Theophilus Lessing
Theophilus Lessing, früher auch Leßing (* 12. April 1647 in Schkeuditz bei Leipzig; † 4. November 1735 in Kamenz) war ein deutscher Jurist und Philosoph, Ratsherr und Politiker, zuletzt als Bürgermeister in Kamenz. Er war der Großvater des Dichters und Dramatikers Gotthold Ephraim Lessing.
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[Bearbeiten] Familie
Theophilus Lessing entstammte der sächsischen Familie Lessing, deren Vorfahren aus dem Erzgebirge stammen und später über viele Generationen in Schkeuditz wirkten. Lessings Urgroßvater war Matthias Lessing (1553–1624), Rektor und Diakon in Schkeuditz, sein Großvater Christian Lessing (ca.1580–1625), Mag. phil. und Stadtrichter in Schkeuditz.
Theophilus Lessing war der Sohn des Schkeuditzer Juristen, Gerichtsschöppen, Notars und Bürgermeisters Christian Lessing (d.Ä., * 1607; † zwischen 1672 und 1683 in Schkeuditz)[1] und dessen Ehefrau Dorothea geb. Becker (* 1620; † 31. März 1701 in Schkeuditz). Lessing hatte noch folgende Brüder:
- Christian Lessing (d.J., 1639–1734), Kaufmann in Kamenz,
- Christian Friedrich Lessing (ca.1640–1682), Schulrektor in Schkeuditz,
- Carl Lessing (d.Ä., 1641–1687), Gastwirt und Stadtrichter in Schkeuditz,
- Johann Julius Lessing (1661–1738), Statdtschreiber und Rechtsanwalt in Schkeuditz.
Theophilus Lessing war zweimal verheiratet. Er heiratete in erster Ehe am 22. November 1681 in der Kamenzer Pfarrkirche Anna Maria geb. Abicht (* 12. September 1660 in Kamenz; † 18. April 1689 ebenda im Wochenbett), Tochter des Kamenzer Bürgermeisters David Andreas Abicht. Kinder aus dieser ersten Ehe waren:
- Christian Gottlob Lessing (* 5. April 1683 in Kamenz; † 10. Juli 1750 ebenda), Bürgermeister von Kamenz ⚭ 1708 Anna Sophia geb. Schulze († 1755).
- Gotthelf Ehrenreich Lessing (~ 27. März 1685 in Kamenz; † gestorben als Kind),
- Anna Dorothea Lessing (~ 14. März 1687 in Kamenz; † 1716) ⚭ 1705 Magister Caspar Mylius (1676–1742), Diakon in Elstra. Dessen Sohn aus dritter Ehe war der Schriftsteller und Naturforscher Christlob Mylius (1722–1754).
- Christiana Sophia Lessing (~ 13. April 1689 in Kamenz; † 23. Oktober 1689 ebenda).
Am 25. April 1690 heiratete Lessing seine zweite Ehefrau, Anna Dorothea geb. Hillmann (6. Februar 1671 in Kamenz; † 6. Oktober 1719 ebenda), einer Cousine seiner ersten Ehefrau und älteste Tochter des Kamenzer Bürgermeisters Gottfried Hillmann (1637–1718). Kinder aus der zweiten Ehe waren:
- Maria Regina Lessing (~ 27. Mai 1691 in Kamenz; ⚰ 5. April 1693 ebenda),
- Johanna Sophia Lessing (~ 24. August 1692 in Kamenz; † 12. September 1754 ebenda) ⚭ 1. 1713 Christian Friedrich Landsberger, königlicher Baukondukteur in Dresden, ⚭ 2. 1734 Johann George Schmieder (1683–1766), Diakon in Kamenz.
- Johann Gottfried Lessing (* 24. November 1693 in Kamenz; † 22. August 1770 ebenda), Mag. phil., Theologe, Pastor Primarius in Kamenz ⚭ 1725 Justina Salome geb. Feller (1703–1777). Einer ihrer Söhne war der deutsche Dichter und Dramatiker Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), der seinen Großvater in Kamenz noch kennenlernte.
- Friedrich Gottlieb Lessing (~ 11. Dezember 1695 in Kamenz; ⚰ 2. März 1760ebenda), Buchbinder und Buchhändler in Kamenz ⚭ 1. Eleonora Sophia geb. Roth († 1750), ⚭ 2. 1755 Johanna Sophia Fürle geb. Hempel († 1787).
- Theophilus Lessing (* 5. September 1697 in Kamenz; † 13. September 1748 in Hoyerswerda), kursächsischer Justizamtmann ⚭ 1726 Rosine Christiana geb. Ehrenhaus (1711–1778).
- Benjammin Lessing (~ 26. August 1699 in Kamenz; ⚰ 30. August 1699 ebenda),
- Christiana Dorothea Lessing (~ 28. Februar 1701 in Kamenz) ⚭ 1. 1725 Gottfried Müller, Rechtsanwalt und Stadtschreiber in Hoyerswerda, ⚭ 2. 1735 Friedrich Ludolph Hortleder, Regimentsarzt des königlich-preußischen und kurbrandenburgischen Nassauischen Regiments.
- Johann Traugott Lessing (~ 21. März 1704 in Kamenz; ⚰ 27. Dezember 1781 ebenda), Generalakziseinspektor in Ruhland, später Rechtsanwalt in Kamenz
- Gottfried Benjamin Lessing (~ 8. Mai 1707 in Kamenz; ⚰ 12. Februar 1715 ebenda).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Lessing erhielt seine erste Schulbildung an der Schkeuditzer Stadtschule, wechselte aber 1659 mit 12 Jahren an die Stiftsschule nach Merseburg, wo schon sein Vater und sein Großvater die höhere Schulbildung bekamen. In den letzten drei Jahren auf der Stiftsschule unterrichtete Lessing auch die Söhne des Oberhofmarschalls von Dieskau.
Nach seiner Schulzeit immatrikulierte sich Lessing im Sommerhalbjahr 1667 an der Universität in Leipzig für ein philosophisches und juristisches Studium. Er bekamm auf seinen Weg nach Leipzig von seinen Eltern nur zwei Taler, da ein Stadtbrand in Schkeuditz auch das Hab und Gut seiner Eltern zerstört hatte. Aufgrund seiner Armut und der Empfehlung des Rektors der Merseburger Stiftsschule, Magister Georg Moebius wurde Lessing von der Studiengebühr befreit und erhielt darüber hinaus ein dreijähriges Stipendium. Außerdem wurde er kostenlos beim Leipziger Bürgermeister Paul Wagner als Lehrer seiner beiden jüngsten Söhne aufgenommen.
Am 24. März 1669 verteidigte Lessing in Leipzig eine philosophische Disputation zur Duldung der Religionen. Nach Abschluss seines Studiums blieb Lessing ab 1770 weiter in Leipzig als juristische Hilfskraft des Bürgermeisters Wagner sowie als Lehrer von dessen Kindern. Nach neun Jahren in Leipzig, verließ Lessing Ende 1676 die Stadt und ging von Dort nach Stolpen, wo er als Aktuar bei seinem Onkel, dem Amtmann Becker arbeitete. Nach drei Jahren wechselte er - ebenfalls als Aktuar - an die fürstlichen Ämter nach Hohnstein und später nach Radeberg.
1681 zog Lessing nach Kamenz, wo er am 22. Dezember das Bürgerrecht erhielt und am Weihnachtstag in den Kamenzer Stadtrat gewählt wurde, der zu dieser Zeit aus 12 Mitgliedern bestand, die alle eine akademische Bildung hatten. Neben der damals üblichen Entlohnung mit verschiedenen Naturalien (u.a. Getreide, Holz und Wein) erhielt Lessing als Senator anfangs 20 Taler Jahresgehalt. Lessing arbeitete aufgrund seines juristischen Studiums in dieser Zeit auch als Gerichtshalter zu Frankenthal und als Verwalter der Gerichtshalterei der Gutsherrschaft von Knoch in Elstra. 1691 wurde Lessing Stadtschreiber von Kamenz und 1701 zum Stadtrichter berufen.
Beim verheerenden Kamenzer Stadtbrand vom 11. Juni 1707 verbrannte neben 200 anderen Häusern der Stadt auch Lessings Haus im Pulsnitzer Viertel. Aufgrund von staatlichen und privaten Hilfsfonds erhielt Lessing dafür eine kleine Entschädigung von vier Talern und 21 Groschen. Auch alle anderen damals in Kamenz lebenden Lessings und ihre Verwandten verloren beim Stadtbrand ihre Häuser. Danach gab es bis 1724 aufgrund der erhöhten Steuern Unruhen und Streitigkeiten zwischen der Kamenzer Bürgerschaft und dem Stadtrat.
In dieser schwierigen Zeit wurde Lessing 1711 erstmals vom Stadtrat zum Bürgermeister gewählt. Damit war er zugleich Vorsteher der Pfarrkirche und vertrat die Stadt auf den Landtagen der Oberlausitz. Über 20 Jahre stand er an der Spitze des Rates von Kamenz. Am 25. Juni 1730, kurz vor Lessings 50-jährigem Amtsjubiläum als Ratsmitglied, zur 200-Jahr-Feier der Augsburger Konfession, organisierte Lessing mit seinem Ratskollegium in seiner Stadt eine glänzende Beleuchtung von Kamenz zu dem Fest.
Lessing starb im hohen 89. Lebensjahr. Sein Leichnam wurde am Abend des 8. November 1735 auf dem Friedhof der Katechismuskirche beigesetzt. Die Leichenpredigt erfolgte am darauf folgenden Sonntag in der Kamenzer Stadtkirche durch den Archidiakon Neumann. 1860 wurden seine aus Sandstein bestehende Grabsteine, die seiner Frauen und früh verstorbenen Kinder sowie der seines Sohnes Johann Gottfried Lessing vom Kirchhof in die Vorhalle der Pfarrkirche gebracht und zu beiden Seiten des Eingangs eingefügt, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten] Quellen
- Arend Buchholtz: Die Geschichte der Familie Lessing, Band 1, 1909, Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin, S. 207ff.
- Arend Buchholtz: Stammbaum der Familie Lessing in: Die Geschichte der Familie Lessing, Band 2, 1909, Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin, S. 360ff.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Otto Kaemmel: Geschichte des Leipziger Schulwesens: Vom Anfange des 13. bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts (1214–1846), 1909 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Lesevorschau auf Google Books, S. 225
- ↑ Titelblatt im Wallstein-Verlag
[Bearbeiten] Weblinks
- Lessing, Theophilus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, 30.03.2020
- Datensatz von Theophilus Lessing auf Geni