Hanns Bruno Geinitz
Der Geologe und Mineraloge Hanns Bruno Geinitz (* 16. Oktober 1814 in Altenburg; † 28. Januar 1900 in Dresden), auch Hans Bruno Geinitz,[1] war ein weltberühmter Gelehrter. Er erwarb sich diesen Ruf, obwohl er seine gesamte Berufslaufbahn in Dresden verbracht hatte. Seine Lebensmission fasste er einst selbst zusammen: "Die Wissenschaften sind international, die Mineralogie ist sächsisch", womit er sich auf die Vorleistungen von Georgius Agricola und Abraham Gottlob Werner bezog.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Geinitz erlernte in Altenburg die Pharmazie und studierte 1834 bis 1837 in Berlin und bis 1838 in Jena Naturwissenschaften. In Jena promovierte er 1837 zum Dr. phil. Am 4. April 1838 wurde Geinitz als Hilfslehrer für Physik und Chemie an der Königlich-Technischen Bildungsanstalt in Dresden angestellt. Parallel dazu lehrte er am Blochmannschen Institut. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in der Mineralogie, Paläontologie und Geologie. Zu Geinitz' ersten bekannten Arbeiten zählte eine geognostische Untersuchung des Tunnelgebirges bei Oberau, die 1839 bei Arnold erschien. 1844 wählte ihn die Leopoldina zum Mitglied der Sektion Mineralogie, Kristallographie und Petrologie. 1847 wurde Geinitz Inspektor des königlichen naturhistorischen Museums, 1850 Professor der Geognosie, Mineralogie und Naturgeschichte an der späteren Polytechnischen Schule und 1857 Gründungsdirektor des aus dem naturhistorischen Museum herausgelösten Mineralienkabinetts, wo er 1874 die prähistorische Sammlung begründete. Geinitz erweiterte zudem an seinem Lehrstuhl eine geologische Sammlung für den Unterricht mit sächsischen Gesteinen, die damals im Straßenbau eingesetzt wurden.[2]
Geinitz gehörte verschiedenen königlichen Kommissionen an, so der königlich technischen Deputation und königlichen Kommission für Staatsprüfungen der Techniker.[3] Von 1863 bis 1879 redigierte er mit Gustav von Leonhard das »Neue Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie«. Fast zwei Jahrzehnte führte Geinitz die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS als erster oder zweiter Vorsitzender, er war langjähriger Vorsitzender im Gewerbe-Verein [4] und Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen, der FLORA - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde sowie vieler weiterer nationaler und internationaler Wissenschaftsgesellschaften, darunter in St. Petersburg, Freiberg und Görlitz und zuletzt in der Geologischen Gesellschaft Frankreichs. 1894 trat er in den Ruhestand. Während seiner über 50-jährigen Lehrtätigkeit an der nunmehrigen TH Dresden hatte Geinitz tausenden Studenten wissenschaftliche Kenntnisse auf vorbildhafte Weise vermittelt. Die ISIS wählte ihn 1896 zum Ehrenmitglied, obwohl eine solche Ehrung in den Satzungen gar nicht vorgesehen war.
Geinitz wohnte Lindenaustraße 10, III. Stock.[5] Er fand auf dem Alten Annenfriedhof die letzte Ruhe. Die Geinitzstraße trägt seinen Namen. Die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden vergeben einen Hanns-Bruno-Geinitz-Preis an junge Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.
[Bearbeiten] Familie
Geinitz war der Sohn eines sachsen-altenburgischen Baurats. 1843 heiratete er die Tochter Luise eines Kaufmanns in Ronneburg und nach deren frühen Tod 1846 Margarete Will aus Schweinfurt. Diese überlebte ihn um vier Jahr und fand neben ihrem Mann die letzte Ruhe. Aus den zwei Ehen hatte Geinitz drei Söhne und drei Töchter.[6] Sein 1854 geborener Sohn Eugen Geinitz folgte dem Vorbild des Vaters als Professor der Mineralogie und Geologie in Rostock. Er wurde zudem ebenso in die Leopoldina gewählt und verfasste 1900 eine Biografie seines Vaters.
[Bearbeiten] Werke
- Beitrag zur Kenntnis des Thüringischen Muschelkalkgebirges, 1837
- Charakteristik der Schichten und Petrefakten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, Erstes Heft 1839, Zweites Heft 1840, Drittes Heft 1842, Arnold, Dresden u. Leipzig, Ausgabe 1850
- Über die Braunkohlen Sachsens, Meinhold-Verlag, Dresden 1840
- Gäa von Sachsen, Dresden 1843
- Über die in der Natur möglichen und wirklich vorkommenden Kristallsysteme, Dresden 1843
- Die Versteinerungen von Kieslingswalda, Arnold, Dresden u. Leipzig 1844
- Grundriß der Versteinerungskunde, Arnold, Dresden u. Leipzig 1846
- Über die Auffindung von Überresten des Basilosaurus oder Zygodon, Arnold, Dresden u. Leipzig 1847
- Die Versteinerungen des deutschen Zechsteingebirges, Leipzig 1848
- Das Quadersandsteingebirge oder die Kreideformation in Deutschland, Freiberg 1850
- Das Quadergebirge oder die Kreideformation in Sachsen, Freiberg 1850
- Die Versteinerungen der Grauwackenformation in Sachsen, Leipzig 1852–53, 2 Hefte
- Darstellung der Flora des Hainichen-Ebersdorfer und des Flöhaer Kohlenbassins, Leipzig 1854
- Die Versteinerungen der Steinkohlenformation in Sachsen, Leipzig 1855
- Geognostische Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen, mit besonderer Berücksichtigung des Rotliegenden, Leipzig 1856
- Das Königliche Mineralogische Museum in Dresden, gedruckt bei Blochmann & Sohn, 1858 und 1873
- Die Leitpflanzen des Rotliegenden und des Zechsteingebirges, Leipzig 1858
- Dyas oder die Zechsteinformation und das Rotliegende, mit Reuß, Richter etc., Leipzig 1861–62, 2 Hefte
- Die Steinkohlen Deutschlands und andrer Staaten Europas, mit Fleck u. Hartig, München 1865, 2 Bde.
- Karbonformation und -Dyas in Nebraska, gedruckt bei Blochmann & Sohn, Dresden 1866
- Über ein Äquivalent der lakonischen Schiefer Nordamerikas in Deutschland und dessen geologische Stellung, mit Liebe, Dresden 1866
- Die fossilen Fischschuppen aus dem Plänerkalk von Strehlen, Dresden 1868
- Das Elbtalgebirge in Sachsen, mit mehreren Paläontologen, Kassel 1871–75, 2 Bde.
- Über fossile Pflanzen- und Tierarten in den argentinischen Provinzen San Juan und Mendoza, Kassel 1876
- Zur Geologie von Sumatra, mit Marck, Kassel 1876
- Die Urnenfelder von Strehlen und Großenhain, Kassel 1875
- Nachträge zur Dyas, Kassel 1880 bis 1882, 2 Hefte
- Ueber neue Funde in den Phosphatlagern von Helmstedt, Büddenstedt und Schleweke, Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS, 1883
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1907
- H. G. L. Reichenbach und H. B. Geinitz und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Dresdner "Isis"
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Dresdner Geschichtsblätter, Band 3, 1901-1904, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 19
- ↑ Die Geologischen Sammlungen der TU Dresden
- ↑ Adress- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, 1868
- ↑ Chronik des Gewerbevereins zu Dresden. Als Festschrift zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier, Hoffmann Dresden, 1884
- ↑ Adressbuch für Dresden und seine Vororte, 1900
- ↑ Pfannenstiel, Max, „Geinitz, Hanns Bruno“, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 151 f.