Heinrich Gotthelf Schaufuß
Heinrich Gotthelf Schaufuß (* 21. Oktober 1760 in Chemnitz; † 19. Mai 1838 in Meißen) unterrichtete an der Zeichenschule in Meißen und war zugleich Porzellanmaler an der dortigen Manufaktur.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Der Sohn eines Gold- und Silberarbeiters hatte an der Dresdner Kunstakademie bei Johann Eleazar Zeissig studiert. Ab 1781 arbeitete er in Meißen als Figurenmaler und als Zeichenmeister.
Zuletzt lernten an der königlichen Zeichenschule Meißen unter Leitung von Ferdinand Hartmann über 200 Schüler. Alle drei Lehrer, Schaufuß, Karl Samuel Scheinert und Ludwig Richter, erhielten mit 200 Talern das gleiche Jahresgehalt. Bei der Aufhebung der Zeichenschule 1835 wurde nur Scheinert durch die Porzellanmanufaktur übernommen.
Für seine Verdienste wurde Schaufuß mit dem Titel eines sächsischen Hofmalers geehrt.
[Bearbeiten] Schaufuß in den Lebenserinnerungen von Ludwig Richter
"Mit Schaufuß, damals schon hoch betagt, hatte ich keinen näheren Verkehr. Er kopierte unzähligemal die Sixtinische Madonna und noch öfter die beiden Engelskinder zu Füßen derselben. In Sepia getuscht, auf Porzellan gemalt, war es ihm ein stehender – oder vielmehr stets abgehender Artikel, und er bemerkte beim Kopieren mit Selbstgefühl und in Anerkennung des Fortschrittes unserer Zeit, »wie Raffael auch Fehler gemacht habe«, die er natürlich verbesserte. Er war in seinem Leben nie weiter, als ein paarmal nach Dresden gekommen, und sein Erdenwandel glich der langsamen Bewegung eines Perpendikels; denn täglich kam und ging er von Hause auf den Afraberg zum Schloß und vom Schloß nach Hause, und nachmittags gab es dasselbe Manöver. Wenn er seine gedruckten Gehaltsquittungen zu unterschreiben hatte, zog er mit großer Aufmerksamkeit zwei Linien für die großen und kleinen Buchstaben seines Namens, und mußte sich überhaupt zu diesem wichtigen Akt, wie er es nannte: »präparieren«. Ich stand einst bei solchem Unterschreiben an seinem Tisch, was ihn aber zu stören schien, denn er schrieb Gottlob Schaf – und als er ein zweites Formular nahm: Gottlob Saufuß, worauf er sehr ärgerlich mir sagte: er könne nicht schreiben, wenn jemand dabeistehe. Ich ging also beiseite, und so gelang das dritte Blatt zu seiner eigenen Zufriedenheit."
[Bearbeiten] Werke
Schaufuß war auf Dresdner akademischen Kunstausstellungen 1784 mit einem „Miniatur-Porträt“, das wahrscheinlich die Schweizer Malerin Angelica Kauffmann, die Herder als „kultivierteste Frau Europas“ bezeichnete, darstellen sollte, und 1798 mit „Romeo und Julie“, „Polyxena am Grabe des Achilles“ sowie „Orest und Pylades“ vertreten. Bekannt wurde Schaufuß aber vor allem als Kopist. Am häufigsten kopierte er die Sixtinische Madonna und die Engelsköpfe zu ihren Füßen, z. B. in den Jahren 1818, 1828 und 1830, aber auch Anton Raphael Mengs.
[Bearbeiten] Quellen
- Hermann Arthur Lier: Artikel „Schaufuß, Heinrich Gotthelf“ von in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 637–638
- Richter, Ludwig: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Berlin 1923, S. 290-322
- Ingeborg Titz-Matuszak: Bernhard August von Lindenau (1779-1854): Eine politische Biographie. Böhlau, 2000
- Thomas Schaufuß: Spuren bekannter und unbekannter Schaufüße: Eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte. Cardamina Verlag, November 2014, ISBN 978-3-8642420-14