Lesemuseum

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Als Lesemuseum oder Literarisches Museum wurden im späten 18. Jahrhundert und im frühen 19. Jahrhundert öffentliche Etablissements mit umfangreichen Sammlungen überwiegend älterer (antiquarischer) Bücher bezeichnet, die nach den Mitgliederwünschen regelmäßig auch um Neuerscheinungen, Periodika und Musikalien erweitert wurden. Sie waren eine gehobene Form der damals weit verbreiteten Leihbücherei.

Die Arnoldische Buchhandlung um 1860, Adresse des Lesemuseums ab 1809 im Eckhaus (das rechts benachbarte Haus war der Goldne Ring, die Adresse ab 1801)

Das aus einer 1795 in der Neustadt gegründeten Leihbücherei hervorgegangene "Arnoldische Museum" von Johann Christoph Arnold gehörte zu den ersten deutschen Lesemuseen und entwickelte sich damals zum umfangreichsten Lesemuseum in Deutschland mit Vorzimmer, Expedition seines Verlages (der damals noch in Pirna ansäsig war), Musikalienkabinett mit Instrumenten und Musikalien, einem Diskussionszimmer mit Landkarten, Lexika und Schreibutensilien, einem großen Lesezimmer und 20.000 Bände Leihbibliothek, dazu diverse Zeitschriften und Periodika.

Das Lesemuseum wurde unter Zuhilfenahme von Arnolds Leihbibliothek und Verlag (gemeinsam mit Pinther in Pirna, weil sich das bibliophile Dresden sperrte) im Jahr 1798 am alten Markt 7 eröffnet - dem Haus neben der Kreuzkirche in Richtung Schreibergasse.

1801 spaltete sich das Lesemuseum an konzeptionellen Differenzen. Auch die gemeinsame Verlagstätigkeit beider litt darunter. Während der gelernte und berufserfahrene Buchhändler Arnold seinen Schwerpunkt auf das Geschäft mit Büchern und Musikalien setzte, wollte der Prokurist Pinther vor allem mit der damals florierenden Geselligkeit Geld verdienen.

1801 wurde das "Arnoldische Lesemuseum" in den Goldnen Ring verlegt (am alten Markt 149). Hier gründete Johann Christoph Arnold 1802 auch den ersten Dresdner Journallesezirkel.

Zwischen 1804 und 1808 ließ Arnold das Eckhaus zur Webergasse am alten Markt 148 nochmals aufstocken (es war bereits 1790 durch Christian Traugott Weinlig um ein Geschoss erhöht worden), um den erhöhten Platzbedarf des Lesemuseums zu befriedigen. 1809 finden sich gleich drei Einträge zu dem neu ausgebauten Haus, in das er eingezogen war und das dann bis zur Zerstörung 1945 Firmensitz blieb:

Die Benutzung dieses Lesemuseums war infolge des betriebenen immensen Aufwandes für die damaligen Verhältnisse nicht billig und kostete 12 Taler im Jahr.

Einen Einblick in die damalige sächsische Lesegewohnheit gibt der Reisebericht von Anne-Louise-Germaine Baronin von Staël-Holstein über Deutschland im Kapitel Sachsen:

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. In: Max Ulrich von Boehn: "Die Mode: Menschen und Moden im neunzehnten Jahrhundert." Band 1: 1790–1817. 3. Auflage, 1919, S. 163.
  2. In: Dresdner Heft 76: Verlage in Dresden: Konstantin Hermann: "Die Arnoldische Verlagsbuchhandlung", S. 23–29 (hier: S. 25).
  3. In: De l’Allemagne (druckreif 1810, veröffentlicht 1813, übersetzt udT Deutschland 1815, Reutlingen, in der J. J. Mäcken'schen Buchhandlung).
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