Friedrich Hermann Lessing
Friedrich Hermann Lessing, früher auch Leßing (* 9. Mai 1811 in Möchenfrei bei Freiberg; † 29. September 1887 in Dresden) war ein deutscher Arzt und Mediziner. Er war langjähriger Leiter und Direktor der Landesirrenheilanstalt auf dem Pirnaer Sonnenstein, Mitglied des Landesmedizinalkollegiums im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Medizinalrates.
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[Bearbeiten] Familie
Friedrich Hermann Lessing entstammte der sächsischen Familie Lessing, deren Vorfahren aus dem Erzgebirge stammen. Er war ein Großneffe des Dichters und Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Sein Urgroßvater war der Theologe und Pastor Primarius von Kamenz, Johann Gottfried Lessing (1693–1770), sein Großvater Johannes Theophilus Lessing (1732–1808), Rektor des Lyzeums in Chemnitz.
Hermann Lessing war der älteste Sohn des Landwirtes und Rittergutspächters Friedrich Theophilus Lessing (* 4. Januar 1783 in Chemnitz; † 24. Oktober 1849 in Kamenz). Lessings Vater war erst Gutsverwalter in Mönchenfrei bei Freiberg, danach in Haubitz bei Grimma und in Obersteinbach bei Döbeln. Später pachtete er das Rittergut Peikwitz bei Hoyerswerda und verbrachte seinen Lebensabend in Kamenz. Er hatte noch einen jüngeren Bruder:
- Gustav Alexander Lessing (1815–1894), Landwirt, Rittergutspächter von Großpösna bei Leipzig, zuletzt in Zella bei Nossen,das er 1877 an seinen Sohn Max übergab. Lebte danach in Dresden in der Kurfürstenstraße 8, zuletzt in der Glacisstraße 6,[1] Familiengrab auf dem St.-Pauli-Friedhof.
Hermann Lessing heiratete am 8. Januar 1841 in erster Ehe Henriette Juliane geb. Sachse († 1847 in Pirna-Sonnenstein). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Lessing am 15. Oktober 1850 Marie Pauline geb. Ritterstädt (* 27. August 1827 in Pirna; † 22. April 1918 in Dresden), Tochter des Pirnaer Juristen und Bürgermeisters Paul August Ritterstädt (1796–1883) und dessen Ehefrau Antonie Malwine geb. Herrmann (1849–1895). Aus dieser zweiten Ehe entstammte:
- Alexander Hermann Lessing (* 12. September 1854 in Pirna-Sonnenstein; † 1911 in Leipzig),[2] lernte an der St. Afra, studierte Jura in Leipzig, 1883 Landgerichtsreferendar in Dresden,[3] 1885 Dr. jur. und Assessor bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht in Dresden,[4] 1900 königlich-sächsischer Amtsgerichtsrat, Jugendrichter in Leipzig ⚭ 1887 Emma Marie geb. Schirmer (1864–1941), zwei Kinder.
Lessings Witwe wohnte anfangs weiter im ehemals gemeinsamen Wohnung in der Schillerstraße,[5] zuletzt in der Niederwaldstraße 29b.[6]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hermann Lessing erhielt seine Schulbildung anfangs an der Stadtschule in Döbeln, später am Lyzeum in Chemnitz, wo sein Großvater früher Rektor war. Ab Michaelis 1831 studierte er an der Universität in Leipzig anfangs Theologie und ab 1832 dann Medizin. Am 13. September 1834 bestand er sein medizinisches Bakkalaureatsexamen. Am 5. April 1836 wurde Lessing Assistenzarzt an der medizinischen Klinik und dem Jakobshospital in Leipzig unter der Leitung des Professors Johann Christian August Clarus. Am 24. April 1838 wurde er aufgrund seiner glänzend beurteilten Dissertation und des damit verbundenen Examens zum Doktor der Medizin (Dr. med.) promoviert und hätte danach auch eine Karriere als Dozent an der Leipziger Universität beginnen können.
Jedoch wurde Lessing von der sächsischen Staatsregierung bereits zum 1. Mai 1838 mit 300 Talern jährlicher Besoldung, freier Kost, Wohnung, Heizung und Medizin als Hilfsarzt an die Landesirrenheilanstalt Sonnenstein berufen. Lessing musste sich als Autodidakt das Wissen für die Pflege und die Heilung psychsisch Kranker erst aneignen. Da der damalige Leiter Dr. Ernst Gottlob Pienitz in Pirna wohnte, nebenbei noch eine Privatanstalt leitete und für die Staatsanstalt nur wenig Zeit hatte, war Lessing praktisch von Beginn an der Leiter der Heilanstalt, da sich der dritte und ältere Arzt Dr. Ernst Klotz nur ganz dem Genesungshaus in der Anstalt widmete. Nachdem Pienitz pensioniert wurde, berief der sächsische König Friedrich August II. Lessing am 1. Februar 1851 zum Direktor der Landesirrenheilanstalt Sonnenstein. Außerdem wurde er Bezirks- und Gerichtsarzt für den Anstaltsbereich. Vier Jahre später lehnte er einen Ruf, an das Universitätsklinikum nach Hildesheim zu kommen, ab. Seiner Arbeit als Direktor ordnete er alles andere in seinem Leben unter.
Lessing war als Direktor der Sonnensteiner Anstalt, als Berater der ihm vorgesetzten Ministerialbehörde und seit 1865 als Mitglied des königlichen Landesmedizinalkollegiums einer der Mediziner, die das Krankenhaus von einer damals sogenannten Irrenanstalt in eine tatsächliche Heilanstalt umwandelten. Außerdem wurde sein Prinzip der einheitlichen ärztlichen und ökonomischen Leitung des Anstaltsbetriebes auch auf andere Landeskrankenhäuser übernommen, da vor ihm das Direktoriat eines Krankenhauses mehr ein Titel als ein Beruf war. Lessings Verdienste um die Heilanstalt in Sonnenstein sowie seine Verbesserungen der Pflege und Heilung von psychisch Erkrankten im Königreich Sachsen wurden durch die Staatsregierung mit der Verleihung des Titels zum Geheimen Medizinalrat, den er bereits in den 1870er Jahren erhielt [7] sowie mehrerer hoher Orden anerkannt. Politisch und kirchlich war Lessing streng konservativ.
Im Sommer 1883 wurde Lessing nach 45-jähriger Tätigkeit in der Heilanstalt auf dem Sonnenstein unter Beibehaltung seiner Titel als Geheimer Medizinalrat und Anstaltsdirektor a.D. (außer Dienst) und unter Fortzahlung einer Pension in den Ruhestand verabschiedet. Danach zog er nach Dresden in die Schillerstraße 25.[8]
Weihnachten 1885 traf Lessing ein leichter Schlaganfall, von dem er sich aber im Wesentlichen erholen konnte. Im August 1887 war er noch bei scheinbar guter Gesundheit bei der Hochzeit seines einzigen Sohnes in Leipzig anwesend. Nach einem nochmaligen Schlaganfall im September verstarb er Ende des Monats. Entsprechend seinem Testament wurde Lessing am 3. Oktober 1887 in der Stadt seiner Vorfahren, auf dem Kirchhof St. Just in Kamenz neben seinen Eltern beerdigt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1838: De inspirationum et pulsuum frequentia praecipue in febribus (Dissertation zum Dr. med.)
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Quellen
- Arend Buchholtz: Die Geschichte der Familie Lessing, Band 1, 1909, Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin, S. 207ff.
- Theodor Kirchhoff: Deutsche Irrenärzte: Einzelbilder ihres Lebens und Wirkens: Friedrich Hermann Lessing, Leseprobe auf Google Books, 1. Band Springer-Verlag Berlin & Heidelberg 1921, S. 242f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 455, SLUB
- ↑ Witwe ab Adressbuch Leipzig 1912, S. 549, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, S. 256, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1886, S. 312, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 347, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1918, S. 524, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1879, S. 86, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1884, S. 266, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Lessing, Friedrich Hermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lessing, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie
- Friedrich Hermann Lessing auf Geni