Detlev von Einsiedel

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Detlev von Einsiedel, von Anton Graff gemalt
Am 31. Oktober 1830, wenige Wochen nach Einsiedels Rücktritt, beging Dresden auf dem Altmarkt die Wiederherstellung der Ruhe und die Einführung der Communenrepräsentanten. Links im Vordergrund mit gezogenem Degen Johann Christoph Arnold, in der Mitte der neue Mitregent Prinz Friedrich August, daneben Prinz Johann

Detlev Graf von Einsiedel (* 12. Oktober 1773 in Wolkenburg; † 20. März 1861 in Dresden) war ein einflussreicher königlich-sächsischer Staatsmann. Sein größtes Verdienst bestand im Wiederaufbau des Landes nach der Niederlage 1813 an der Seite Napoléons und der Sicherung des Fortbestandes Sachsens überhaupt, dessen Verkleinerung um 40% aufgrund eines preußischen Diktats er jedoch nicht verhindern konnte. Die fehlende Einsicht in überfällige Reformen führte letztlich 1830 zu seinem Sturz.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Einsiedel war ein Sohn des Obersteuerdirektors Graf Detlev Karl von Einsiedel und dessen Frau Sidonie Albertine von Schönburg-Lichtenstein. Er besuchte in Dresden die Kreuzschule und studierte ab 1790 in Wittenberg, wo er mit Novalis befreundet war.[1] Einsiedel wurde 1801 Geheimer Finanzrat, 1806 Kreishauptmann des Meißener Kreises. Um 1810 war er Konferenzminister.[2]

Im Mai 1813 ernannte König Friedrich August der Gerechte Einsiedel zum Kabinettsminister sowie Staatssekretär des Innern. Nach Friedrich Christian Ludwig von Senfft-Pilsachs Entlassung übernahm er auch das Ressort für Auswärtige Angelegenheiten. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, begleitete er den König nach Berlin und später nach Pressburg. Einsiedel vertrat Sachsen auf dem Wiener Kongress, wo er die Unterhandlungen leitete, welche mit der Wiedereinsetzung des Königs in das verkleinerte Sachsen ihren Abschluss fanden. Nach seiner Rückkehr gelang es ihm, Ordnung in das Staatswesen und vor allem die Finanzen zu bringen, den Wohlstand zu mehren, gleichzeitig erwarb er sich aber eine große Machtfülle und degradierte das Geheime Konsilium zu einer rein beratenden Institution, den Geheimen Rat.

Besonders hervorzuheben ist das Engagement Einsiedels für die Bildung. 1824 unterstützte er die Gründung einer naturwissenschaftlich orientierten Schule durch Karl Justus Blochmann. Ab 1825 administrierte Einsiedel das Fletchersche Schullehrer-Seminar, das Kindern aus einfachen Verhältnissen eine Ausbildung zum Lehrer ermöglichte.[3] Als Direktor der Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen[4] war Einsiedel maßgeblich an der Gründung der Königlichen Technischen Bildungsanstalt beteiligt. 1827 trug der Geheime Rat, dem auch Prinz Friedrich August II. angehörte, an die Ökonomische Gesellschaft das Anliegen heran, die Gründung einer polytechnischen Lehranstalt vorzubereiten. Der in Grundzügen ein Jahr später so auch realisierte Entwurf stammte von Rudolf Sigismund Blochmann.[5] Einsiedel förderte aber auch die Kunst und unterstützte den jungen Ernst Rietschel. Er war Domherr zu Meißen und Mitglied des Sächsischen Altertumsvereins.[6]

Einsiedels Einfluss stieg nach dem Tod von König Friedrich August dem Gerechten (1827) unter König Anton noch weiter an. Es gab einige soziale Errungenschaften. Neu eingesetzte Kommissionen bereiteten Gesetze zur Abschaffung von Feudallasten ("Ablösungen und Gemeinheitsteilungen") und eine neue Gewerbeordnung vor. Benachteiligten Personengruppen, darunter den Taubstummen, galt eine besondere Fürsorge. Gerichtliche Vorgänge wurden beschleunigt, die Impfpflicht gegen Pocken eingeführt und die Rechte von Frauen verbessert. Zugleich aber brachte Einsiedel sich durch seinen zähen Widerstand gegen grundsätzliche Reformen, sein willkürliches Polizeiregiment, durch Vetternwirtschaft und Begünstigung pietistischer Strömungen in der Kirche sowie durch den Missbrauch seiner amtlichen Stellung zugunsten seiner industriellen Unternehmungen so sehr in Misskredit, dass sein Sturz eine der ersten Konsequenzen der Dresdner Unruhen im September 1830 war. Einsiedel zog sich danach auf seine Güter zurück.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Döhring, Walter; Schmidt, Gerhard, "Einsiedel, Detlev Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 400 f.
  2. Dresdner Adressbuch, 1810
  3. Das Fletchersche Lehrerseminar in Dresden
  4. Schriften und Verhandlungen der ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen, Band 1, Walther, 1818
  5. Blochmanns Plan zur Gründung einer technischen Lehranstalt in den Schriften und Verhandlungen der ökonomischen Gesellschaft
  6. Mitteilungen des Sächsischen Altertumsvereins, 1835

[Bearbeiten] Weblinks

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