Ferdinand Marché
Heinrich Friedrich Ferdinand Marché (* 15. Dezember 1752 in Bautzen; † 29. Dezember 1834 ebenda) war ein Bautzner Kauf- und Handelsherr. Er war zuletzt Ältester (Vorsitzender) der Bautzner Handlungssozietät, Ratsherr und Besitzer einer umfangreichen Wappensammlung.
[Bearbeiten] Familie
Heinrich Friedrich Ferdinand Marché entstammte der derer Linie der bürgerlichen Familie Marché, die eine Reihe von Pfarrern, Theologen, Juristen, Beamten und Offizieren hervorbrachte. Sein Urgroßvater war Jeremias Marché (1631–1701), seit 1665 Pfarrer in Crostau bei Bautzen. Seine Urgroßeltern väterlicherseits waren der Bautzner Pfarrer Gottfried Marché (1667–1715) und dessen 1691 geheiratete Ehefrau Patientia geb. Kranze († 1736 in Bautzen), Tochter des Bunzlauer Kaufmanns Andreas Kranze.
Ferdinand Marché war der einzige Sohn des Juristen, Bautzner Ratsherrn und Bürgermeisters Christian Gotthelf Marché (* 8. Januar 1700 in Bautzen; † 29. Oktober 1764 ebenda) und dessen dritter 1751 geheirateter Ehefrau, Charlotte Dorothea geb. Schwarz (* 1724 in Lauban; † 25. November 1789 in Bautzen), Tochter des königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Zolleinnehmers zu Lauban/ Niederschlesien, Christian Schwarz. Aus der zweiten Ehe seines Vaters mit der Tochter des Kaufmanns Tralle und Witwe des Diakons Magister Neunherz zu Hirschberg hatte Ferdinand Marché noch zwei Geschwister:
- einen Bruder († 1775 in Barcelona/ Spanien), königlich-spanischer Offizier, starb als Leutnant in Spanien.
- Erdmuthe Dorothea Marché († 1784) ∞ Bautzner Oberkämmerer, Leinwandhändler und Hamburger Kontorbesitzer Christian Traugott Tietze (1747–1816), ab 1771 Besitzer des Bautzner Kupferhammers, des ältesten Bautzner Unternehmens [1]
Ferdinand Marché heiratete am 16. November 1779 Christiane Tugendreich geb. Sohn (1779–1829), einzige Tochter der ersten Ehe des Zittauer Kauf- und Handelsherrn Johann Joachim Sohn († 1798) und dessen Ehefrau Agathe Tugendreich geb. John. Das Paar hatte eine Tochter:
- Christiane Henriette Emilie Marché (* 7. November 1781 in Bautzen; † 16. April 1838 ebenda). Sie war zweimal verheiratet. Ihre erste Ehe mit dem Kaufmann Roth wurde geschieden. Sie heiratete am 7. April 1812 in zweiter Ehe Christian Heinrich Schulze (1767–1850), Buchhändler in Bautzen, Sohn des Krämers und Rittergutsbesitzers zu Zschillichau Schulze. Das Paar hatte eine Tochter, die im Alter von 7 Jahren verstarb. 1824 nahm das Paar ein Waisenkind an Kindes statt an.[2]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Marché erlernte den Beruf eines Kaufmanns und arbeitete einige Jahre als Gehilfe. Seit 1776 ist er als Kauf- und Handelsherr in Bautzen nachgewiesen. Im Handbuch für Kaufleute von 1785/86 ist er als Zeug- und Schnitthändler verzeichnet.[3]
Am 20. September 1796 erfolgte Marchés Wahl zum Handlungsältesten der Bautzner Kaufmannsinnung, verkaufte aber bereits 1803 seine Schnitthandlung. Ab 1805 und seit 1807 übte Marché außerdem die Ämter eines Deputierten der Armenkommission und der Bautzner Bürgerschaft aus. 1809 wurde ihm vom Stadtmagistrat zudem das Amt des Waisenkurators in Bautzen anvertraut. 1814 legte Marché seine Ämter als Armendeputierter und Ratsherr nieder, da er seinen Lebensabend auch mit seiner Lieblingswissenschaft, der Wappensammlung widmen wollte. 1815 ist Marché als amtsführender Ältester der Bautzner Handelsgemeinschaft verzeichnet, wobei er bereits zu dieser Zeit nicht mehr selbst als Handelsmann arbeitete.[4] 1822, im 70. Lebensjahr legte er auch das Amt des Waisekurators nieder.
Am 8. Mai 1826 feierte Marché das 50-jährige Jubiläum des Eintritts in die Bautzner Handlungssozietät.[5] Dabei erhielt er viele Ehrenbezeugungen der Kaufmannsinnung sowie von Bautzner Unternehmern. 1829 folgte das nächste 50-jährige Jubiläum, als Marché mit seiner Ehefrau und Verwandten das Fest der Goldenen Hochzeit feierte, wozu auch der Bautzner Stadtmagistrat gratulierte. Dazu erschien im Neuen Lausitzschen Magazin ein Artikel mit der Genealogie des Oberlausitzer Familienzweiges der Familie Marché. Mit Ferdinand Marché starb allerdings diese Linie im Mannesstamme aus.
Marché besaß eine sehr umfangreiche Wappensammlung von über 24.000 Familienwappen europäischer Königs- und Fürstenhäuser, gräflicher und weiterer adliger sowie bürgerlicher Familien, allesamt farbig gedruckt, auch von ausgestorbenen Familien. Eine weitere Sammlung von ihm enthielt die Städtesiegel von Deutschland. 1832 schenkte Marché seine Wappensammlung der königlichen Bibliothek zu Dresden und erhielt im Gegenzug vom sächsischen König Anton einen kostbaren Brillantring mit Namensgravur[6]
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
[Bearbeiten] Quellen
- Johann Gotthelf Neumann: Neues Lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Band 8, Görlitz 1830, Digitalisat auf Google Books, S. 592 ff.: Beförderungen und Ehrenbezeugungen im Civilstande
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Der Kupferhammer Bautzen - das älteste Bautzener Unternehmen, Online-pdf
- ↑ Neuer Nekrolog der Deutschen, 28. Jahrgang 1850, Ausgabe 2, Weimar 1852, Digitalisat auf Google Books, S. 601
- ↑ August F. Crome: Handbuch für Kaufleute: Erste Fortsetzung, welche die Jahre 1785 und 1786 begreift, 1. Fortsetzung, Band 3, Leipzig 1786, Digitalisat auf Google Books, S. 50
- ↑ Addressbuch der jetzt bestehenden Kaufleute und Fabrikanten in Europa, Band 1, Ausgabe 2, Nürnberg 1815, Digitalisat auf Google Books, S. 353
- ↑ Johann Gotthelf Neumann: Neues Lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 5. Jahrgang, Görlitz 1826, Digitalisat auf Google Books, S. 265
- ↑ C.A. Pescheck: Neues Lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 10. Jahrgang, Görlitz 1832, Digitalisat auf Google Books, S. 128