Ludwig Otto Ginsberg
Ludwig Otto Ginsberg, auch Ludewig Otto Ginsberg (* 1815 in Breslau; 25./26. Dezember 1893 in Zittau) war ein deutscher Kaufmann und Unternehmer. Er war Stadtrat in Zittau und später Vorstand des Zittauer Stadtverordnetenkollegiums, außerdem Friedens- und Handelsrichter. Für seine Verdienste für die Stadt wurde Ginsberg zum Ehrenbürger der Stadt Zittau ernannt.
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[Bearbeiten] Familie
Ludwig Otto Ginsberg entstammte der ursprünglich jüdischen Familie Ginsberg aus Breslau (heute Wrocław, Polen), trat aber zum christlichen Glauben über.
Ludwig Ginsberg heiratete am 8. Juli 1847 in Hannover Christiane Wilhelmine Elise geb. Detmold (* 4. Oktober 1817 in Hannover), Tochter des jüdischen Arztes Georg Heinrich Detmold (1771–1842).[1][2] Der Jurist, Politiker und Schriftsteller Johann Hermann Detmold (1807–1856) war Ginsbergs Schwager. Das Ehepaar Ginsberg hatte folgende bekannte Kinder:
- Johanne Hermine Emilie Ginsberg (* 5. Juli 1849 in Zittau; † 3. Juli 1908 in Oybin-Hain) ⚭ 1868 Paul Wolf von Loeben (1831–1907), königlich-sächsischer Oberst.
- Marie Luise Phöbe Ginsberg (* 2. Juni 1851 in Zittau; † 20. April 1933 in Dresden)[3] ⚭ 1873 Max Ernst von Loeben (1839–1918) königlich-sächsischer Oberst, Herr auf Reinsdorf bei Querfurt.
- Ludwig Eduard Ginsberg (* um 1855 in Zittau), 1865 in der Sexta (= Jahrgang 5) am Zittauer Gymnasium aufgenommen.[4]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Ginsberg erhielt seine höhere Schulbildung auf dem Gymnasium in Breslau. Danach nahm er eine kaufmännische Lehre auf. Ginsberg ließ sich bereits vor 1840 in Zittau nieder, da er seit seinem 25. Lebensjahr das Bürgerrecht der Stadt Zittau besaß. In Zittau betrieb Ginsberg ein Baumwoll- und Garngeschäft. Bereits 1849 wurde er als Abgeordneter der Zittauer Deputation zur Anerkennung der neuen Reichsverfassung nach Dresden geschickt. 1854 wählte man Ginsberg erstmals in das Zittauer Ratskollegium. Im Zittauer Stadtrat war er besonders im Finanz- und im Schulausschuss tätig. 1863 ist Ginsberg im Zittauer Adressbuch als Kaufmann im Haus 382 in der dortigen Bautzner Gasse verzeichnet.[5]
1871 wurde Ginsberg zum Vorsteher des Zittauer Stadtverordnetenkollegiums gewählt. Wegen seiner Verdienste erhielt er 1872 von König Johann den Ehrentitel eines königlich-sächsischen Kommerzienrates.[6] Als solcher sowie als Vorsitzender der Stadtverordneten ist Ginsberg im Adressbuch von 1874 aufgeführt. Zu dieser Zeit wohnte er im Haus 808 in der Zittauer Bahnhofstraße,[7] der späteren Bahnhofsstraße 19, dessen Hauseigentümer er war.
Am 7. Januar 1879, als Ginsberg sein 25-jähriges Jubiläum als Stadtverordneter feierte, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Zittau ernannt. In der offiziellen Ansprache zu dieser hohen Auszeichnung hieß es, dass er die Ehrenbürgerurkunde...:
- ... in gerechtester Würdigung der hohen Verdienste welche Herr Stadtverordnetenvorstand Commerzienrath Ludwig Otto Ginsberg während einer fünf und zwanzigjährigen Thätigkeit als Stadtverordneter und als deren langjähriger Vorstand sich um die Stadtcommun Zittau erworben hat. Die glanzvolle und bedeutendste Entwicklung, welche Zittau unter dem Bürgermeister Dr. Haberkorn erfahren hat, ist hervorragend mit dem Wirken des Ehrenbürgers Ginsberg zu verdanken.[8]
Ginsberg gehörte 34 Jahre ununterbrochen dem Ratskollegium an. Ab 1880 war er auch als Friedensrichter (Schiedsperson) und Handelsrichter tätig.[9] Ab 1886 zog er sich aus dem öffentlichen Leben und aus seinem Beruf zurück. Seit dieser Zeit ist er im Adressbuch nur noch als Kommerzienrat zu finden.[10]
Am 28. August 1860 trat Ginsberg in die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften ein, wo er über 30 Jahre ein reges Mitglied war und auch an den Hauptversammlungen in Görlitz teilnahm. Er stiftete Februar 1863 der Gesellschaft eine Bronzebüste des Komponisten Heinrich Marschner, die von dem Bildhauer Georg Hurtzig aus Hannover gefertigt wurde. Die Gesellschaft besaß auch ein großeres Bildnis von Ginsberg, das vom königlichen Hofphotografen R. Ernst aus Görlitz aufgenommen wurde und im Versammlungssaal der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften hing.
Ginsberg war ein großer Freund deutscher und englischer Literatur. Seine Lieblingsschriftsteller waren Johann Wolfgang Goethe und William Shakespeare. Ginsberg war Förderer verschiedener Wissenschaftlicher und künstlerischen Bestrebungen.
[Bearbeiten] Quellen
- Richard Jecht (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Im Auftrage der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bände 70-72, 70. Band Görlitz 1894, Digitalisat auf Google Books, S. 296f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensätze auf Ancestry
- ↑ Auf einem Datensatz auf Ancestry wird der 3. Oktober 1817 als Geburtstag angegeben, auf 3 anderen der 4. Oktober 1817.
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Heinrich Julius Kaemmel: Programm des Gymnasiums und der Realschule in Zittau..., Zittau 1865, Digitalisat auf Google Books, S. 59
- ↑ Adressbuch Zittau 1863, S. 23, SLUB
- ↑ Carl Heinrich Heydenreich: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung, zunächst für das Königreich Sachsen, Leipzig 1873, Digitalisat auf Google Books, S. 555
- ↑ Adressbuch Zittau 1874, S. 53, SLUB
- ↑ S.a. Kurzvita zu Ludwig Otto Ginsberg auf der Homepage der Stadt Zittau
- ↑ Adressbuch Zittau 1880, S. 131, SLUB
- ↑ Adressbuch Zittau 1886/87, S. 126, SLUB