Yenidze
Mit dem Bau der Zigarettenfabrik Yenidze an der Weißeritzstraße 3 in der Friedrichstadt wurde 1907 begonnen. Bauherr war der Tabak- und Zigarettenfabrikant Hugo Zietz, Architekt Martin Hammitzsch (1878-1945). Wegen der Vorschrift, dass im Weichbild des Zentrums kein Fabrikgebäude errichtet werden darf, das als solches erkennbar ist, wurde die Gestalt einer Moschee gewählt. Mit ihrer farbig verglasten Kuppel (62 Meter) und dem als Minarett getarnten Schornstein wurde dieser erste Stahlbetonskelett-Bau Deutschlands zu einem einprägsamen Werbemonument der Orientalischen Tabak- und Zigarettenfabrik "Yenidze". Benannt wurde diese nach einem Ort in Nordgriechenland, das damals unter osmanisch-türkischer Verwaltung stand und aus dem Hugo Zietz seinen Tabak importierte.
Die Eröffnung der Yenidze feierte man im Jahr 1909. Das Unternehmen arbeitete seinerzeit mit modernster Technik und versuchte, mit eingebauten Luftfilteranlagen und Ruheräumen mit Liegestühlen die Gesundheit seiner ArbeiterInnen zu fördern. Sie erinnert an die Blütezeit der Dresdner Zigarettenindustrie. Um 1920 kam jede vierte Zigarette aus Dresden, weil es 70 Zigarettenfabriken gab.
1924 erfolgte der Verkauf der "Tabaksmoschee" an die Firma Reemtsma. Die renommierte Firma Boehner-Film produzierte in dieser Zeit einen Werbefilm "Ein Besuch bei der Orientalischen Tabak- und Zigaretten-Fabrik Yenidze in Dresden", der auch auf der Jahresschau Deutscher Arbeit 1927 gezeigt wurde[1]. Obwohl das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde - vom großen Südflügel blieben nur die unteren Stockwerke stehen[2] -, diente es bis 1953 als Produktionsstätte und ab 1953 als Lager. Von 1976 bis 1990 befand sich hier die Verwaltung des VEB Tabakkontor, welches für die Rohmaterialversorgung der Zigarettenfabriken der gesamten DDR zuständig war.
Nach der Wende wurde die Berliner Euwo Immobilienfonds GmbH neuer Eigentümer der Yenidze.[3] Vom 15. April 1994 bis 1997 wurde die Yenidze als außergewöhnliches Baudenkmal für etwa 75 Millionen D-Mark aufwändig saniert und zum Bürohaus umgebaut. Dabei erhielt auch die Glaskuppel eine neue Gestaltung mit buntem Glas; zuvor war sie einfarbig. Mehr als 20 Jahre, von 1997 bis 2020, wurden unter der Kuppel Märchen erzählt, auch fanden zeitweise regelmäßig die "Lauschrausch"-Obertontage in der Kuppel der Yenidze statt. Der größte Teil der 8600 Quadratmeter Fläche wird für Büros genutzt.[4] Auch ein Restaurant befindet sich in dem ehemaligen Tabakkontor.
Im Jahr 2007 kaufte der israelische Investor Adi Keizman das Gebäude für geschätzte 12 Millionen Euro.[5] Seit Anfang 2014 gehört das Gebäude der Berliner EB GROUP unter Geschäftsführer Enver Büyükarslan. Der neue Eigentümer will die Diskothek im Erdgeschoss sanieren, die seit der der Flut 2002 ungenutzt ist. Zudem will Büyükarslan eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Yenidze einrichten.[6]
Zum 100. Jahrestag der Eröffnung fand 2009 eine Ausstellung mit dem Titel "Die Yenidze, ein exotischer Außenseiter von Dresden" statt.
[Bearbeiten] Quellen
- KÖCKERITZ, Volkmar: Die Schlachthofinsel im Großen Gehege, in: Stadtrundschau 49/1979 (hier als Baujahr 1886 genannt)
- SEHN, D.: Vor 100 Jahren: Bau der Yenidze beginnt, in: DNN 14.5.2007
- MDR Sachsenspiegel 30.1.2009.
- ↑ Dresden: Flug in die Vergangenheit, Bilder aus Dokumentarfilmen 1919-1949, Verlag der Kunst Dresden, 1993, S. 288: Zulassungsdatum 28. Mai 1926, 303m
- ↑ Tobias Hoeflich: Als der Orient nach Dresden zurückkehrte. In: SZ 16.4.2014, S. 19.
- ↑ Tobias Hoeflich: Als der Orient nach Dresden zurückkehrte. In: SZ 16.4.2014, S. 19.
- ↑ freitagSZ 9.12.2011
- ↑ freitagSZ 9.12.2011
- ↑ Tobias Hoeflich: Als der Orient nach Dresden zurückkehrte. In: SZ 16.4.2014, S. 19. Linda Barthel: Von der Baustelle ion die Yenidze. In: freitagSZ 4.4.2014, S. 3.
[Bearbeiten] Weblinks
- zentrale Webseite über Historie, Architektur und Nutzung der Yenidze
- Kuppelrestaurant
- Yenidze in der Wikipedia
- Yenidze auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)