Papiermühle
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Papiermühle Dresden wurde zwischen 1485 und 1500 von Albrecht dem Beherzten erbaut. Das vermutlich erste Wasserzeichen ist von 1493 übermittelt, das sächsische Wappen mit dem Rautenkranz. Im Jahre 1494 zahlte Albrecht der Beherzte 180 Gulden an den Papiermüller zu Dresden. Am Tage Bartholomae, den 24. August 1502, verkaufte der Amtmann Balthasar von Grauschewitz, im Auftrag seines Herren Georg dem Bärtigen, die "Papiermoll zu Dreßden an der Weißeriz" für 200 Gulden an den Meister Albrecht Sinder.[1] Er und seine Erben sollten zwanzig Gulden zu Walpurgis und Michaelis zurückzahlen und nachdem die Mühle abgezahlt war, 10 Gulden Zinsen und 10 Ries Papier für je 12 Groschen jährlich an den Hof oder die Kanzlei liefern.
Am "Freytag, nach Vocem Jucunditate", dem 14. Mai 1518, war es dann der Amtsverweser Balthasar Kelz, der im Namen seines Herrn die Papiermühle an Michael Schaffhirt verkaufte.[2] Nach dessen Tod übernahm der Sohn Hieroynmus Schaffhirt, der zugleich Stadtrichter war.[3] Bei seiner Beerdigung 1578 auf dem Frauenkirchhof wurde er mit einem Epitaph aus Papierteig bedacht, welches heute im Stadtmuseum ausgestellt wird. Nach ihm übernahmen seine Frau Margaretha und am 11. November 1612 Sohn Michael die Leitung der Papiermühle. Die Familie Schaffhirt besaß die Papiermühle bis 1629, dann folgte die Familie des Münzmeisters Cornelius Melde (gest. 1635). [4]
Das Papiermühlengebäude war im Krieg so sehr zerstört, dass Kurfürst Johann Georg I. im Jahre 1640 dieses und die Ziegelscheune abtragen ließ. Die Familie Melde konnte nurmehr das Wohngebäude nutzen. Die Witwe Anna Rosina war gezwungen, das Haus als Unterkunft für Gäste zu nutzen, wobei sie dafür meistens nur Schuldscheine erhielt, die später nicht eingelöst werden konnten. Auch die Tochter Beata Elisabeth Melde klagte ihr Leid. Am 29. Dezember 1688 wurde die Papiermühle an den Papiermacher Heinrich Rüdiger aus Schweidnitz bei Breslau für 3.300 Taler verkauft. Am 28. Januar 1701 kaufte der Handelsmann Hans Georg Schuchardt die Mühle, die er am 22. Mai 1717 dem Sohn Johann Gottlob Schuchardt für 7.600 Gulden vermachte. Die Familie besaß die Mühle 38 Jahre. Am 12. April 1709 wurde die Papiermühle für 6 Jahre an den Papiermacher Johann Christian Zimmermann verpachtet.[5] Im Oktober 1711 besuchte Zar Peter der Große in Dresden u.a. die Papiermühle. Er soll hier selbst einige Bögen Papier geschöpft haben. Zuvor (1697) hatte der Zar Saardam (Zaandam) besucht und plante eine russische Papiermühle zu bauen. In Dresden warb er den Werkmeister Pfeiffer ab, der daraufhin (1712) die Papiermühle in Moskau errichtete. Als Neuerung erhielt die Dresdner Papiermühle eine Windmühle (1726-1728), mit der auch bei niedrigem Wasserstand produziert werden konnte. Sie war aber in Wirklichkeit ein Groschengrab, was Schuchardt nie richtig in Gang brachte und ihn in den Ruin trieb. Am 21. September 1739 wurde die Mühle an ein Konsortium versteigert (Ziegelmeister Johann Gebauer, Advokat Gerhard Salomon Kober und Weißbäcker Johann Christian Kammsetzer), wobei als Papiermacher der in Wismar geborene Gabriel Heinrich Seidler genannt wird, der auch in Dittersbach tätig war. Am 14. September 1751 kaufte der Papiermacher Johann Christian Fischer die Papiermühle für 8.125 Taler. Er war ebenfalls Besitzer der Papiermühle in Hütten bei Königstein. Im Siebenjährigen Krieg war die Papiermühle Dresden beim Abbrennen der Vorstädte am 10. November 1758 betroffen und lag fortan in Schutt und Asche. Die Familie Fischer und danach Carl August Schaffhirt hatten große Mühen und Ausgaben, die Papiermühle und Wohngebäude wieder neu zu errichten. Bei der Schlacht von Dresden im August des Jahres 1813 ließ Napoleon in der Nähe ein Zelt aufschlagen und aus der Papiermühle Tisch und Stühle bringen.[6] Die Familie Schaffhirt[7] besaß die Papiermühle dann (mit einer Unterbrechnung) noch einmal weitere 59 Jahre bis zur Gründung der Aktiengesellschaft Dresdener Papierfabrik 1858. Im Jahre 1840 wurde die erste Papiermaschine installiert, eine der ersten Rundsiebmaschinen in Deutschland, hergestellt von der Firma Tegtmeyer in Hornsmühlen. Sie hatte eine Breite von 90 cm und besaß zwei Trockenzylinder.
Nach weiteren Neubauten und der Anschaffung einer zweiten Papiermaschine im Jahre 1860 von der Firma "G. Sigl, Wien" konnten weiter qualitativ hochwertige Papiere hergestellt werden. Man führte ein Büro in der Rosenstraße 65 und ein Comptoir (Kontor) in der Zwingerstraße 6. Da das Gelände durch ein heute noch sichtbares Gleisdreieck eingezwängt wurde, war eine Expansion nicht mehr möglich. Zudem machte der Ruß der Dampflokomotiven eine Herstellung von reinem weißen Papier unmöglich. Das Wasser der Weißeritz reichte bald nicht mehr aus bzw. war zu schmutzig und Brunnen mussten gebohrt werden. Diese Probleme und die starke Konkurrenz mit Dumpingpreisen machten die Herstellung bald nicht mehr rentabel. So erfolgten 1914 die Auflösung der Aktiengesellschaft und der Verkauf des Geländes an die Bahnverwaltung. Noch heute erinnert die Papiermühlengasse an die Existenz der Papiermühle und späteren Papierfabrik Dresden.
[Bearbeiten] Privilegien
Datum Empfänger Aussteller
04.06.1578 Hieronymus Schaffhirt Kurfürst August
28.03.1587 Margaretha Schaffhirt Christian I.
26.02.1602 Margaretha Schaffhirt Christian II.
01.08.1614 Michael Schaffhirt Johann Georg I.
14.04.1633 Cornelius Melde Johann Georg I.
02.01.1690 Heinrich Rüdiger Johann Georg III.
19.07.1692 Heinrich Rüdiger Johann Georg IV.
31.05.1694 Heinrich Rüdiger Johann Georg IV.
20.03.1706 Hans Georg Schuchardt Friedrich August I.
17.02.1735 Johann Gottlob Schuchardt Friedrich August II.
26.09.1810 Carl August Schaffhirt Friedrich August III.
Die Privilegien zum Lumpensammeln wurden zuerst für den Umkreis von vier Meilen vergeben. 1614 änderte man dies auf die 13 Ämter: Dresden, Dippoldiswalde, Meißen, Mühlberg, Torgau, Liebenwerda, Schlieben, Schweinitz, Annaburg, Eilenburg, Düben, Wurzen und Oschatz. 1633 bis 1690 waren zusätzlich die Ämter Doberlug und Finsterwalde vertreten.
[Bearbeiten] Andere auf der Papiermühle / Papierfabrik Dresden tätige Personen
Matz Kohlstrunk, Papiermacher 1541
Johann Schaffhirt, Papiermacher 1558-1559 (auch Papiermühlenbesitzer in Leipzig Lindenau und Aussig)
Joseph Schaffhirt, Papiermacher 1605-1633 (auch in Erfurt, Niedereinsiedel und Lohmen tätig)
Hans Schaffhirt, Papiermacher 1616-1635
Alexander Schaffhirt, Papiermachergeselle bis 1639
Christoph Lübeck, Papiermühlenpächter 30.03.1687-06.03.1689 (auch Papiermacher in Schlalach)
Johann Friedrich Beyer, Papiermachergeselle vor 1690 (auch Papiermühlenbesitzer in Schwarzbach und Königstein)
Christoph Lüßner, Papiermacher 1696
Friedrich Engler, Lumpensammler 1696
Christian Schmied, Beiarbeiter in der Papiermühle 1698
Heinrich Bede, Papiermacher 1702
Johann Tobias Gabriel, Papiermachergeselle bis 1705
Adam Schulze, Papiermacher ab 1705
Johann Christian Zimmermann, *1658, Papiermühlenpächter 29.09.1709-29.9.1715 (auch Papiermühlenpächter in Schweidnitz und Papiermühlenbesitzer in Obergurig)
Alexander Schaffhirt, Papiermachergeselle 1719 (auch Papiermachergeselle in Bautzen)
Johann George Schuchardt, Papiermacher 1720
Georg Friedrich Kahl, Papiermacher 1726-1733 (auch Papiermühlenbesitzer in Freiberg)
Gottfried Sachse, Papiermachergeselle vor 1739
Johann Christoph Wünsch, Papiermachergeselle vor 1754
Johann Christian Ephraim Fischer, *1738 †1811, Papiermühlenbesitzer 1768,1785-1802
Gabriel Unfried, Papiermacher 1769
Johann George Knauer, Hadernsammler/Beigehilfe in der Papiermühle 1782-1785
Johann Friedrich Beyer, Papiermachergeselle vor 1790 (auch Papiermühlenbesitzer in Schwarzbach und Königstein)
Johann Christian Wolf, Papiermacher 1796-1830
Johann Samuel Knauer, Hadernsammler/Papiermachergeselle 1808-1816
Christian Samuel Knauer, Papiermachergeselle 1810
Johann Gottlieb Schreiber, Papiermachergeselle/Papiermacher 1810-1841
Friedrich August Fischer, Papierfabrikant 1815 (auch Papiermühlenbesitzer in Niedereinsiedel)
Christian Friedrich Schaffhirt, *1788 †1857, Papiermühlenbesitzer 1817-1856 (auch Papiermühlenbesitzer in Dittersbach)
Carl Christian Schaffhirt, *1789 †1865, Papiermühlenbesitzer 1817-1858 (auch Papiermühlenbesitzer in Dittersbach)
Albert Krackau, Papiermachermeister 1843,1845
Christian August Adolf Schaffhirt, Papiermühlenverwalter 1850-1858 (auch Papiermühlenbesitzer in Dittersbach und Keilbusch)
Ernst Christian Rülke, *1813 †1882, Direktor der Papierfabrik 1858 (auch Stadtrat, 1. Präsident der Handels- und Gewerbekammer, Direktoriumsmitglied der Waldschlößchenbrauerei und Verwaltungsrat der Sächsischen Bank)
Friedrich Woldemar Türk, *1824 †1886, Direktoriumsmitglied 1858 (auch Buchhändler)
Dr. jur. Christian Moritz Hesse, *1817 †1871, Direktoriumsmitglied 1858 (auch Advokat)
Otto George Biedermann Günther, *1799 †1879, Direktor der Papierfabrik 1879 (auch Baumeister)
Friedrich Wilhelm Schaffhirt, Papierverschießmeister 1858-1873 (auch Papiermachergeselle in Bielow/Zettitz bei Crossen)
Max Schubert, Werkführer 1868-1881, Direktor der Papierfabrik 1881-1885
Lang, Fabrikdirektor 1897
Ernst Herold, Saalmeister 1892-1900
Oskar Schlemmer, Prokurist 1897-1900, kaufmännischer Direktor 1905-1914
Reinhold Beil, Werkführer 1910
Carl Wilhelm Nestler, Werkführer 1893-1899, technischer Direktor 1910, Fabrikdirektor 1912-1913, Betriebsleiter bis 1913
Gustav Frauenstein, Saalmeister 1910-1914
Carl Schmidt, Saalmeister 1914
Emilie Henriette Bertha Schneider, Arbeiterin in der Papierfabrik bis 1914
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ HStA Dresden 10036 Finanzarchiv Loc. 34975 Rep.02 Gen.65|1701 Nr.0850
- ↑ HStA Dresden 10036 Finanzarchiv Loc. 34975 Rep.02 Gen.65|1701 Nr.0850
- ↑ StA Dresden 2.4.3.3 Gerichtsbücher Stadt Dresden, 804 Erbteilungs- und Verzichtbuch, 1556-1561, fol.156ff.
- ↑ Enthaltend Münzen der ältesten Herzoge zu Sachsen, Landgrafen in ..., Band 2 S. 628
- ↑ HStA Dresden 12613 Gerichtsbuch Stolpen Nr.171 Fol.10-14
- ↑ 1813: Napoleon in Sachsen, Georg von Schimpff, 1894
- ↑ Genealogie der Familie Schaffhirt - Papiermühlenforschung