunglückte der Dresdner Pilot und Inhaber der Flugzeugbau und Fliegerschule GmbH, Herrmann Reichelt, tödlich. Mit ihm verloren die Elbestädter einen mutigen und unverdrossenen Pionier des Flugwesens, der auf dem Neuen Annenfriedhof in Dresden-Löbtau seine letzte Ruhestätte fand.
Einem Vertrag zwischen den Deutschen Flugzeugwerken GmbH Leipzig-Lindenthal und der städtischen Flugplatzverwaltung in Dresden zufolge wurde eine einmalige Flugpostbeförderung zwischen den beiden Städten für den 10. und 11. Mai 1914 vereinbart. Für diese zu wohltätigen Zwecken veranstaltete Flugpost gab es Flugpostkarten. Es wurden in Dresden und Leipzig verschiedene ovale Poststempel in schwarzer Farbe verwendet. Aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse erfolgte die Postbeförderung auf beiden Streckenabschnitten am 11. Mai. Ab Dresden betrug das Postaufkommen ca. 130 Kilogramm (32.605 Luftpostkarten), dass die Flieger Leutnant Meyer und Römpler mit ihren beiden D.-F.-W.-Tauben beförderten. Den Rückflug am Nachmittag absolvierte Leutnant Meyer mit drei Postsäcken (11.314 Luftpostkarten) allein.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 kam der zivile Charakter des Flugplatzes völlig zum Erliegen. Der gesamte städtische Flugplatz wurde von der Militärverwaltung besetzt. Das Gebäude der ehemaligen Poststation Scharfenberger Straße wurde Sitz der Garnisonsverwaltung. Bereits im April hatten Tiefbauarbeiten für eine Militärluftschiffhalle begonnen, die im Jahre 1915 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Erst im September 1918 kam es nach mehreren Ersuchen des Rates der Stadt bei der Stadtkommandantur zu einer teilweisen Rückgabe des Flugplatzes an die Stadt.
Aus Anlass der Weimarer Nationalversammlung richtete man am 23. März 1919 einen Kurierflugdienst auf der Strecke Dresden-Weimar ein. Diese erste und planmäßige Luftpostlinie diente ausschließlich Zwecken der Regierung.
Das Jahr 1920 brachte dann endgültig das Ende der Luftschifffahrt für Dresden. Auf Beschluss der alliierten Kontrollkommission für Luftfahrtwesen war der Abbruch der beiden Luftschiffhallen sowie aller Flugzeugschuppen – ausgenommen einer für Zwecke des Luftverkehrs – bis Mitte des Jahres 1921 auszuführen.
Am 1. Februar 1921 wurde Dresden in das Luftpostnetz einbezogen. Täglich verkehrte ein Flugzeug der Deutschen Luftreederei auf der Strecke Berlin–Dresden; ab Ende Mai Maschinen des Deutschen Luft Lloyd auf der Linie Dresden–Magdeburg–Hamburg. Mit der Einbeziehung Dresdens in das Luftpostnetz stieg auch das Passagieraufkommen.
Der Flugplatz befand sich nach dem Kriege in einem unwürdigen Zustand. Teile der Flugplatzumplankung war durch Hochwasser arg beschädigt worden. Auf dem Gelände des Luftschiffhafens waren teilweise Spiel- und Sportplätze entstanden, die einer notwendigen Flugsicherheit entgegenstanden. Dringende Aufräumungsarbeiten und Baumaßnahmen machten es erforderlich, dass der Kaditzer Flugplatz 1923 geschlossen blieb.
Am 7. April 1924 erfolgte eine Wiedereröffnungsfeier und wenige Tage später wurde Dresden wieder an das Luftpostnetz angeschlossen. Aber die Tage für den Kaditzer Platz waren gezählt. Die mangelhafte Verbindung von Kaditz in das Stadtzentrum sowie die meteorologischen Bedingungen, bedingt durch das Elbtal, führten dazu, dass ein neuer Flugplatz gebaut wurde. Dieser konnte am 26. April 1926 auf dem Dresdner Heller eröffnet werden. Damit wurde offiziell der Kaditzer Flugplatz stillgelegt. Aber auch auf dem „Hellerplatz“ gab es Schwierigkeiten. Auf Grund der geringen Ausmaße des Flugplatzgeländes konnten nur Flugzeuge bestimmter Kategorien landen und Temperaturen über 28°C machten sich bei Anflug und Landung der Maschinen äußerst unangenehm bemerkbar, so dass es auch nach Schließung des Kaditzer Flugfeldes dort nur vereinzelt zu Landungen kam.
[Bearbeiten] Weblinks
- Flugplatz Kaditz auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)