Mary Wigman
Mary Wigman, bürgerlich Marie Wiegmann (* 13. November 1886 in Hannover, † 18. September 1973 in Berlin) kam 1911 nach Dresden und nahm gegen den Willen ihrer Eltern am Tanzunterricht bei Émile Jaques-Dalcroze (1865–1950) und Grete Wiesenthal (1885–1970) in Hellerau an der Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus teil.
Dort machte sie der Maler Emil Nolde mit Rudolf von Laban (1879–1958) bekannt, in dessen Kreis sie 1913 als Schülerin und später Assistentin eintrat. Auf dem Monte Verità von Ascona tat sie die entscheidenden Schritte ihrer Entwicklung. Labans Theorien über die Souveränität des Tanzes, seine Eigenständigkeit gegenüber der Musik, seine Pläne in Bezug auf Tänzergruppen und Bewegungsdrama wurden von ihr aufgenommen, verarbeitet und in die Wirklichkeit umgesetzt. Laban nannte sie ihren entscheidenden Lehrer.
Nach Krankheit und Misserfolgen konnte sie 1920 eine eigene Tanzschule in Dresden (Bautzner Straße) eröffnen, die zu einer Bildungsstätte des modernen Ausdruckstanzes werden sollte. Junge Menschen aus aller Welt strömten ihr zu, begeistert von ihren neuen Ideen.
In München und Berlin bildeten sich bedeutende Zweigschulen. Harald Kreutzberg, Gret Palucca, Yvonne Georgi, Dore Hoyer gingen aus ihrer Schule hervor.
„Meine Schülerinnen müssen so werden, daß jeder Mann hingerissen ausruft: Ich möchte keine von ihnen zur Frau haben! Hart müssen sie werden, herzhaft und hungrig! Wenn ich tanze, muß ich vor allen Dingen hungrig sein, dann kommt am leichtesten die Ekstase über mich und meine Gruppe.“ ist ein berühmtes Zitat von ihr.
Nach 1933 schien es zunächst, als sollte ihr Lebenswerk zerschlagen werden. Man bezeichnete sie als „artfremd“ und „international“. Schließlich schloss man ihre Schule und verbot ihr, öffentlich aufzutreten. Ihr letzter Solotanzabend in Dresden fand 1942 im Komödienhaus statt. Aufgrund zunehmender Repressalien verkaufte sie schlussendlich ihre Schule an die Stadt Dresden.
Nach Kriegsende konnte sie jedoch zunächst wieder eine Tanzschule in Leipzig eröffnen. Ende Juli 1949 errichtete sie gemeinsam mit Marianne Vogelsang in Berlin-Dahlem ein neues „Tanzstudio Mary Wigman“, dem ein tanzpädagogisches Seminar angeschlossen war. Später entstand in New York unter der Leitung von Hanya Holm eine Wigman-Schule, von der viele Impulse auf den amerikanischen Kunsttanz ausgingen.
Von ihren eigenen Tanzschöpfungen sind die bekanntesten solistischen Werke „Hexentanz“, „Schwingende Landschaft“, „Herbstliche Tänze“ und „Opfer“.
Am 13. November 1987 wurde anlässlich des 101. Geburtstags von Mary Wigman eine Gedenktafel vor ihrer ehemaligen Wirkungsstätte Bautzner Straße 107 enthüllt. Der Grafiker Martin Hänisch hatte sie gestaltet. Das ehemalige Tanzschulen-Gebäude (1920–1942) war viele Jahre Arbeits- und Probestätte des Staatsoper-Balletts gewesen,[1] anschließend wurde es zwischen 1988 und 2010 als Kammerbühne bzw. Labor für junges Musiktheater und Tanz der Semperoper genutzt. Seit Beginn der Spielzeit 2010/2011 dienen die Räume nur noch als Probebühne[2]. Seit 2016 kümmert sich der Verein Villa Wigman für TANZ e.V. um eine künftige Nutzung als Tanzspielstätte im Sinne Wigmans, u.a. für die freie Tanzszene in Dresden. Die Mary-Wigman-Straße an der Tunnelausfahrt Wiener Platz erhielt nach 1990 ihren Namen zu Ehren.
[Bearbeiten] Quellen
- Filmarchiv der Persönlichkeiten: Mary Wigman (u. a. Tanz „Abschied und Dank“), Deutsche Wochenschau GmbH Berlin, Regie: Gerhard Jeschke, 1942, 460m
- Fritsch-Vivie, Gabriele. 1999. Mary Wigman in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. ISBN 3499505975
- ↑ SZ vom 14./15.11.1987
- ↑ Sächsische Zeitung 28.08.2010
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Mary Wigman“
- Bilder zum Thema „Mary Wigman“ auf Wikimedia Commons
- Mary Wigman-Gesellschaft e. V.
- Biografie und Zeitzeugnisse von Heide Lazarus