Anton der Gütige
Anton der Gütige (* 27. Dezember 1755 in Dresden; † 6. Juni 1836 in Pillnitz) war sächsischer König von 1827 bis zu seinem Tod 1836 und in dieser Zeit ab 1831 erster konstitutioneller Monarch Sachsens.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Anton, dritter Sohn von Friedrich Christian und Maria Antonia Walpurgis, war ab 1781 mit Marie Caroline Antonie, Tochter Königs Victor Amadeus III. von Savoyen, und nach deren Tod (1782) seit 1787 mit Maria Theresia von Toscana verheiratet. Mit ihr hatte er vier Kinder, die aber alle früh starben. Kurfürst Friedrich August der Gerechte, sein älterer Bruder, pflegte eine Alleinherrschaft und Anton widmete sich Musik und Genealogie. Eigentlich wollte er Geistlicher werden. Erst während der Gefangenschaft des inzwischen zum König inthronisierten Bruders nach der Niederlage Napoleons in Leipzig (1813) wurde Anton politisch aktiv. Er bestieg den Thron mit fast 72 Jahren, nachdem Friedrich August der Gerechte 1827 ohne Sohn gestorben war. Während der Feierlichkeiten anlässlich der Amtseinführung verstarb Antons Frau in Leipzig.
Als er den Thron bestieg, war Anton vermutlich schon zu alt, dringend benötigte Reformen selbst zu initiieren. Die Übernahme des alten Kabinetts unter Detlev von Einsiedel sprach mehr für Kontinuität als für Reformfreude. Von seinem guten Willen, auf das Volk zuzugehen, zeugte aber bereits eine seiner ersten Amtshandlungen. Er erließ die mit dem Regentenwechsel üblicherweise fälligen Lehensgebühren. Neu eingesetzte Kommissionen bereiteten Gesetze zur Abschaffung von Feudallasten ("Ablösungen und Gemeinheitsteilungen") und eine neue Gewerbeordnung vor. Benachteiligten Personengruppen, darunter den Taubstummen, galt eine besondere Fürsorge. Gerichtliche Vorgänge wurden beschleunigt, die Impfpflicht gegen Pocken eingeführt und die Rechte von Frauen verbessert. Dagegen wurden die Zensur verschärft und die polizeiliche Willkür weiter geduldet. Forderungen nach tiefgreifenden Reformen der ständischen Verfassung und in der Gesetzgebung blieben weitgehend unberücksichtigt. Die Allmacht des geheimen Kabinetts bestand fort.
Die aufgestauten Widersprüche wurden deutlich, als König Anton am 6. Januar 1830 den Landtag eröffnete. Der Ruf nach Reformen wurde lauter. Auch die Landtagsakten durften erstmals gedruckt werden, blieben aber unter Verschluss. Die Universität Leipzig verlangte, sich zu religiösen Themen frei äußern zu dürfen. Eine Universitätsverfassung wurde verabschiedet. Im Zusammenhang mit den Unruhen von 1830, ausgelöst anlässlich der 300-Jahr-Feier der Augsburger Konfession wegen des Misstrauens der überwiegend protestantischen Bevölkerung Sachsens gegen die katholische Obrigkeit, ging Anton auf das Volk zu, entließ den als "Scharfmacher" bekannten Graf Detlev von Einsiedel als Minister und ernannte seinen Neffen Friedrich August II. zum Mitregenten, den er weitgehend die Regierungsgeschäfte führen ließ. Kabinettsminister wurde der liberale Bernhard von Lindenau. Julius Traugott von Könneritz, seit 1830 Kanzler und ab 1831 Justizminister, trennte Justiz und Verwaltung in den höheren Instanzen sowie die Landesregierung in ein Landesjustizkollegium und eine Landesdirektion. In dieser Zeit wurde die erste sächsische Verfassung von 1831 eingeführt, in der die Wettiner ihrem Volk einige Mitbestimmungsrechte einräumten: »Ich verspreche mit meinem Fürstenworte, sie stets zu schützen und zu bewahren; möge sie meinem Volke zum Heil und Segen bleiben«. Am 17. März 1832 trat das Gesetz zu "Ablösungen und Gemeinheitsteilungen" in der Landwirtschaft in Kraft.
Anton setzte die Politik seines Bruders zum wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes fort. Während seiner Regentschaft wurde die Entfestigung Dresdens unter Leitung von Gottlob Friedrich Thormeyer abgeschlossen. 1828 genehmigte Anton die Gründung der Königlich-Technischen Bildungsanstalt. Sachsen gehörte 1834 zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Zollvereins, mit dessen Hilfe innerdeutsche Handelsbarrieren abgebaut wurden. Fast zeitgleich gründete sich der Dresdner Gewerbe-Verein und die Stadt erhielt eine Gasbeleuchtung. Neue Vereine wie Albina, der Sächsische Kunstverein und die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS bereicherten das kulturelle und wissenschaftliche Leben in Dresden.
[Bearbeiten] Ehrungen
König Anton wurde in der Großen Gruft der Hofkirche beigesetzt. Schon 1828 hatte der vormalige Demolitionsplatz seinen heutigen Namen als Antonsplatz erhalten und 1835 wurde der "Neue Anbau auf dem Sande" in der äußeren Neustadt als Antonstadt nach Dresden eingemeindet.[1] Seit 1840 trägt auch die Antonstraße seinen Namen. Die 1835 in Erinnerung an die Eingemeindung der Friedrichstadt gestiftete Büste wurde von Ernst Rietschel im Stil der römischen Kaiserzeit ausgeführt. Seit etwa 1900 steht sie auf dem Hohenthalplatz.[2]
[Bearbeiten] Bedeutende Persönlichkeiten zur Zeit der Regentschaft von Anton dem Gütigen
Christoph Friedrich Ammon | Johann Christoph Arnold | Rudolf Sigismund Blochmann | Carl August Böttiger | Carl Gustav Carus | Caspar David Friedrich | Bernhard von Lindenau | Wilhelm Gotthelf Lohrmann | Francesco Morlacchi | Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf | Johann Gottlob von Quandt | Ludwig Reichenbach | Carl Gottlieb Reißiger | Johann Schneider | Gottlob Friedrich Thormeyer | Ludwig Tieck | Carl Christian Vogel von Vogelstein | Theodor Winkler
[Bearbeiten] Quellen
- Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 93.
- Heinrich Theodor Flathe: Artikel „Anton Clemens Theodor“, in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 493
- Karl Wilhelm Böttiger: „Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen“. Friedrich Perthes Hamburg, 1831