Johann Traugott Theodor Haase
Johann Traugott Theodor Haase (* 6. September 1766 in Pirna; † 27. Juli 1830 ebenda) war ein sächsischer Jurist, Ratsherr und zuletzt Bürgermeister in Pirna.
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[Bearbeiten] Familie
Johann Traugott Theodor Haase entstammte der sächsischen Familie Haase, die in mehreren Generationen Juristen und Ratsherren in Pirna hervorbrachte. Sein Großvater Gottfried Haase war 1752 verstorben.[1] Johann Traugott Theodor Haase war der Sohn des Pirnaer Stadtkämmerers und Ratsältesten Johann Gottfried Haase († 1802 in Pirna), dessen Nachlassstreitigkeiten erst 1812 vollständig beigelegt werden konnten.[2] Dessen hinterlassenes Haus in Pirna wurde noch 1802 versteigert.[3]
Haase heiratete am 21. Januar 1799 Amalia Augusta geb. Schmaltz (* 1. Juni 1772 in Stolpen; † 21. September 1843 in Chemnitz), Tochter des Gerichtsverwalters und Rittergutsbesitzers zu Steinigtwolmsdorf, Christian Gottlieb Schmaltz (1742–1819) und dessen Ehefrau Friederike Caroline Sophie geb. Conradi (1744–1826). Haases Ehefrau war die Schwester des Theologen Moritz Ferdinand Schmaltz (1785–1860) und die Tante des Wirklichen Geheimen Rates und Direktors der Sächsischen Altersrentenbank, Karl Emminghard Schmaltz (1811–1893). Das Ehepaar Haase hatte folgende Kinder:
- Moritz Theodor Haase (* 13. November 1799 in Pirna; † 17. Juni 1846 ebenda), studierte Jura, arbeitete als Advokat (Rechtsanwalt) und Gerichtsdirektor in Pirna,[4] ⚭ 1831 Mathilde geb. Schmidt (1805–1870), vier Kinder.
- Amalia Theodosia Haase (* 11. März 1801 in Pirna; † 3. August 1832) ⚭ Friedrich Wilhelm Schmalz, Rittergutsbesitzer auf Glossen bei Löbau, Mitglied des Sächsischen Landtages von 1851 bis 1868.
- Adolph Theodor Haase (* 31. Juli 1802 in Pirna; † 10. April 1870 in Lemberg), evengelisch-lutherischer Superintendent in Lemberg, machte sich verdient um die Neuregelung der Verhältnisse der evangelischen Kirche in Österreich, seit 1861 Mitglied des dortigen Herrenhauses ⚭ 1833 Hedwig Theodora geb. Raabe (1815–1876), vier Kinder, u.a. Theodor Karl Haase (1834–1909), österreichischer lutherischer Theologe.[5]
- Louise Theodosia Haase (* 21. Dezember 1803 in Pirna; † 19. August 1884) ⚭ Gustav Wilhelm Schmaltz, Stadtrat und Kaufmann in Chemnitz.
- Herrmann Theodor Haase (* 25. Mai 1807 in Pirna; † 24. November 1876 in Bad Elster), studierte Jura, Gerichtsamtmann in Oederan ⚭ 1868 Bertha Haase.
- Natalie Auguste Haase (* 20. November 1813 in Pirna; † 26. Oktober 1855 in Dresden) ⚭ N. Kästner.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Johann Traugott Theodor Haase erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra, in die er am 13. März 1781 eintrat. Haase blieb bis zum 12. August 1786 an der Schule in Meißen, wo er sein Reifezeugnis ablegte. Danach studierte er Rechtswissenschaften. Nach seinem Studium begann Haase als Aktuar am Gerichtsamt in Stolpen.
Danach ging Haase zurück in seine Heimatstadt, wo er als Rechtskonsulent und später als Gerichtsverwalter und Stadtrichter arbeitete. In einer Beschreibung zu Pirna von 1813 - zu dieser Zeit bestand der Stadtrat zu Pirna aus acht Mitgliedern - ist Haase neben seiner Tätigkeit außerhalb des Rats als Gerichtsdirektor dort an dritter Stelle als Ratssenior und Stadtrichter aufgeführt. Außer ihm saßen Anfang 1813 im Stadtrat:
- Gerichtsdirektor Karl Friedrich Schlosser als regierender Bürgermeister,
- Advokat (Rechtsanwalt) Christian Benjamin Martini als Vizebürgermeister, wurde mit Wirkung vom 25. November 1813 regierender Bürgermeister,
- Advokat Johann Paul Ritterstädt als Vizestadtrichter,
- Dr. jur. Johann Christian Rodig als Stadtkämmerer, wurde im November 1813 Stadtrichter,
- Advokat Ernst Friedrich Fürchtegott Hoppe, Senator,
- Leutnant a.D. Johann Friedrich August Heydemann, Senator,
- Advokat Karl Traugott Büchner, Senator.
Neben diesen acht Ratsmitgliedern bekleidete der königlich-sächsische Amtssteuereinnehmer Karl Friedrich Flachs das Amt des Stadtsyndikus. In der Zeit der Napoleonischen Kriege erlebte Haase die mehrfachen Einquartierungen durch die sächsische, französische, später russische, preußische und österreichische Armee mit allen Belastungen für die Stadt. Allein 1813 musste die Stadt, die damals nur etwa 5.000 Einwohner hatte, für das Militär über 10.000 Taler aufbringen. Danach weigerte sich der Stadtrat weitere Gelder von seinen Bürgern abzufordern.[6]
Später, bis zu seinem Tod, war Haase Bürgermeister der Stadt Pirna. Haase verstarb am 27. Juli 1830, morgens 7 Uhr im 64. Lebensjahr. Seine Nachkommen, die zu dieser Zeit in Pirna, Chemnitz und Radeberg wohnten, veröffentlichte eine gemeinsame Traueranzeige in der Leipziger Zeitung.[7] Die Regelung seines Nachlasses unter den sechs Kindern zog sich bis 1839 hin.[8] Die Versteigerung der zum Nachlass gehörenden Erbpachtgrundstücke in Pirna wurden bereits bis 1834 vollzogen.[9]
[Bearbeiten] Quellen
- August Hermann Kreyssig: Afraner-Album, Verzeichnis sämtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meissen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 374
- P.H. Kreyssig: I. Nachtrag zu Dr. A.H. Kreyssigs Afraner Album, Hrsg. vom Verein ehemaliger Fürstenschüler zum 350jährigen Stiftungsfest der Kgl. Landes- und Fürstenschule St. Afra zu Meissen, Chrimmitschau 1893, Digitalisat der SLUB, S. 253
- Genealogische Daten aus MyHeritage, Familienseite Astrid Hoffmann, Anmeldung erforderlich
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 76, Datensatz auf archiv.sachsen.de
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 831, Datensatz auf archiv.sachsen.de
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 80, Datensatz auf archiv.sachsen.de
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 1359, Digitalisat auf archiv.sachsen.de
- ↑ Zimmermann, Harald, "Haase, Theodor Karl" in: Neue Deutsche Biographie, Teil 7 (1966), S. 382 f. Online-Version
- ↑ Karl Löser: Pirna im Jahre 1813, Nach den Akten des Stadtarchivs und Aufzeichnungen von Zeitgenossen , Pirna 1913, S. 2f.
- ↑ Traueranzeige in der Leipziger Zeitung, Familien-Nachrichten, Digitalisat auf Google Books, S. 2120
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 1161, Datensatz auf archiv.sachsen.de
- ↑ Sächsisches Staatsarchiv, 13758 Stadt Pirna, Stadtgericht, Nr. 101, Datensatz auf archiv.sachsen.de