Johannes Hilliger
Johannes Hilliger, auch Johannes Hilger, in der Kurzform Hans Hilger (~ 8. Februar 1567 in Freiberg/ Sachsen; † 24. April 1640 in Dresden) war ein bedeutender sächsischer Handwerker als Glocken- und Büchsengießer sowie Dresdner Ratsherr und Bürgermeister im Zeitraum von 1614 bis 1638.
[Bearbeiten] Familie
Johannes Hilliger stammte aus der berühmten Glocken- und Geschützgießerfamilie Hilliger bzw. Hilger, die sich anfangs auch Kannegießer oder Kanngiesser nannten. Aus der Familie gingen nicht nur berühmte Handwerker, sondern auch etliche Ratsherren und Bürgermeister hervor, speziell in Freiberg, Dresden und Chemnitz. Ältester bekannter Ahnherr ist Hans I. Hilger (auch Hannus Hilling, Hans Kanngießer), der von 1412 bis 1421 der Besitzer der ersten Gießhütte im Petersviertel in Freiberg war.
Hilligers Großvater Wolf I. Hilliger (1511–1576) war in Freiberg Glockengießer, ab 1546 dort Ratsherr, 1556 Stadtrichter, ab 1557 Bürgermeister und seit 1567 kurfürstlicher Stückgießer von Kurfürst August in der Gießhütte des Zeughauses von Dresden und gab diese in drei Generationen in der Familie weiter.
Hilliger war der Sohn von Martin II. Hilger (* 1538; † 5. September 1601 in Dresden) und dessen 1564 geheirateter Ehefrau Anna geb. Uthmann (* 1544 in Annaberg/ Sachsen; † 1. August 1608 in Dresden), Tochter des Bergherren und Händlers Christoph Uthmann (1507–1553) und dessen Ehefrau Barbara geb. von Elterlein (1514–1575). Hilligers Vater war erst Gehilfe bei seinem Großvater in der Freiberger Gießhütte, von 1577 bis 1587 in der erzherzoglichen Gießhütte in Graz von Karl II. von Innerösterreich und wurde 1589 von Kurfürst Christian I. nach Dresden bestellt. Hilliger hatte folgende bekannte Geschwister:
- Martin III. Hilliger (1565–1620), Glockengießer in Freiberg, ab 1591 Zeugwart und Stückgießer des Kaisers Rudolf II. in Wien,
- Siegemund I. Hilliger (um 1568–nach 1627), 1619 Zeugleutnant für die Rüstkammer, das Zeughaus und die Artilleriefestung, 1627 Zeug- und Oberbaumeister zu Dresden.
- Karl Hilliger († 1582 in Graz in der Steiermark auf einer Reise),
- Anna Hilliger. Sie heiratete in erster Ehe Johann Cracow, in zweiter Ehe den kurfürstlichen Rat und Geheimen Kammersekretär in Dresden, Ludwig Wilhelm Moser († 1635).
Johannes Hilliger war dreimal verheiratet. In erster Ehe heiratete er am 10. Oktober 1592 Margarethe geb. Cracow (* 1572; † 28. September 1600), Tochter des kursächsischen Geheimrates Georg Cracow (1525–1575) und dessen Ehefrau Sara geb. Bugenhagen (1525–1563). In zweiter Ehe heiratete Hilliger 1603 Sabine geb. Vollhardt (* 1581; † 12. Dezember 1615 in Dresden), Tochter des kursächsischen Lehnssekretär Johann Vollhardt (1546–1605) und Schwester des Dresdner Ratsherren August Vollhardt (1577–1636). Nach deren Tod heiratete Hilliger um 1618 Sophie geb. Blansdorf, die 1649 noch als Witwe im hinterlassenen Haus ihres Ehegatten in der Moritzgasse in Dresden lebte. Bekannte Kinder von Hilliger sind:
- Christine Hilliger (* um 1595; † 6. Oktober 1633 in Dresden). Sie heiratete 1614 den Dresdner Apotheker, Ratsherren und Stadtrichter Jodokus Müller (1569–1634) und hatte mit ihm sieben Kinder.
- Anna Sabina Hilliger (* 1. August 1604; † 10. Mai 1634 in Dresden). Sie heiratete den kursächsischen Ratskammerangehörigen Christian Schweißke und hatte mit ihm fünf Söhne und zwei Töchter.
- Hans Wilhelm Hilliger (* 1605; † 1649 in Dresden), wurde nach dem Tod seines Vaters am 24. April 1640 Leiter des kursächsischen Gießhauses und am 25. Juli 1640 kurfürstlich-sächsischer Büchsengießer. Seine Ehe blieb kinderlos. Er war der letzte Nachfolger in der Familientradition der Hilligers in der Gießhütte in Dresden.
- Siegemund II. Hilliger (* 1607; † 4. Februar 1643 in Freiberg), erhielt am 14. März 1641 den Titel als "Geheimer Feuerwerker und vornehmer Artillerieverwandter" im Laboratorium des Kurprinzen Johann Georg II.. Er wurde während der Belagerung Freibergs durch eine Kugel getötet.
- Johann Friedrich Hilliger (* um 1620; † 14./15. Oktober 1649 in Dresden), Student der Rechte, wurde in der Nacht vom kursächsischen Kammerpagen Damian Löser erschossen.
- Johann Christoph I. Hilliger, studierte Medizin, promovierte zum Dr. med., 1697–1699 Amts- und Landphysikus der Ämter Colditz, Rochlitz, Leisnig und Borna. Dessen Sohn Johann Gotthelf Hilliger wurde 1741 Magister an der Universität Wittenberg.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Johannes Hilliger wurde am 8. April in der Stadtkirche zu Freiberg getauft und ging zuerst bei seinem Vater als Glocken- und Stückgießer in die Lehre. Anschließend arbeitete er als Gehilfe und Nachfolger mit ihm zusammen in der Dresdner Gießhütte. 1601 wurde Hilliger Ratsherr im Stadtrat zu Dresden. 1602 wurde er vom sächsischen Kurfürst Christian II. zum kurfürstlich-sächsischen Büchsengießer ernannt. Am 25. Oktober 1614 erhielt Hilliger, zusammen mit seinem Sohn das ausschließliche Recht des Glockengießens in Sachsen.
Im gleichen Jahr, 1614 wurde Hilger vom Dresdner Rat zum Bürgermeister gewählt sowie zum Brückenamtsverwalter bestimmt. In dieser Zeit gab es jeweils drei Bürgermeister, einen regierenden und zwei beisitzende. 1617 war er erstmals regierender Bürgermeister. Hilger genoss zu seiner Zeit in Dresden sowohl aufgrund seiner handwerklichen Tätigkeiten als auch in seinem Amt großes Ansehen.
[Bearbeiten] Quellen
- C. A. Starke: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, 13. Band, Görlitz 1907, Digitalisat der ULB Düsseldorf, S. 325ff.
- Horst Pohl: Hilliger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, Online Ausgabe der Bayrischen Staatsbibliothek München S. 157 f.
- Otto Hübner: Die Familie Hilliger. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins mit Bildern aus der Vergangenheit. 42. Heft (siehe auch Heft 40, ab S. 205), Gerlachsche Buchdruckerei, Freiberg (Sachsen), 1904