Albertbahn
Die Albertsbahn-Aktiengesellschaft, auch Albertbahn genannt, war eine ehemalige private Eisenbahngesellschaft in Sachsen. Sie war nach der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie und der Sächsisch-Schlesischen-Eisenbahn (Dresden–Görlitz) die dritte private Bahngesellschaft im damaligen Königreich Sachsen und baute die Strecke von Dresden nach Tharandt mit den dazugehörigen Kohlebahnen.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Mit der zunehmenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden im Gebiet der späteren Stadt Freital im Döhlener Becken sowie um Hänichen eine Reihe von Schachtanlagen, die bald solche Mengen an Kohle lieferten, dass ein Abtransport per Pferdefuhrwerk nicht mehr zu denken war.
1849 wurde der Hänichener Steinkohlenverein AG (Aktiengesellschaft) gegründet, der drei Schächte (Beckerschacht, Beharrlichkeitsschacht und Berglustschacht sein Eigen nannte. 1852 ersuchte der Direktor des Kohlevereins, Emil Becker die sächsische Regierung in Dresden zum Bau einer Kohlebahn. Erste Überlegungen waren, diese Bahn ab Hänichen über Kreischa, das Lockwitztal bis nach Niedersedlitz zu führen und dort an die bereits seit 1848 existierende Sächsisch-Böhmische-Staatseisenbahn einzubinden. Die Landesregierung lehnte aber diese Petition ab, da zu jener Zeit der Bau der sächsischen Hauptbahnen der Vorrang gegeben wurde.
Allerdings stimmte der sächsische Staat wenig später, nach der Unterstützung der Freiherren von Burgk, der Eigentümer der Freiherrlich-von Burgker-Schachtanlagen in Döhlen, der Gründung einer Privatgesellschaft zum Bau einer regelspurigen Dampfeisenbahn durch den Plauenschen Grund zu, wenn die Strecke bis Tharandt fortgeführt würde. Diese Bahn sollte für spätere Planungen der Ausgangspunkt für eine Eisenbahnlinie nach Freiberg sein.
[Bearbeiten] Gründung und Geschichte
Am 4. Mai 1853 konstituierte sich in Dresden das Gründungs-"Comité" von Industriellen, Grubenbesitzern im Kohlerevier, Kaufleuten und Rechtsanwälten zur Gründung einer Bahnbaugesellschaft, die sich über Aktien finanzieren sollte. Das Kommitee stellte beim sächsischen König Friedrich August II. den Antrag, den Namen des Kronprinzen Albert für die neue Gesellschaft tragen zu dürfen.
Bereits, wenige Wochen später, am 23. Juli 1853 unterzeichnete der Eisenbahningenieur Guido Brescius einen Vertrag mit den Direktoren des Hänichener Steinkohlebauvereins Emil Becker und Otto Schneider einerseits sowie dem Dr. A. Pusinelli als Vertreter der sächsischen Albertbahn andererseits zum Bau einer Eisenbahn von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tharandt mit Zweigstrecken nach Niederhermsdorf und Hänichen, der sogenannten Hänichener Kohlezweigbahn, der späteren Windbergbahn, für deren Bau er in vollem Umfang verantwortlich zeichnete. Die Laufzeit des Vertrages war bis zum 31. Mai 1855 datiert.
Die Aktiengesellschaft startete mit einem Anfangskapital von 1,7 Millionen Taler. Ein Taler hatten zur damaligen Zeit einen Wert von drei Mark. Einer der Hauptaktionäre wurde der Direktor des Hänichener Steinkohlevereins, Emil Becker, der später, am 31. Mai 1855 den ersten Vertrag mit der Albertbahn zur Anbindung seiner drei Kohlebergwerke an die Eisenbahn unterschrieb.
Die Bauarbeiten an der Strecke von Dresden nach Tharandt begannen am 12. September 1853 am damaligen Dresdner Vorort Plauen. Das verheerende Frühjahrshochwasser von 1854 zerstörte allerdings die fast sämtlichen bereits erbauten fünf Brücken an der Weißeritz. Die 14 km lange Strecke vom Albertbahnhof in Dresden nach Tharandt wurde dadurch erst am 28. Juni 1855 eröffnet.
Die sogenannte "Ankunfts- und Abgangshalle" des Albertbahnhofs (auch Tharandter Bahnhof), der Beginn der Bahnstrecke nach Tharandt, lag direkt an der Tharandter Straße, stadtauswärts hinter der damals ebenerdig verlaufenden Verbindungskurve der Leipzig-Dresdner-Eisenbahn und der Sächsisch-Böhmischen Staatsbahn. In Höhe des alten Weißeritzmühlgrabens gab es eine Verbindungskurve zu dieser Bahn über den Güterbahnhof der Sächsisch-Böhmischen Staatsbahn. Die Strecke durchquerte den Vorort Plauen, der zum damaligen Zeitpunkt noch keinen Bahnhof hatte, und kreuzte erstmals die Weißeritz unterhalb des Hohen Steins. An der Stelle der Felsenkellerbrauerei gab es anfangs einen kurzen Tunnel. Danach wurde die Weißeritz im Plauenschen Grund bis Potschappel noch vier Mal überquert, davon allein drei mal unterhalb der Begerburg. Von dieser Hauptstrecke zweigten weitere Güterbahnen mit einer Länge von fast 25 km in die benachbarten Bergwerke und zu Verladeplätzen ab:
- die Elbezweigbahn in Dresden zum Bahnhof Dresden-Altstadt-Elbufer mit einem Kohle-Einschiffungsplatz an der Elbe, eröffnet am 2. April 1856, beginnend an der Floßhofstraße,
- die Deubener Kohlenbahn, eröffnet am gleichen Datum,
- die Niederhermsdorfer Kohlezweigbahn, eröffnet am 1. Dezember 1856 und
- die Hänichener Kohlezweigbahn, der Vorläufer der Windbergbahn, eröffnet am 1. April 1857, die an der Talerweiterung nach Potschappel kurz vor der rechts der Weißeritz gelegenen Friedrich-August-Hütte abzweigte.
Einer der Direktoren der Albertbahn ab 1861 wurde nach dem Bau der Hänichener Kohlebahn Guido Brescius, bis zu seiner 1864 erfolgten Kündigung selbst.
Der Konzessionsvertrag der "Albertsbahn-Aktiengesellschaft" mit dem Staat Sachsen für den Betrieb der Eisen- und Anschlussbahnen belief sich auf 20 Jahre und sollte bis 1873 gehen. Als der errechnete Gewinn ausblieb ging die Albertbahn am 1. Juli 1868 zum Kaufpreis von 2.862.800 Talern in Staatseigentum über. Den Betrieb übernahm die Königlich Sächsische Staatseisenbahnen. Damit hörte die Albertbahn als Eisenbahngesellschaft auf zu existieren. Der Name blieb aber für viele Jahre für die Eisenbahnstrecke von Dresden nach Werdau über Chemnitz im Dresdner Raum existent. Die Aktionäre der Albertbahn erhielten für die Restlaufzeit des Vertrages jährlich eine Dividende des Durchschnittes der bis dahin geleisteten 15 Jahre.
[Bearbeiten] Quellen
- Transpress Verkehrsgeschichte: Die Windbergbahn, Jürgen Schubert, VEB Transpress Verlag für Verkehrswesen Berlin 1982
- Deutsche Eisenbahndirektionen, Eisenbahndirektion Dresden 1869-1993, Helga Kuhne, VBN Verlag B. Neddermeyer, 2010, ISBN 978-3-941712-05-8