Ernst Friedrich Haupt
Ernst Friedrich Haupt, latinisiert Ernestus Fridericus Haupt (* 31. Mai 1774 in Zittau; † 1. Mai 1843 ebenda) war ein sächsischer Jurist, Stadtrat und mehrfacher Bürgermeister der Stadt Zittau. Nach seinen Amtsjahren im Zittauer Rat und der Verwaltung betätigte er sich als Schriftsteller, Geschichtsforscher und Herausgeber von Büchern.
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[Bearbeiten] Familie
Ernst Friedrich Haupt entstammte der sächsischen Familie Haupt. Bereits sein Urgroßvater väterlicherseits war Lehrer, sein Großvater war der Schulmeister und Pfarrer Karl August Friedrich Haupt (1799–1868).
Ernst Friedrich Haupt war der Sohn des Zittauer Kaufmanns Ernst Siegmund Haupt (* 29. Dezember 1729 in Cleuden, später zu Thekla bei Leipzig; † 14. Februar 1792 in Zittau) und dessen 1765 geheirateter Ehefrau Maria Friederike geb. Grätz (* 25. April 1748 in Zittau; † 24. März 1777 ebenda), Tochter des Zittauer Kaufmanns Heinrich Georg Grätz (1711–1769) und dessen Ehefrau Martha Sophia geb. Clausewitz (1724–1777). Grätz' Großvater Heinrich Grätz (1670–1730) war Gründungsmitglied der Zittauer Kaufmanns-Sozietät und ließ in Zittau das Grätzsche Haus im Stil des Hochbarock bauen. Haupt hatte noch drei Geschwister, u.a.:
- Carl Ernst Haupt (1775–1820), Kauf- und Handelsherr, Mitinhaber, später Inhaber des „Leinwandgroßhandelshauses Ernst Siegmund Haupt, Sohn & Comp“,[1] Dessen Sohn Ernst Wilhelm Haupt (1819–1882) war Rechtsanwalt, Zittauer Stadtrat[2] und Ritter des königlich-preußischen Kronenordens.[3]
Ernst Friedrich Haupt heiratete am 28. März 1799 in Zittau Eleonore Jakobine Amalie geb. Lachmann (* 4. Februar 1777; † 1857), Tochter des Zittauer Pastors Primarius Johann Heinrich Lachmann (1729–1808) und dessen 1761 geheirater Ehefrau Marie Jakobine geb. Kracht (1741–1808).[4] Seine Schwager waren der sächsische Pädagoge Ferdinand Heinrich Lachmann (1770–1848) und der Zittauer Oberlehrer Friedrich Heinrich Lachmann (1772–1849). Das Ehepaar Haupt hatte einen Sohn:
- Rudolph Friedrich Moriz Haupt (* 27. Juli 1808 in Zittau; † 5. Februar 1874 in Berlin),[5] deutscher klassischer Philologe und Germanist ⚭ 1842 Louise geb. Hermann († 1855).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Ernst Friedrich Haupt wurde als Kind eines wohlhabenden Kaufmanns geboren. Im Alter von knapp drei Jahren verlor er seine Mutter. Um ihn und um seine vier Geschwister kümmerten sich fortan die Schwester des Vaters und eine Kinderfrau.
Seine erste Schulbildung erhielt er durch verschiedene Hauslehrer. Die ersten Lateinstunden erhielt er bereits im Alter von vier Jahren. Seine höhere Schulbildung bekam Haupt auf dem Zittauer Gymnasium,[6] das er von 1789 bis 1791 besuchte und wo er seine Reifeprüfung unter dem damaligen Zittauer Rektor Sintenis und Konrektor Müller ablegte. Anschließend studierte Haupt an den Universität in Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften, erhielt in Leipzig den akademischen Grad eines Bachelors und veröffentlichte am 19. Dezember 1797 seine Doktorarbeit zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Sein Doktorvater war der Leipziger Professor und Ordinarius an der Juristenfakultät Christian Gottlob Biener.
Obwohl Haupt eine höhere Beamtenlaufbahn in Dresden offen stand, entschied er sich Ende des 18. Jahrhunderts in seine Heimatstadt Zittau zurückzukehren, wo er sich 1798 als Advokat (Rechtsanwalt) niederließ. Nachdem Haupt dort zum Oberamtsakvokaten erhoben wurde, heiratete er seine Ehefrau. 1800 wurde er Ausschussherr und Kommun-Repräsentant. 1801 wurde Haupt als Senator der Stadt Zittau in das dortige Ratskollegium gewählt, wo er ab 1802 wirkte und wurde im gleichen Jahr Deputierter zu den sogenannten milden Stiftungen, wie z.B. der Armenstiftung. Als seine Schwiegermutter Marie Jakobine Lachmann am 26. Mai 1808 in Zittau starb, war er bereits im Amt als Syndikus der Stadt Zittau.[7] Dieses Amt hatte er 1804 angetreten, vor allem unter dem Einfluss der Zittauer Stadtherren Werth und Kraft sowie der königlichen Oberamtskommission. Mit dem Amt als Syndikus wurde er zugleich Scholarch und wurde als Deputierter zu den Landtagen nach Bautzen und Görlitz geschickt. Bis Mitte 1810 war Haupt auch Präses, danach auch weiterhin Mitglied der Zittauer Schulkommission. Als solcher nahm er an Beratungen und Schulprüfungen teil, auch am Schullehrerseminar, an der Industrieschule und der Arbeitsanstalt.
1810 wurde Haupt vom Zittauer Rat der Stadt zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt. Das Amt als Erster Bürgermeister der Stadt Zittau hatte er elf Mal inne, erstmals in der einjährigen Amtszeit ab dem 1. Mai 1811 bis zum 30. April 1812. Ab diesem Zeitpunkt wechselte er sich jährlich mit Johann Traugott Wiese (1760–1832)[8] bis zur Amtsperiode der Jahre 1831/32 ab.[9] Mit den Zittauer Vororten war Haupt als Bürgermeister für mehr als 50.000 Einwohner zuständig. Auch das Damastfabrikdorf Großschönau stand unter Haupts Leitung. Besonders kümmerte sich Haupt um das städtische Schul- und Armenwesen in Zittau. Seit 1824 gab er amtliche Nachrichten vom Fortgang der Armenversorgung in Zittau heraus. Haupt war auch Oberscholarch des Zittauer Gymnasiums. Als solcher berief er 1823 auch den Philologen Friedrich Lindemann in das Direktoriat des Gymnasiums. Das Armenwesen der Stadt Zittau wurde unter den Amtszeiten von Haupt komplett umgestaltet. Er war ebenso seit 1811 Inspektor der Zittauer Hospitals, dessen Vermögen unter ihm besträchtlich zunahm. Haupt kümmerte sich auch um die Verschönerung seiner Heimatstadt und führte in Zittau die Stadtbeleuchtung ein. Für seine Verdienste wurde Haupt 1823 vom sächsischen König Friedrich August der Gerechte zum Ritter des sächsischen Zivilverdienstordens ernannt.
1813, während der Napoleonischen Kriege war sein Wohnhaus das Einquartierungsbüro der französisch-sächsischen Armee. Er traf am 19. August 1813 persönlich mit Napoleon zusammen. Auch der sächsische König Friedrich August II. weilte gerne bei Haupt, wenn er nach Zittau und in das nahe Oybin reiste.
Als die städtische Verwaltung im Königreich Sachsen 1832 im Zuge der Umgestaltung und Demokratisierung des sächsischen Städtewesens gänzlich reformiert wurde und er sein Amt als Bürgermeister auf der bisherigen Grundlage nicht mehr fortsetzen konnte, musste Haupt als Bürgermeister zurücktreten. Als ihm die Bürgerschaft das Vertrauen bei der anstehenden Neuwahl zu seinem bisherigen Amt verweigerte, zog er sich tief gekränkt aus dem öffentlichen Leben zurück. Das ihm angetragene untergeordnete Amt eines Stadtsyndikus schlug er aus und verlor dadurch seine Pension. Da er es als Undankbarkeit ansah, wie man mit ihm und seinen Verdiensten umging, befiel ihm eine Gemütskrankheit und Geistesstörung, so dass ihn seine Ehefrau pflegte. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich mit lateinischen Poesien und betätigte sich - soweit es ihm seine Gesundheit zuließ - als Schriftsteller und Herausgeber von Büchern. Er forschte zu verdienstvollen Bürgermeistern der Stadt Zittau und veröffentlichte dazu auch Ergebnisse.
Haupt war von 1822 bis zu seinem Tod Mitglied der Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, wo er in den Lausitzischen Magazinen mit einigen Beiträgen aktiv war. Er starb kurz vor Vollendung seines 69. Lebensjahres. Haupt wurde auf dem Friedhof zum Heiligen Kreuz in Zittau beerdigt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1797: De poena .., Inaugural-Dissertation zum Dr. jur.
- 1824: Nachrichten von einer Handschrift des Schwabenspiegels in Zittau, Lausitzisches Magazin
- 1825: Beiträge zu Pertz Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Lausitzisches Magazin
- 1825: Beiträge zur Geschichte des Oybins, Lausitzisches Magazin
- 1835: Recension von Eschenloer's Geschichten der Stadt Breslau, Lausitzisches Magazin
- 1837: Ausgabe des alten Zittauer Chronisten, Johann von Gubin, gilt als eines seiner Hauptwerke, erschien in Görlitz.
- 1841: Ueber Dr. Joh. Bened. Carpzov als Historiker
- 1842: Denkschrift auf den Syndikus Zobel in Görlitz, Lausitzisches Magazin
- 1842: Etwas über die alten Gelehrten, Manlius und Weise, Lausitzisches Magazin
- 1843: Wilhelm und Konrad, Brüder Nesen, Nikolaus von Dornspach u. Procopius Naso
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1823: Ritterkreuz des königlich-sächsischen Zivil-Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
- Christian Adolph Pescheck: Handbuch der Geschichte von Zittau, 2. Teil, Zittau 1837, Digitalisat auf Google Books, S. 777, 782, 786, 781 u. 805.
- Nr. 113. Dr. Ernst Friedrich Haupt in: Neuer Nekrolog der Deutschen, 21. Jahrgang 1843, 1. Teil, Weimar 1845, Digitalisat auf Google Books, S. ff.
- Bernd Platzdasch: Wer war Ernst Friedrich Haupt?, letzte Bearbeitung 2014, Onlineartikel auf www.pantoia.de.
- Genealogische Daten aus MyHeritage, Anmeldung erforderlich.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Johann Adolph Hildt: Handlungszeitung oder wöchentliche Nachrichten von Handel, Manufakturwesen, Künsten und neuen Erfindungen., 11. Jahrgang, Gotha 1794, Digitalisat auf Google Books, S. 227.
- ↑ Adressbuch Zittau 1874, S. 45, SLUB.
- ↑ Adressbuch Zittau 1880, S. 97, SLUB.
- ↑ Dietmar Neß: Schlesisches Pfarrerbuch: Schlesische Oberlausitz, 9. Band, Leipzig 2016, Lesevorschau auf Google Books, S. 447.
- ↑ Becker, Carl, "Haupt, Moriz" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 101-102 Online-Version
- ↑ Johann Friedrich Lindemann: Ad auspicia novorum docendi officiorum in Gymnasio Zittaviensi adeundorum ..., Zittau 1845, Digitalisat auf Google Books, S. 3.
- ↑ Königl. Sächs. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften (Hrsg.): Neue Lausitzische Monatsschrift, 1. Teil, Görlitz 1808, Digitalisat auf Google Books, S. 437f.
- ↑ Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 20, 10. Jahrgang Ilmenau 1834, Digitalisat auf Google Books, S. 681.
- ↑ Bürgermeister der Stadt Zittau, Online-Artikel auf zittau.de.
[Bearbeiten] Weblinks
- Haupt, Ernst Friedrich, Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Haupt, Ernst Friedrich, Indexeintrag in der Deutschen Biographie
- Ernst Friedrich Haupt in der Sächsischen Biografie
- Ernst Friedrich Haupt in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Ernst Friedrich Haupt auf Wikidata
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Liste der Bürgermeister von Zittau“