Heinrich von Friesen (der Ältere)
Heinrich von Friesen, auch Heinrich Baron (Freiherr) von Friesen (der Ältere) (* 24. April 1578 zu Kauern bei Gera; † 20. Juni 1659 in Dresden) war ein kursächsischer Hofbeamter, Geheimer Rat, Amtshauptmann, Gesandter und Kurfürstlich Sächsischer Kanzler.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Heinrich von Friesen besuchte für eine höhere Schulbildung auf Geheiß seines Vaters zuerst – wie seine Brüder – das Gymnasium in Gera, was für die damalige Zeit für Adelskinder durchaus ungewöhnlich war. 1594, mit 16 Jahren ging er zum Studium an die Universität nach Jena. Nach Beendigung seines Studiums ging er 1599 zu seinem Vater an den herzoglichen Hof nach Altenburg, wo er ihn als Gesandter auf Reisen begleiten sollte. Da sein Vater jedoch im gleichen Jahr starb, blieb er in Altenburg, übernahm das väterliche Gut Rötha bei Leipzig und wurde der Vormund seiner noch minderjährigen Geschwister.
1613 wurde Heinrich von Friesen zum Kurfürstlich Sächsischen Appellationsrat ernannt und war Oberaufseher der Fürstenschule zu Grimma. 1626 wurde er Amtshauptmann der Ämter Colditz, Rochlitz, Borna und Leisnig. 1640 wurde er nach dem Tod von Wolf von Lüttichau (1565–1639) Kurfürstlich Sächsischer Kanzler. Da er sich aufgrund dieses Amtes öfters in Dresden aufhielt, kaufte er 1641 das Haus Schreibergasse 1, an der Ecke des Altmarktes vom Geheimen Rat Caspar von Schönberg (1621–1676) ab. Damit war Heinrich von Friesen, der Ältere der erste seiner Familie, der als Hausbesitzer in Dresden lebte, vor allem während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In seinem Haus befand sich eine für damalige Verhältnisse sehr ansehnliche Bibliothek.
1653 ging Heinrich von Friesen als Gesandter des Kurfürstentums Sachsen zum Reichstag nach Regensburg, wo er zusammen mit seinen zwei Söhnen Heinrich und Carl in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde. Dass er gleichzeitig mit seinen mitgereisten Söhnen und ohne vorherige Ansuchung vom deutschen Kaiser den Titel eines Barons erhielt, war zur damaligen Zeit sehr selten.
Am 20. Juni 1659 starb Heinrich von Friesen in Dresden. Auch viele Arme der Stadt trauerten um ihn, war er doch vor allem im Dreißigjährigen Krieg einer derjenigen Adelangehörigen, die sich um die notleidende Bevölkerung kümmerten.
[Bearbeiten] Familie
Heinrich von Friesen entstammte dem alten thüringischen Adelsgeschlecht Friesen, das erstmals in der Schweiz vorkommt, im 14. Jahrhundert in Franken urkundlich erscheint und heute mit zwei Linien noch besteht.[1] Bereits 1272 wird am Hof des brandenburgischen Markgrafen Otto IV. ein Heinrich von Friesen als Dienstmann erwähnt. Ein weiterer Heinrich von Friesen wird 1409 als Vogt von Dresden erwähnt, der mit dem Rittergut Köttewitz bei Dohna belehnt wurde.
Heinrich von Friesen war der älteste Sohn des Herzoglich Geheimen Rates, Schloss- und Amtshauptmann zu Altenburg sowie des Stammvaters aller heutigen Linien der Adelsfamilie von Friesen, Carl von Friesen (* 1551; † 25. Juli 1599 in Altenburg) und dessen am 11. März 1577 in Kaschwitz in der Oberlausitz geheirateter Ehefrau Rahel von Ende (* 28. Februar 1557 in Kaschwitz; † 8. Oktober 1619), Tochter des Herrn auf Mannichswalde, Utz von Ende († 1603)[2] Heinrich hatte noch mehrere Brüder, die auf Geheiß seines Vaters mit ihm zusammen eine höhere Schulbildung auf Gymnasien erhielten, u.a. Carl von Friesen (der Jüngere) (1588–1619).
Heinrich heiratete am 3. September 1601 Katharina von Einsiedel (* 10. August 1585 in Schweinsburg; † 31. Januar 1667 in Dresden), Tochter des Herrn auf Schweinsburg und Crimmitschau, Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1554–1602). Das Paar hatte mehrere Kinder, u.a.:
- Heinrich (* 25. September 1610 in Rötha bei Leipzig; † 14. Mai 1680 in Dresden), kursächsischer Geheimer Rat, Gesandter und zuletzt Direktor des Geheimen Ratskollegiums.
- Carl (* 13. Mai 1619 in Rötha; † 29. Juli 1686 in Dresden), kursächsischer Geheimer Rat und Präsident des Oberkonsistoriums.
Heinrichs Enkel, Julius Heinrich von Friesen (1657–1706) war kursächsischer Gesandter, englischer und kaiserlicher General sowie kursächsischer Generalfeldmarschall. Er wurde 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Heinrich von Friesen ist einer der direkten Urahnen der europäischen Fürsten- und Königshäuser, z.B. vom König von Spanien Juan Carlos, König von Belgien Philipp, König von Schweden Carl XVI. Gustaf, König von Norwegen Harald V. und der dänischen Königin Margarethe II..
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Friesen (Adelsgeschlecht)“
- ↑ Nach anderen Angaben, s.a. http://fabpedigree.com/s066/f686708.htm bereits 1576 (allerdings fraglich).
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 1, Nr.1/5, 1892/1896, Die Friesen als Hausbesitzer in Dresden, Generalmajor E.G.M. Freiherr von Friesen, S. 134ff. in der SLUB Dresden
- Valentin König, Genealogische Adels-Historie, Onlinefassung der BSB München, Leipzig, 1727, S. 387ff.
- Heinrich von Friesen auf Geneanet
[Bearbeiten] Weblinks
- Jens Kunze, Friesen, Heinrich d.Ä. Freiherr von (zu Rötha), in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
- Stammbaum von Heinrich von Friesen auf fabpedigree.com