11. Jahrhundert (Dresden)

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Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einführung

Das 11. Jahrhundert ist im Raum Dresden (damals der Gau Nisan) eine Zeit sehr kleinteiliger Herrschaftswechsel. Der Elbtalkessel lag zwischen dem Spannungsfeld sächsischer (frühdeutscher), böhmischer und polnischer Interessen, die von Individualinteressen lokaler Herrscher überlagert wurden. Kirchlich konkurrierten sowohl das Bistum Meißen als auch das Bistum Prag um die Oberherrschaft über Nisan, wobei Prag den Vorteil der Sprachgleichheit mit den Nisanern mitbrachte und außerdem auf die böhmische Akademie Nisan zurückgreifen konnte, die 990 von dem zu der Zeit an Polen gefallenen Krakau nach Bresnice (Briesnitz) verlegt werden mußte. Auf lokaler Ebene konkurrierten selbst auf sächsischer Seite der Bischof von Meißen, der Markgraf von Meißen sowie der Burggraf von Meißen um einen möglichst hohen Einfluß in Nisan gegeneinander.

[Bearbeiten] Ausgangslage

[Bearbeiten] Gau Nisan

Die elbsorbische Region war für die damalige Zeit noch relativ dünn besiedelt. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts hat der Gau Nisan hatte etwa 4200 elbsorbische Einwohner (nach Blaschke "etwa ... 2000")[1]. Selbst in der Bronzezeit hatte es ausweislich der archäologischen Funde schon eine deutlich höhere Siedlungsdichte im Dresdner Elbtalkessel gegeben.

Die Divergenz der Schätzungen erhellt sich auch daraus, daß Blaschke von einem Gau Nisan ausging, der sich auf kleinteilige Siedlungskammern im noch durch dichte Wälder völlig isolierten Dresdner Elbttalkessel beschränkte.

Tatsächlich jedoch wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts von der sächsischen (frühdeutschen) Seite aus noch alles zum Gau Nisan gerechnet, was östlich der Grenzburg Meißen lag.

Der Gau Nisan war königliches Land, aber der frühdeutsche König aus dem sächsischen Haus der Liudolfinger (Ottonen) verfügte zunächst nicht über die Ortschaften in der frühgeschichtlichen Siedlungsinsel des Dresdner Elbtalkessels.

Als 1013 der polnische König Bolesław I Chrobry dem römisch-deutschen König Heinrich II. den Lehnseid leistete, ließ sich auch der Böhmenherzog Othelrich mit Böhmen belehnen. Die Mark Lausitz und der Gau Milsca blieben weiterhin polnisch, der Gau Nisan böhmisch. Nur noch Meißen konnte mit Mühe vom Reich gehalten werden. Das Stift Meißen erhielt für die erlittenen Verwüstungen sechs Dörfer als Entschädigung, darunter Brockwitz bei Meißen, welches auf Grund der Funktion der Burg Meißen als Grenzfeste zum Gau Nisan gerechnet wurde.

Brockwitz liegt nur etwa sechs bis sieben Kilometer östlich von Meißen in der Nähe der Elbe an der alten hochwassersicheren Straße von Meißen nach Dresden, allerdings westlich des frühgeschichtlich unbesiedelten Flaschenhalses, der heutzutage als die Grenze zwischen Nisan und Glomaci (Daleminzien) angesehen wird. Es fand infolge des Fortschreitens des sächsischen Einflusses in der Elbtalregion offenbar eine Grenzverschiebung statt, denn moderne Historiker rechnen Brockwitz eindeutig zu Glomaci und später (1351) zum "districtus Großenhain" und 1547 zum "Erb-Amt Meißen" (auch: "Procuratur-Amt Meißen").

[Bearbeiten] Nisana

Der sächsische Königshof Nisana entstand spätestens im Zusammenhang mit der Errichtung der Markgrafschaft Meißen im Jahr 968 und dem Einsetzen des Markgrafen Wigbert auf der Burg Meißen. Eine urkundliche Erwähnung des Krongutes Nisana fand zwar erst durch das Aachener Tafelgüterverzeichnis im Jahr 1174 oder in den Jahren danach statt (Terminus ante quem ist das Jahr 1215), aber durch eine Urkunde von 971 übergab Kaiser Otto der Große der Kirche von Meissen unter Bischof Folchold ... den Zehnten alles Tributes von Honig, Pelz, Silber, Sklaven, Schweinen, Getreide und von der „uberchoufunga“ [2] aus den Provinzen Dalaminza, Nisane, Diedesa, Milzsane und Lusiza.[3]

Ohne einen funktionierenden Königshof in der Provinz nisane wäre die Abgabe des Zehnten von dort an die Meißner Kirche nicht möglich gewesen. Der Transport ist wahrscheinlich praktischerweise über die Wasserstraße der Elbe erfolgt. Nisana besaß einen natürlichen Hafen und wurde deshalb als Ort für den sächsischen Königshof ausgewählt. Voraussetzung war auch die Errichtung von Zehntscheunen in Nisana.


[Bearbeiten] Sobrigau

Die älteste Nachricht von Sobrigau ergibt sich aus einem Gräberfeld, das in den Äckern süd-westlich des heutigen Dorfes gefunden wurde. Die Gräber waren abgedeckt mit Steinplatten, die christliche Kreuze tragen. Die Gräber stammen aus dem 11. Jahrhundert und bilden den Nachweis einer sehr frühen christ­lichen Besiedlung.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die wenigen vorliegenden Nachrichten lassen den Schluß zu, daß um das Jahr 1000 zumindest westlich der Elbe die ganze sorbische Bevölkerung getauft ... war. ... Um wie viele Menschen es sich dabei gehandelt hat, läßt sich nur in sehr grober Schätzung sagen. In Daleminzien dürften es 7000-8000, im Bautzener Land 5000, im Dresdner Elbkessel 2000 und im Gau Chutizi um Leipzig 5000 Einwohner gewesen sein ... Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
  2. Vgl. Waitz VG. 8, 368.
  3. 971: Ravenna: Angebliche Ausstellung der einzigen Urkunde mit der Erwähnung Nisans, bei welcher es sich um eine Originalausfertigung des 10. Jahrhunderts handeln könnte, wobei das Diplom für sich allein allerdings keine volle Bürgschaft dafür darbietet, dass was Folchold hier niederschreiben ließ auch genau der Willensäußerung der Kaiser entsprach Vgl.DO I 406 Ravenna 971.: Kaiser Otto der Große schenkt der Kirche von Meissen unter Bischof Folchold mit Wissen und Zustimmung seines Sohnes des (Mit)Kaisers auf dessen und auf seiner Gemalin Adelheid Fürbitte den Zehnten alles Tributes von Honig, Pelz, Silber, Sklaven, Schweinen, Getreide und von der „uberchoufunga“ (Vgl. Waitz VG. 8, 368.) aus den Provinzen Dalaminza, Nisane, Diedesa, Milzsane und Lusiza Vgl. RI II,1 n. 531, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0971-00-00_2_0_2_1_1_911_531 (Abgerufen am 6. Januar 2019). - Fritz Löffler lehnte die Originalität dieses Diploms vollständig ab. Vgl. Die Brückenstadt, die Stadt am Strom, Dresden, von Teichen umgeben, entlehnte ihren Namen der alten slawischen Ansiedlung: Drezdany nannten sich die Bewohner der linkselbischen sumpfigen Niederung. Der Name der rechtselbischen Ansiedlung ist nicht überliefert. R. Michaelis vermutet in ihr den Namen Nisan oder Nisani, den der ganze Gau trug. Der ursprünglich slawische Gau Nisani erscheint erstmals 1013, und am Ende des 12. Jahrhunderts findet er sich unter Kaiser Barbarossa im Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs. Es umfasste die Elbtallandschaft von oberhalb Meißen bis etwa Pirna. 1227 ist der Name letztmals belegt. (Löffler 9. Auflage 1989, S. 20).
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