Eduard Grube
Dr. med. Eduard Alois Grube (3. September 1896 München – 1. März 1967 Dresden) war Arzt, Sozialmediziner und Gesundheitspolitiker.[1]
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Schule und Militärdienst
Eduard Grubes Vater stammte aus einer Kleinbauernfamilie und hatte sich zum Steuerbeamten hochgearbeitet, seine Mutter kam aus einer Weberfamilie und arbeitete als Verkäuferin im Zigarrenhandel. Eduard Grube besuchte zunächst die Volksschule, anschließend bis 1914 das humanistische Maximiliansgymnasium in München. Ab 1915 diente er bei den „Luftschiffertruppen“, nachdem er sich freiwillig zum Militär gemeldet hatte, und wurde ab April an der Front eingesetzt. Zeitgleich wurde er in Abwesenheit an der Universität München im Studienfach Medizin immatrikuliert. Während seines Kriegsdienstes als Ballonbeobachter lernte er im Jahr 1917 Rudolf Neubert kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Beide gehörten der Jugendorganisation „Wandervogel“ des kleinen und mittleren Bürgertums an. Aufgrund seiner humanistischen Ausbildung und Lebensanschauung begann Grube im Laufe des Krieges an dessen Sinn zu zweifeln. Seine Kameraden wählten ihn im November 1918 zum Führer des Soldatenrates. Grube führte seine Soldaten zur Demobilisation zurück nach München.
Wieder in der Heimat, traf Grube bei den „Wandervögeln“ seine spätere Frau, Elisabeth Thomälen. Die gebürtige Berlinerin studierte an der Münchner Handelshochschule.
[Bearbeiten] Studium 1919-24
Im Februar 1919 nahm Eduard Grube sein Medizinstudium in München auf. Das Frühjahr des Jahres war geprägt vom Kampf um die Errichtung der Münchner Räterepublik. Gemeinsam mit einigen „Wandervogel“-Freunden (darunter der spätere SED-Kulturfunktionär Alfred Kurella und der Dichter Eugen Roth) schloss sich „Edi“ Grube einer Gruppe sozialistischer Studenten an, die Reformvorschläge für die Universität ausarbeiteten. 1919/20 war Grube auch für etwa ein Jahr Mitglied der KPD.
Im Sommer 1922 schloss Grube sein Medizinstudium mit dem Staatsexamen (Note „sehr gut“) ab. In den folgenden zwei Jahren absolvierte Grube mehrere Stationen als „Volontärarzt“. Er besuchte auch den dreimonatigen Lehrgang für Kommunal- und Kreisärzte an der Sozialhygienischen Akademie Charlottenburg unter Leitung des Sozialmediziners Alfred Grotjahn. Daraufhin wandte sich Grube der Sozialhygiene und Gesundheitsfürsorge zu. Er promovierte 1924 unter Grotjahn.
[Bearbeiten] Stadtarzt in Freital 1924-1933
Da sein Freund Rudolf Neubert bereits in Dresden als Arzt arbeitete, bewarb sich Grube für eine ausgeschriebene Stelle als 2. Stadtarzt in Freital und nahm im Frühjahr 1924 die Tätigkeit auf. Gemeinsam mit dem 1. Stadtarzt Friedrich Wolf baute er in der 1921 gegründeten Stadt ein Gesundheitswesen auf. Grube war als Sport- und Schularzt tätig und initiierte den Bau eines Kinderheims in Freital-Potschappel. Er publizierte auch Schriften zur gesunden Lebensweise, hielt Vorträge und organisierte Ausstellungen.
Am 3. Juli 1924 heirateten Elisabeth Thomälen und Eduard Grube. Sie wohnten zunächst in der Freitaler Augustusstraße 8, ab 1929 in der oberen Etage der Gewerbe- und Handelsschule, Obere Dresdner Straße 45. Am 12. November 1927 wurde Sohn Johannes geboren, am 15. Mai 1929 Tochter Edda (verheiratet Sonnenkalb). Beide arbeiteten später ebenfalls als Ärzte.
1931 trat Grube der SPD bei und engagierte sich politisch. Nachdem ihn der Stadttierarzt Willibald Däßler denunziert hatte, wurde Grube ab 15. März 1933 beurlaubt, kurz inhaftiert, durch die SA verfolgt und am 1. Juli des Ortes verwiesen.
[Bearbeiten] Allgemeinarzt in Dresden-Löbtau 1933-1945
Der Verein Sozialistischer Ärzte vermittelte Grube eine neue Stelle im Arbeiterviertel Dresden-Löbtau: Er übernahm ab Juli 1933 die allgemeinärztliche Praxis des jüdischen Arztes Dr. Viktor Hähnlein, der in die USA emigrieren musste. Arbeitsräume und Wohnung der Familie befanden sich im Erdgeschoss der Malterstraße 45.
Am 8. Februar 1936 wurde Tochter Maria geboren, 1937 zog die Familie nach Dölzschen, Grenzallee 35. Grube trat 1933 aus der SPD aus, nutzte jedoch seine Sprechstunden für illegale Treffen mit Antifaschisten und bewahrte durch Krankschreibungen Patienten vor dem Militärdienst. Gemeinsam mit seinem Freund Rudolf Neubert, der in Hellerau praktizierte, erarbeitete Grube ab 1944 eine Konzeption zur Seuchenabwehr und Neugestaltung des Gesundheitssystems nach Kriegsende.
Ab 1943 war Grube als leitender Arzt einer Luftschutzrettungsstelle eingesetzt. Nach den Luftangriffen am 13. Februar behandelten die Mitarbeiter dieser noch erhaltenen Rettungsstelle die Patienten unter primitivsten Bedingungen.
- “Mit zwei Ärzten und dem meist nur behelfsmäßig ausgebildeten Sanitätspersonal müssen in drei Tagen etwa 1500 Verletzte versorgt werden, vom Schwer- und Schwerstverletzten, vom Sterbenden bis zu den sehr vielen Menschen mit scheinbarer Erblindung infolge heftigster Augenbindehautreizung durch Rauch- und Staubeinwirkung, ja sogar bis zu unruhigen Geisteskranken aus einer teilzerstörten im Westen gelegenen Heil- und Pflegeanstalt. Dazu kommen immer wieder neue Luftalarme und drei weitere Tagesangriffe auf Teile der Stadt, die eine schwierig zu beherrschende Situation in den überfüllten Räumen der Rettungsstelle verursachen ... Äußerste Schwierigkeiten bereitet auch die Tatsache, daß die Verlegung von Schwerkranken und Verletzten in Krankenhäuser zu Operationen etc. kaum möglich ist, da die meisten dieser Anstalten zerstört sind.“
Diese provisorische medizinische Versorgung wurde bis zum Einmarsch der Roten Armee im Mai aufrechterhalten.
[Bearbeiten] Eduard Grubes Rolle im Gesundheitswesen nach 1945
Am 10. Mai 1945 wurde der Sozialdemokrat Dr. Rudolf Friedrichs (1892–1947) als Oberbürgermeister der Stadt Dresden eingesetzt und beauftragt, eine städtische Selbstverwaltung aufzubauen. Sie konstituierte sich am 12. Mai, bestand aus drei Bürgermeistern sowie fünf Stadträten und bezog zunächst ein Zimmer in der Melanchthonstraße 9. Zu ihren ersten Aufgaben erklärte sie auch den Neuaufbau des sich in einem verheerendem Zustand befindlichen Gesundheitswesens. Die drei städtischen Dresdner Krankenhäuser Johannstadt, Friedrichstadt und Löbtau hatten durch die angloamerikanischen Fliegerangriffe im Februar und April 1945 zwei Drittel ihres Bestandes an Betten und Versorgungseinrichtungen verloren. Die dort und in anderen Wehrmachtsreservelazaretten stationierten deutschen Truppen verließen im April/Mai 1945 unter Mitnahme der Krankenhauseinrichtungen die Stadt Dresden.
Diese Situation fand der am 12. Mai 1945 zum Stadtrat für Gesundheitswesen ernannte Sozialmediziner Dr. med. Eduard Grube vor und beschrieb sie im amtlichen Nachrichtenblatt des Rates der Stadt vom 22. November 1945 wie folgt: „Als das Dezernat Gesundheitswesen am 15. Mai 1945 seine Arbeit aufnahm, war zur Bekämpfung der Seuchen, für die Pflege der Kranken, für die Aufrichtung der Gesunden fast nichts mehr da. Es standen noch 1670 Betten zur Verfügung. Es gab kaum noch Medikamente, kein Wasser, kein Gas und Licht. Züge von Flüchtlingen kamen von allen Seiten. Sie drohten den Rest an Lebensmitteln zu verbrauchen und die Stadt dem Verhungern auszuliefern. Sie brachten aber von den Landstraßen Ungeziefer und Krankheiten mit. Zehntausende von Flüchtlingen mussten untergebracht, untersucht, entlaust und die Kranken von ihnen in Notkrankenhäusern gepflegt werden.“
Zu diesen Schwerpunktaufgaben bei der Seuchenbekämpfung gehörten auch die Errichtung eines Seuchenkrankenhauses mit Isolierstationen und die Bereitstellung von mindestens 1500 Betten für Infektionskranke. In der Ratssitzung am 4. September 1945 regte Dr. med. Eduard Grube an, das nur zur Hälfte belegte Güntzheim auf der Industriestraße in Dresden-Trachau zur Konzentration der Seuchenkranken dem Gesundheitswesen zuzuweisen und empfahl die Einrichtung als Infektionskrankenhaus. So wurde auch verfahren. Nach Rückgang der Seuchengefahr wurde im Frühjahr 1948 mit der schrittweisen Umwandlung des Infektionskrankenhauses in eine Klinik, dem heutigen Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt, begonnen.
Außerdem erfüllte er bis 1948 die Aufgabe eines Landesberatungs- und Kreisarztes. Als Mitarbeiter der Sächsischen Landesregierung förderte Dr. med. Grube von 1952 bis 1960 als Kreisarzt die Gründung der Medizinischen Akademie Dresden im Jahr 1954, deren Ärztlicher Direktor er von 1960 bis 1966 war.
Dr. med. Grube wohnte zuletzt Altmarkt 13. Er verstarb 1967. Beerdigt wurde er auf dem Neuen Annenfriedhof in Löbtau. Die Grabstätte wurde aber inzwischen gelöscht.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Quelle, sofern nicht anders angegeben: Bettina Schittelkopp: Eduard Alois Grube (1896-1967). Leben und Wirken eines progressiven Dresdner Arztes. Dissertation an der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus" Dresden. Dresden 1990.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag für Elisabeth Grube im Katalog für Handschriften, Autographen, Nachlässe bei der SLUB