Hans Vogel

Hans Louis Vogel (* 21. Januar 1885 in Hamburg; † 1970 ebenda) war ein deutscher Maler, Radierer, Lithograf, Fotograf und Kunstgewerbehändler.
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[Bearbeiten] Familie
Hans Louis Vogel entstammte der Familie Vogel. Sein Großvater war der Gartenbesitzer Johann Traugott Vogel.
Hans Vogel war der Sohn des Restaurateurs,[1] Kaufmannes und späteren Privatiers in Dresden, Friedrich Traugott Vogel (* 1832; † 18. Oktober 1920 in Dresden)[2] und dessen zweiter Ehefrau Julie Clara Henriette Flachs (* 17. April 1852 in Pirna; † 21. September 1936 in Dresden),[3] Tochter des Pirnaer Seifensiedermeisters Johann Gottlob Flachs (1807–1879) und dessen erster Ehefrau Juliane Henriette geb. Lauschke (1813–1852).[4] Vogels Vater kam 1895 als Privatier nach Dresden, wo er erstmals 1896 im Dresdner Adressbuch in der Ammonstraße 40 verzeichnet ist.[5] Er wohnte zuletzt in einer Wohnung im dritten Obergeschoss der Annenstraße 42,[6] wo ab 1921 seine Witwe Henriette weiter wohnte.[7] Vogels Vater war in erster Ehe ab 1859 mit Emilie Agnes Albertine geb. Schumann (1836–1876), Tochter des Großenhainer Seifensieders Friedrich Schumann (1795–1880) verheiratet. Aus der ersten Ehe seines Vaters hatte Vogel noch drei Halbgeschwister:
- Friedrich Hermann Vogel (1860–1928), Kaufmann, Mitinhaber der Fa. „Karl Müller & Hermann Vogel“ in der Dresdner Hauptmarkthalle.
- Agnes Fanny Johanna Vogel (1876–1960) ⚭ Karl Heinrich Wilhelm Schlieckriede (1872–?), Handelsvertreter in Bremen.
- Erhard Vogel (1870–1946), Handelsvertreter der Fa. Dotterweich & Co., wohnte 1943 in Dresden Am Kirchberg 8.[8]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hans Vogel besuchte die Hamburger Oberrealschule, das Johanneum in Uhlenhorst. Mit 16 Jahren nahm er eine Lehre in der Ziselierwerkstatt von Janken und Knoblich in Hamburg auf, die er aber dort nach einem Jahr abbrach. Danach war er drei Jahre Schüler von Arthur Siebelist im Hamburgischen Künstlerklub.[9] Anschließend vervollkommnete Vogel seine Mal- und Zeichenkünste in der Malschule von Heinrich Knirr in München.
Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Malerlehre unternahm er von 1904 bis 1905 einige Reisen nach Italien und ließ sich anschließend im Hamburger Stadteil Finkenwerder nieder. 1908 besuchte er die Dresdner Kunstakademie. Auf Empfehlung von Georg Duncker bewarb sich Vogel für eine Südsee-Expedition, die ab seiner Heimatstadt Hamburg startete, um seine künstlerischen und auch fotografischen Kenntnisse zu erweitern. Der Expeditionsleiter Professor Georg Thilenius suchte vor allem einen Fotografen, der aber auch zeichnen und malen sollte, um die Eindrücke der Reise auch farbig festzuhalten.
Von 1908 bis 1909 begleitete Vogel den ersten Teil der legendären Südsee-Expedition der Hamburger wissenschaftlichen Stiftung nach dem Bismarck-Archipel und nach Neuguinea. Diese „Hamburger Südsee-Expedition“ gehörte zu den herausragenden Forschungsunternehmungen deutscher Wissenschaftler in den ehemaligen deutschen Schutzgebieten. Fast zwei Jahre, vom 8. Juli 1908 bis Juni 1909 und nach einer Pause nochmals im zweiten Teil von Juli 1909 bis zum 22. April 1910 erkundeten deutsche Wissenschaftler mit dem kleinen HAPAG-Dampfer „PEIHO“ die Inselwelt des Bismarck-Archipels.
Die Expedition sammelte über 14.000 Objekte für das Hamburger Museum für Völkerkunde und Vorgeschichte, die bis heute noch nicht vollends untersucht und erforscht sind. Die Expeditionschronologie umfasst 30 Bände an Büchern. Vogel hielt als junger Maler und Fotograf die Eindrücke der Reise vor Ort künstlerisch fest. Er nahm aber nur am ersten Teil der wissenschaftlichen Erkundung teil. Er beklagte in einem Brief an Professor Thilenius vom 17. Mai 1909, dass seine ihm vor der Reise zugesicherte Freihheit, nach Belieben zu zeichnen, nicht immer gegeben war und er mehr fotografieren statt malen musste. Dieser Brief wurde noch während der Reise, im damaligen Friedrich-Wilhelm-Hafen, dem heutigen Madang im heutigen Papua-Neuguinea vor der Erforschung des Kaiserin-Augusta-Flusses verfasst. Vogel verließ am 30. Juni 1909 das Forschungsschiff. Erst am Ende seines Südsee-Aufenthaltes fand er im Friedrich-Wilhelms-Hafen Gelegenheit, vor allem Porträts zu malen.
Danach reiste Vogel über die japanischen Städte Kobe und Tokio weiter nach China, wo er Hongkong, Kanton, Shanghai und Nanking besuchte. Über die ehemals russische Stadt Dalni kehrte Vogel danach mit der transsibirischen Eisenbahn zurück nach Hamburg, wo er Anfang 1911 ankam und danach einen illustrierten Reisebericht über die Expedition mit eigenen Fotos und Zeichnungen veröffentlichte, der von dem Kunsthallen-Chef Alfred Lichtwark gefördert wurde. In seiner literarischen Aufarbeitung der Reise sind 106 schwarz-weiß Abbildungen und sechs Farbtafeln enthalten, die das Leben in der Südsee zeigen. Er wirkte auch an der 1911 von Professor Thilenius organisierte Ausstellung im Hamburger Museum für Geschichte mit, die 1912 stattfand.
Später war Vogel in Hamburg bis 1925 als Porträt-Maler sehr erfolgreich. Er porträtierte Kaufleute, Senatoren und andere Hamburger Persönlichkeiten. Vogel illustrierte auch mehrere Bücher. Er war Mitglied im Hamburger Künstlerverein, der schon 1832 gegründet wurde. 1930 arbeitete Vogel für Werbeplakate für die Lufthansa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Vogel wieder ab 1950 in Hamburg. Vogel starb nach Vollendung seines 85. Lebensjahres.
[Bearbeiten] Trivia
2005 präsentierte das Hamburger Museum für Völkerkunde in der Rothenbaumchaussee in einer kleinen Ausstellung einige Gemälde, die damals entstanden sind, jedoch fast ein Jahrhundert als verschollen galten. Bei der Vorbereitung einer Bali-Ausstellung fand eine Volontärin vor wenigen Jahren im Depot des Museums Gemälde, deren Motive eindeutig nichts mit Bali zu tun hatten. Die Ethnologin Antje Kelm, eine der sehr gute Kennerin der legendären Hamburger Südsee-Expedition, identifizierte die Bilder schließlich als die verschollenen Bilder von Hans Vogel. Der Zustand war sehr schlecht. Die Bilder waren zusammengerollt, so dass die Farbe teilweise abblätterte. Dank eines Sponsors war es möglich, die Bilder zu restaurieren und in der kleinen Ausstellung von 2005 zu präsentieren.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1909: Maskenfest an der Südküste von Neubritannien[10]
- 1911: „Eine Forschungsreise im Bismarck-Archipel“, Bearbeitung seiner Forschungsreise mit Bildnissen und Farbtafeln.
- 1912: Selbstbildnis mit Palette
- 1919: Schattenriss-Tafeln im Buch von Paul Schirmer: Geschichten von der Straße.[11]
- um 1920: Sommerliche Heuernte mit Pferd, Öl auf Platte[12]
- 1930: Lufthansa. Bitte Einsteigen! (Druckgrafik-Multiple)
- 1930: Lufthansa. Auch im Winter. (Druckgrafik-Multiple)
[Bearbeiten] Quellen
- Andreas Leipold: Das erste Jahr der Hamburger Südsee-Expedition in Deutsch- Neuguinea (1908-1909), Leseprobe auf Google Books, S. 69ff.
- Hans Vogel in: Hans Fischer: Die Hamburger Südsee-Expedition: Über Ethnographie und Kolonialismus, Leseprobe auf Google Books
- Hans Vogel: „Eine Forschungsreise im Bismarck-Archipel“, Hamburg, 1911, Auszug auf www.reichskolonialamt.de.
- Matthias Gretzschel: Vogels wiederentdeckte Bilder, Onlineartikel des Hamburger Abendblatts vom 31. Mai 2005, abgerufen am 12. April 2025
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Großenhain 1884, S. 58, SLUB
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Riese Family Site, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Riese Family Site, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Bernhard Richard Flachs: Stammbaum der Familie Flachs ca. 1570-1909 : Überreicht zum 70 jährigen Geburtstag des Seniors der Familie Gottlob Bernhard Flachs, geboren am 2. Dezember 1839: von Bernhard Richard Flachs, Datensatz auf Familysearch, Digitalisat auf Familysearch, S. 45, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, S. 829, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1920, S. 827, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1921, S. 838, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 1018, SLUB
- ↑ Der Neue Rump in: Hamburger Künstlerlexikon, S. 483f.
- ↑ Wulf Köpke, Bernd Schmelz, Museum für Völkerkunde: Schätze der Anden: die Inka-Galerie und die Schatzkammern im Museum für Völkerkunde Hamburg Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 530.
- ↑ Angebot auf ebay.
- ↑ Datensatz auf ZVAB.
[Bearbeiten] Weblinks
- Hans Vogel, Datensatz auf The Online Books Page
- Hans Vogel, Datensatz auf artnet
- Hans Vogel, Datensatz auf artprice.com