Rudolf Biedermann Günther
Dr. med. Rudolf Biedermann Günther, teilweise auch Rudolph Biedermann Günther (* 19. April 1828 in Dresden; † 15. Februar 1905 ebenda)[1] war ein deutscher Arzt, Mediziner, Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker, im Rang und mit Titel eines Geheimen Medizinalrates sowie zuletzt als Geheimer Rat. Er war Präsident und zuletzt Ehrenmitglied des sächsischen Landesmedizinalkollegiums. Günther war zudem Mitglied der Gelehrtengesellschaft "Leopoldina".[2]
[Bearbeiten] Familie
Rudolf Biedermann Günther entstammte der sächsischen Gelehrten-, Handwerker-, Beamten- und Ärztefamilie Günther.
Rudolf Biedermanns Sohn, Karl Rudolf Biedermann Günther († 1926) war ein seinerzeit bekannter deutscher Nervenarzt. Er studierte ebenfalls Medizin, wurde zuerst Assistenzarzt an der neurologischen Poliklinik in Leipzig, ab 1889 zweiter Arzt in der Nervenanstalt Pirna-Sonnenstein und war danach dirigierender Arzt an der psychiatrischen Abteilung der Strafanstalt des Königreiches Sachsen in Waldheim. 1894 wurde Karl Günther Direktor der Landes-Irrenanstalt Zschadrass in Sachsen, 1906 der Anstalt auf Schloss Hubertusburg und ging 1920 in den Ruhestand.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Rudolf Biedermann Günther besuchte das Gymnasium in Dresden und studierte ab 1846 an der Universität in Leipzig Medizin. Dort promovierte er 1850 zum Doktor der Medizin und unternahm anschließend Studienreisen nach Montpellier, Paris und Wien. 1851 wurde Günther als Nachfolger von Dr. Schlobig Assistenz- und Sekundärarzt am Kreiskrankenstift in Zwickau,[3] bevor er 1852 als Landgerichtsarzt ins sächsische Eibenstock versetzt wurde. 1857 wurde er dort zum königlichen Bezirksarzt berufen.
1859 ging Günther nach Zwickau, wo er zum Medizinalbeisitzer bei der dortigen königlichen Kreisdirektion, der auch der Regierungsrat Heinrich Max von Koppenfels angehörte. Günther wurde in den Rang eines königlich-sächsischen Medizinalrates erhoben und wohnte in Zwickau in der Schneeberger Vorstadt 154b.[4] Außerdem arbeitete er als niedergelassener Arzt auch als Geburtshelfer.[5] 1866 brachte Günther in Zwickau seine bedeutende Veröffentlichung „ Die indische Cholera in Sachsen“ heraus. Die Krankheit hatte ein Jahr zuvor das Königreich heimgesucht. Auch in den Folgejahren sollte Günther ein Experte dieser Krankheit bleiben, die danach noch mehrmals in Sachsen ausbrach.
1872 wurde Günther als Medizinalreferent in das königlich-sächsischen Ministerium des Innern zu Dresden, im Rang und mit Titel eines Geheimen Medizinalrates berufen. Als Medizinalreferent trat Günther auch im Sächsischen Landtag und auf Sitzungen der Leipziger Naturforscher auf, deren Mitglied er in der "Leopoldina" war.[6] In Dresden zog er in die Seestraße 20 ins zweite Obergeschoss.[7] 1873 wurde Günther Mitglied der Cholerakommission für das Deutsche Reich. 1878 wurde er dirigierender Oberarzt am Carolahaus in Dresden. Im gleichen Jahr zog Günther in die Albrechtsgasse 1.[8] Am 1. April 1881 zog er in die Blochmannstraße 20 ins Erdgeschoss.[9]
1886 wurde Günther zum außerordentlichen Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zu Berlin berufen, 1888 zum dirigierenden Oberarzt im Carolahaus befördert [10] und im Folgejahr, 1889 schließlich Präsident des königlich-sächsischen Landesmedizinalkollegiums zu Dresden.[11] 1891 verlegte Günther seine Praxis und seine Wohnung in die Holbeinstraße 15 ins erste Obergeschoss,[12] 1896 dann in die Hausnummer 20 der gleichen Straße.[13] Ebenfalls 1896 wurde Rudolf Biedermann Günther der Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Rates verliehen.
1901 wurde Günther Mitglied des Reichsgesundheitsrates. 1902, nach über 50 Jahren im Staatsdienst, trat Günther von seinem Amt als Präsident des königlich-sächsischen Landesmedzinialkollegiums zurück und wurde gleichzeitig Ehrenmitglied des Kollegiums.[14] Er wohnte zuletzt in der Eliasstraße 22, wohin er 1898 gezogen war [15] und wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Johannstadt beerdigt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1850: Ducenti sex casus arteriae femoralis ligatae propter aneurysma accedente historia aneurymatis arteriae femoralis traumatici (Promotion zum Dr. med.)
- 1858: Über die Errichtung von Phosphorzündwaren zu stellenden sanitätspolizeilichen Anforderungen
- 1866: Die indische Cholera in Sachsen im Jahre 1865, F.A. Brockhaus, Leipzig
- 1869: Die indische Cholera im Regierungsbezirk Zwickau im Jahre 1866 mit Karten, F.A. Brockhaus, Leipzig
- 1879: Die Choleraepidemie des Jahres 1873 im Königreich Sachsen mit Atlas, Berlin
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- bis 1872: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienst-Ordens
- bis 1872: Königlich-Preußischer Kronenorden 3. Klasse
- 1877: Königlich-Preußischer Kronenorden 3. Klasse mit rotem Kreuz auf weißem Feld am Erinnerungsband
- 1885: Komtur 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1895: Komtur 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1898: Königlich-sächsische Silberne Carola-Medaille
- 1899: Königlich-preußische Rote-Kreuz-Medaille 2. Klasse
- 1901: Komtur 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1901: Königlich-Preußischer Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern
- 1902: Komtur 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 4, 1905-1908, SLUB, S. 71
- Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts, Berlin, Wien, 1901, S. 651, Onlineversion auf zeno.org
- Rudolf Biedermann Günther und Karl Rudolf Biedermann Günther im Personenregister in: E. Kraepelin: „Lebenserinnerungen“, Springer Verlag, Online-Leseprobe auf Google Books, S. 231
- Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), 2. Ausgabe, Band 4, Rudolf Vierhaus, Online-Leseprobe auf Google Books, ISBN 978-3-598-25034-7, S. 246
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Nach anderen Quellen wurde er in der Nacht vom 18./19. April 1828 in Dresden geboren und starb dort am 16. Februar 1905. Siehe Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), 2. Ausgabe, Rudolf Vierhaus
- ↑ Leopoldina, Jg. 1898 auf www.archive.org
- ↑ Adressbuch Zwickau 1850, SLUB, S. 5
- ↑ Adressbuch Zwickau 1860, SLUB, S. 12
- ↑ Adressbuch Zwickau 1860, SLUB, S. 52
- ↑ HISTORISCH-KRITISCHE STUDIEN ÜBER DEN JETZIGEN STAND DER IMPFFRAGE, Prof. Dr. H.F. Germann, Leipzig 1875, Online-pdf auf www.tolzin.de
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, SLUB, S. 123
- ↑ Adressbuch Dresden 1874, SLUB, S. 126
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, SLUB, S. 163
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, SLUB, S. 201
- ↑ Adressbuch Dresden 1890, SLUB, S. 213
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, SLUB, S. 235
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, SLUB, S. 200
- ↑ Indiana Tribüne, Volume 25, Number 293, 2 August 1902, Online-pdf auf newspapers.library.in.gov
- ↑ Adressbuch Dresden 1899, SLUB, S. 296
[Bearbeiten] Weblinks
- Rudolf Biedermann Günther im Personen-Wiki der SLUB Dresden
- Rudolf Biedermann Günther auf WorldCat Identities