Moritz Rachel
Moritz Rachel, auch Mauritius Rachelius (* 16. Juni 1639 in Kiel; † 1. September 1697 in Dresden) war ein Dresdner Goldschmied und kurfürstlich-sächsischer Hofjuwelier sowie Oberältester der Dresdner Goldschmiedezunft. Er war der Stammvater mehrerer Linien der später weit verbreiteten Familie Rachel, u.a. der Dresdner Linie.
[Bearbeiten] Familie
Moritz Rachel entstammte der ursprünglich aus dem mecklenburgischen Malchow stammenden Familie Rachel, die an der Rostocker Universität in den Jahren 1523 bis 1700 mit 14 Familienmitgliedern nachweisbar ist. Ältester nachweisbarer Urahn ist Johannes Rachel aus Malchow. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Nikolaus Rachel, der im 16. Jahrhundert Bürgermeister von Malchow war und dessen zwei Söhne die Malchower und die Güstrower Linie begründeten.
Moritz Rachel war der Sohn seines gleichnamigen Vaters, dem Kieler Goldschmied Moritz Rachel († 14. Juli 1661 in Kiel), der als erster Angehöriger seiner Familie diesen Beruf erlernte und dessen Ehefrau Anna Rathgen († 1669). Moritz hatte noch fünf Geschwister, davon zwei Brüder. Ein Bruder ließ sich in Hamburg nieder, der jüngste wurde Stadtschreiber zu Gottorp.
Moritz Rachel heiratete am 26. Februar 1667 Elisabeth Arnold, geb. van der Perre, teilweise auch von Peer (* um 1640; † nach 1699 in Dresden), die Witwe des kurfürstlich-sächsischen Hofgoldschmiedes Matthäus Arnold. Moritz und Elisabeth Rachel hatten in ihrer glücklichen Ehe neun gemeinsame Kinder, davon vier Söhne, von denen alle das Goldschmiedhandwerk lernten und fünf Töchter:
- Moritz Rachel († 1717 in Dresden), ältester Sohn, seit 1699 Goldschmiedemeister und später kurfürstlich-sächsischer Hofjuwelier von August dem Starken. Dessen Sohn Christian Friedrich Rachel († 1783) war kursächsischer Münzschreiber und der Großvater des Dresdner Stadtrates Heinrich Wilhelm Rachel (1783–1861).
- Christian Rachel, ebenfalls Goldschmied und beim Tod des Vaters in Holland.
- Heinrich Rachel. Er lernte im väterlichen Geschäft in Dresden, ging danach nach Augsburg, wo er zuerst Handelsgehilfe beim Augsburger Kaufmann Greiff war. Heinrich heiratete Barbara in Augsburg Elisabeth Hansemann von Löwmannsegk und arbeitete später als Silberdrechsler und -händler, wo er es zu Reichtum und Ansehen brachte. Das Paar hatte 12 Kinder. 1748 wurden dessen vier überlebenden Söhne vom deutschen Kaiser Franz I. in den erblichen Adelsstand als Rachel von Löwmannsegk erhoben. Drei dieser Söhne, Johann Thomas, Paul Moritz und Georg Matthias Rachel von Löwmannsegk kehrten später als Bankiers und Hofbeamte nach Kursachsen zurück. Ein Enkel dieser adeligen Linie begründete den französischen Zweig. Dieser wurde in Frankreich als Baron in den Freiherrenstand erhoben.
- Johann Friedrich Rachel, Goldschmied in Dresden im väterlichen Geschäft.
- Marie Elisabeth Rachel. Sie heiratete den Juwelier und Goldschmied Gottfried Döring († 1718) und hatte mit ihm zum Zeitpunkt des Ablebens ihres Vaters sechs Kinder, wovon aber drei im Kindesalter gestorben waren. Die überlebenden waren Johann Moritz, Maria Elisabeth und Johanna Rosina Döring (alle * vor 1697). Deren Sohn Johann Christoph Döring wurde Rechtsanwalt.[1]
- Anna Dorothea Rachel († vor 1705 in Dresden). Sie heiratete Johann Melchior Dinglinger (1664–1731), den berühmten Hofjuwelier und -goldschmied von August dem Starken. Aus dieser Ehe stammten Moritz Conrad Dinglinger († 1726), Anna Maria und Johanna Dorothea Dinglinger (alle drei Kinder: * vor 1697) sowie Johann Friedrich Dinglinger (1702–1767), der wie sein Vater und Großvater Hofjuwelier wurde.
- Maria Magdalena Rachel. Sie heiratete den Dresdner Handelsmann Samuel Rudolph Kranichfeld. (Maria Magdalena konnte der Leichenpredigt für ihren Vater in der Kirche unser lieben Frauen nicht beiwohnen, weil sie kurz vorher eine Tochter geboren hatte und noch an das Wöchnerinbett gefesselt war. Deren Tochter hieß Maria Magdalena Kranichfeld.
- Johanne Sophie Rachel, verheiratet mit dem Dresdner Handelsmann Carl Andreas Heyßen, noch keine Kinder beim Tod des Vaters.
- Catharina Hedwig Rachel († 1741), beim Tod des Vaters noch unverheiratet. Sie heiratete am 10. Mai 1701 den kursächsischen Geheimen Kammerschreiber und königlich-polnischen Schatzmeister Conrad Rüger (1667–1735). Das Ehepaar Rüger hatte mindestens zwei Söhne: Friedrich Conrad Rüger († 1715) und Moritz Conrad Rüger (1703–1740), kursächsischer Geheimer Kabinettssekretär. Dieser setzte die Stammfolge der Familie Rüger in Dresden fort und wohnte in Dresden in der Frauengasse im Dinglingerhaus.[2][3]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Moritz Rachel wurde am 16. Juni 1639, nachmittags gegen 15 Uhr in Kiel im damaligen Herzogtum Holstein geboren. Er erlernte bei seinem Vater das Handwerk als Goldschmied. 1657, als er 18 Jahre alt war, begab er sich auf die damals übliche Wanderschaft und war zunächst ein Jahr in Hamburg als Goldschmiedgesell tätig. In Hamburg wohnte auch ein Onkel von ihm. Danach ging er elbaufwärts und ließ sich von 1658 bis Anfang 1659 in Dresden nieder, wo er bei dem Goldschmiedemeister Nickel Weißhun arbeitete. Danach setzte er seine Wanderschaft fort und reiste nach Prag, Nürnberg, Augsburg, München, Ulm und Straßburg. Von dort ging Rachel rheinabwärts nach Mainz und den Niederlanden, wo er sich drei Monate alle wichtigen Städte ansah. Im Anschluss begab er sich mit dem Schiff nach Frankreich, wor er zu Martini 1659 in Paris eintraf. Dort blieb er eineinhalb Jahre und bildete sich in der Goldschmiedekunst weiter. Sommer 1661 setzte er mit dem Schiff über den Ärmelkanal nach England, wo ihm die Nachricht vom Tod des Vaters traf.
Rachel kehrte nach Kiel zu seiner Mutter zurück, wo er aber erst 1663, zwei Jahre nach dem Tod des Vaters eintraf. Er wagte aber nicht, das väterliche Geschäft zu übernehmen, da Kiel unter den Dänischen und Schwedischen Kriegen jener Zeit stark gelitten hatte. 1664 verließ Rachel Kiel wieder und begab sich ein zweites Mal nach Dresden. Hier angekommen trat er als Geselle in das Geschäft des Goldschmiedemeisters Matthäus Arnold, dem Hofjuwelier der Witwe des verstorbenen Kurfürsten Johann Georg I. ein. Das Geschäft befand sich in der Dresdner Schlossgasse. Als Arnold am 30. November 1665 starb, führte Rachel das Geschäft der jungen Witwe, wurde zum Hofgoldschmied des Kurprinzen Johann Georg III., dem späteren sächsischen Kurfürsten. Zwei Jahre später heiratete er die Goldschmiedswitwe und wurde ein angesehener Dresdner Goldschmied, der viele Exemplare seiner Handwerkskunst an die sächsische fürstliche Familie lieferte.
Bei Moritz Rachel lernten viele später bekannte Goldschmiede und Juweliere, u.a. sein späterer Schwiegersohn Johann Melchior Dinglinger sowie auch von 1684 bis 1689 Friedrich Samuel Zieger.[4] 1685 wurde Rachel zum Oberältesten der Dresdner Goldschmiedezunft gewählt.[5]
Bereits seit November 1696 hatte Rachel Husten, starke Unterleibsschmerzen und eine dortige Geschwulst. Er konsultierte mehrmals die kursächsischen Leibärzte Dr. Morgenstern und Dr. Gmelin, aber auch die Doktoren Homburg und Lange. Auch eine Kur in Karlsbad brachte keine Besserung. Als er von dort am 29. August 1697 wieder in Dresden eintraf, bereite er sich auf seinen bevorstehenden Tod vor.
Als Moritz Rachel drei Tage später starb, schuldete ihm der sächsische Kurfürst August der Starke für Juwelen und Silber noch 4.600 Taler. Die Leichenpredigt hielt der Dresdner Stadtprediger, Magister Johann Seebisch am 12. September in der damaligen Frauenkirche. Rachel wurde auf dem alten Frauenkirchhof auf dem Gebiet des heutigen Neumarktes begraben. Von seinen sechs Söhnen setzten drei die Goldschmiedkunst des Vaters fort.
[Bearbeiten] Quellen
- Altdresdner Familienleben in der Biedermeierzeit, Paul Moritz Rachel, Dresden 1915, Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, S. 2 ff.
- Der Wohlversorgte Rachel..., Mag. Johann Seebisch, Dresden, 1697, Online-Volltextausgabe der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) München
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Das Jetztlebende Königliche Dresden 1738, SLUB, S. 38
- ↑ Johann Christoph Gottscheds Briefwechsel: historisch-kritische Ausgabe, Band 1: 1722-1730, De-Gruyter-Verlag Berlin 2007, Leseprobe auf Google Books, S. 384, ISBN 978-3-311-018381-8
- ↑ Das Jetztlebende Dresden... 1740, S. 232, SLUB
- ↑ Allgemeines Künstlerlexikon, oder: Kurze Nachricht von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgießer, Stahlschneider usw....2. Teil, Online-pdf auf Google Books, S. 6176
- ↑ Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit, Wolfgang Adam/ Siegrid Westphal, Walter de Gruyter GmbH, Berlin/ Boston 2012, Online-Leseprobe auf Google Books, S. 447, ISBN 978-3-11-020703-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Moritz Rachel im Personenwiki der SLUB Dresden
- Moritz Rachel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Datensatz von Moritz Rachel in der Deutschen Biographie
- Moritz Rachel auf Beluga
- Rachel Moritz auf CERL Thesaurus