Tharandter Straße
Die Tharandter Straße führt entlang der Weißeritz von der Kesselsdorfer Straße (Nossener Brücke) durch den Plauenschen Grund nach Freital.
[Bearbeiten] Geschichte
Entstanden ist die Tharandter Straße in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, aber erstmals im Jahr 1872 als Plauensche Straße benannt worden,[1] da sie von Löbtau nach Plauen führte. Auch für einen Teil der Freiberger Straße und ein südliches Teilstück zum Vorwerk Reisewitz hin galt diese Bezeichnung. Der Freiberger Schlag befand sich vor dem Maternihospital und ging in die Tharandter-Straße über, wo sich einst der Albertbahnhof befand. Seit 1904 ist der heutige Verlauf nach der Stadt Tharandt benannt, das vor allem durch die dortige Forstakademie Tharandt überregionale Bekanntheit erlangte.
Bis 1921 verlief die Tharandter Straße zwischen der Brücke Altplauen und der Hegereiterbrücke am Felsenkeller auf der östlichen Flussseite. Dieser Verlauf besteht heute noch als Zufahrtsweg der Bienertmühle und Wanderweg am Bienertgarten.
Der Teil der Straße, der über die Flur von Dölzschen führt (etwa ab dem heute bestehenden Tunnel), war vor 1945 als Dresdner Straße benannt. Nach der Eingemeindung wurde sie seit Februar 1946 zunächst mit Tharandter Landstraße bezeichnet. Im Februar 1956 wurde die Bezeichnung Tharandter Straße auch auf diesen Straßenabschnitt ausgedehnt [2].
Der 1902 aufgenommene Straßenbahnbetrieb (Linie 8)[3] wurde 1998 eingestellt und durch einen Bus (Linie 63) ersetzt. Die Schienen wurden 2007/08 im Zuge der Straßensanierung entfernt.[4]
An der Kreuzung Kesselsdorfer/Tharandter Straße ging 1979 die erste Ampel in Dresden auf Mikrorechnerbasis mit Robotron-Technik in Betrieb.[5]
2010 wurde die Kreuzung Tharandter Straße/Fritz-Schulze-Straße zu einem Kreisverkehr umgebaut.
[Bearbeiten] Adressen (Auswahl)
- Nr. 1: Rathaus Löbtau mit Wohlfahrtspolizeiwache (Nebengebäude), seit 1. Juli 1897,[6] 1945 zerstört. Gegenwart: Kneipe Am Dreikaiserhof (Huschhalle)
- Nr. 2: Hotel und Kino Drei-Kaiser-Hof
- Nr. 3: Kinder- und Jugendhaus T3
- Nr. 5: ehemaliges Standesamt für den Stadtbezirk VI und Postamt A 28
- Nr. 8: früher Bürohaus, ab Februar 2015 Übergangswohnheim für Asylsuchende
- Nr. 9b: ehemals Deutsche Gaslokomobile- und Motorenfabrik Oskar Blessing
- Nr. 12: am Haus Halterung für die Oberleitung der früher in der Tharandter Straße verkehrenden Straßenbahn[7]
- Nr. 13: Brauerei Carl Heinrich Döring[8]
- Nr. 17: bis 1990 Elektromotorenwerk, anschließend Warenhaus Sendrowski, Filiale der Erotic World Tharandter Straße 84, Abriss, seit 2007 Spielplatz und Skaterpark mit Kletterfelsen
- Kreuzung Tharandter/Anton-Weck-Straße: denkmalgeschützte Steintafel, die wahrscheinlich an das 100. Jubiläum des Straßenbaumandats von 1781 (unter Friedrich August I.) erinnern soll (siehe Bild rechts)[9]
- Nr. 19: Ende 19. Jahrhundert bis mindestens 1945: Gasthof/Ausspanne/Fremdenzimmer „Zum grünen Baum“ (Inhaber 1897: Ernst Göhl[10], 1899: Edwin Krauß[11], 1900 bis mindestens 1945: Ernst Bruno Krauß[12]); bis etwa 2005 Galerie kraussERBEN
- Nr. 31 und 33: VEB Kupplungs- und Triebwerkbau, 1993-2004 Theater in der Fabrik, 2006 bis 2020 Kino in der Fabrik, außerdem seit Beginn der 1990er Jahre Büros und Produktionsräume des Sächsischen Druck- und Verlagshauses (SDV) sowie kleinerer Medienfirmen
- Nr. 35: In dem von der Straße eingerückten Fabrikgebäude von 1902, dem vermutlich zweitältesten Stahlbetonbau Europas, wurden vor 1945 Zweitaktmotoren für Motorräder hergestellt. Nach der Enteignung erhielt der VEB Nagema (Verpackungsmaschinenbau) das Haus[13] und richtete dort eine Berufsschule ein.[14] Etwa 1992 wurden Schule und Unternehmen aufgegeben. Nach jahrelangem Leerstand erwarb der benachbarte SDV das Grundstück von der Eigentümer Familie Merkle und ließ die Gebäude zwischen Anfang 2010 und Herbst 2012 sanieren. Im Vorderhaus, das früher kleine Wohnungen beherbergte, und dem Fabrikgebäude entstanden Büros. Zwischen beiden Häusern wurden ein Parkplatz angelegt und ein Besprechungsraum errichtet. Das Mosaik im ehemaligen Speisesaal des Fabrikgebäudes wurde abgenommen, restauriert und wieder angebracht. Sanierung und Umbau der insgesamt 2400 Quadratmeter kosteten rund drei Millionen Euro. Wie bei den übrigen SDV-Gebäuden stammten die Entwürfe von den GnbH-Architekten Benjamin Grill und Hendrik Neumann.[15]
- Nr. 38: seit mindestens den 1940er Jahren Sächsische Konservenfabrik Bernhard Richter „Rotsiegel“ (Obst- und Gemüsekonserven, in der Nachkriegszeit auch Pilzkonserven, Marmeladen und Konfitüren) mit einstöckigem ehemaligen Werkstattgebäude Hainsberger Straße 3[16], in 1980er Jahren Betriebsteil „Rotsiegel“ des VEB Kofa Dresden[17]; heute Bowlingbahn, Möbelhaus, Fotostudio, Feinkost Richter (?)
- Nr. 40/44: zu DDR-Zeiten Lager für Verbandstoffe, Krankenhausbedarf, Medizinprodukte und -technik[18], heute Aldi-Markt (als Nr. 40)
- Nr. 48: seit den 1950er Jahren VEB Kraftverkehr Dresden (Fahrschule)[20] und die Direktion für Technik/Gruppe Preise der Kraftverkehr Dresden GmbH[21], damals in Baracken, heute Sachsenfahrschule in neu erbautem Wohn- und Geschäftshaus Nr. 45
- Nr. 52: Sächsisch-Böhmische Gummiwaaren-Fabriken AG[22], später Verkauf an die Frankfurter Gummiwaren-Fabrik AG, Carl Stoeckicht
- Nr. 69: Sitz der KONSUM Dresden eG
- Nr. 74/76: Neubau eines Mehrfamilienhauses mit 43 Wohnungen seit Mai 2019; Bauherr: ImmVest Wolf
- Nr. 78: früher Buchhandlung Alexander Köhler (zuvor Weiße Gasse 5)
- gegenüber Nr. 86: Bienertmühle mit anschließendem Bienertpark
- Nr. 88: Esso-Tankstelle; ehem. Gelände der Bienertschen Gasanstalt; Radweg beidseitig mit Radverkehr-Dauerzählstelle
- Nr. 99: Wasserkraftwerk Bienertwehr
- Nr. 101-103: ehemaliger Plauener Bahnhof, heute Glaswerkstatt Körner
- ehemalige Felsenkellerbrauerei, heute Gewerbegebiet
- Nr. 105: "Neue Königsmühle", 1858 als Wohn-, Verwaltungs- und Mühlengebäude erbaut, 2016 zur Wohnanlage umgebaut, heute ockergelb
- Nr. 109: ehemalige Königsmühle, "Alte Königsmühle" errichtet um 1875 auf dem Gelände der einstigem Königsmühle (1739), 2011-2013 Sanierung und Ausbau zu edlem Loft- und Geschäftshaus DDR-Zeiten ein Betrieb der Deutschen Saatgut-Handelszentrale, Niederlassung für Gemüsesamen (siehe Foto rechts), später VEB Saat- und Pflanzgut (Telefonbuch 1980, S. 252), roter Klinkerbau
- Nr. 115 (?): ehemalige Studiobühne Tharandter Straße
- Nr. 117 a–d: Fabrikkomplex VEB Großbäckerei, drei Gebäudeteile, "Dölzschener Neumühle", "König-Friedrich-August-Mühle", "Braunsche Mühle", 1889 errichtet, 2016 Umbau zur Wohnanlage
- Nr. 146, unterhalb der Begerburg: Klettergarten Begerburg, Campingplatz, Sägewerk
- Nr. 199/200: ehemaliger Eisenhammer Dresden, heute Gewerbepark B+D Eisengießerei GmbH & Co. KG
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18., S. 144 - ↑ Karlheinz Kregelin: Das Namenbuch der Straßen und Plätze im Westen der Stadt Dresden. Hrsg. Stadtmuseum, fliegenkopf-verlag 1996.
- ↑ http://www.dresdnerblaettl.de/Ausgaben/9803/wieviel.htm]
- ↑ http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=6090&showNews=84401&showArchiv=1&aktMonat=5&aktJahr=2007&aktWoche=4
- ↑ Wochenkurier 21. Dezember 2011
- ↑ Adressbuch von 1897 unter Plauensche Str. 1
- ↑ Matthias Stresow: Kuhlöbte mitten in Dresden. In: Dresden. Auf Spurensuche mit Igeltour. Dresden 2014. S. 88.
- ↑ Adressbuch von Dresden und Vororte, 1904
- ↑ Matthias Stresow: Kuhlöbte mitten in Dresden. In: Dresden. Auf Spurensuche mit Igeltour. Dresden 2014. S. 88/90.
- ↑ Adressbuch 1897, 6. Teil, S. 164
- ↑ Adressbuch 1899, 6. Teil, S. 219
- ↑ Adressbuch 1900, 6. Teil, S. 206; Adressbuch 1943/44, 5. Teil, S. 791
- ↑ Bericht bei Dresden Fernsehen
- ↑ http://www.stayfriends.de/s/255671/20/Sachsen/Dresden/Berufsschule/VEB_Verpackungsmaschinenbau_Dresden_%28NAGEMA%29_.html
- ↑ Informationen von Geschäftsführer Christoph Deutsch und einer Mitarbeiterin bei einer Besichtigung am 27.6.2013
- ↑ BFB Handels-, Gewerbe- und Berufsverzeichnis. Branchen-Fernsprechbuch für den Bezirk der Oberpostdirektion Dresden. 1946. S. 109. Branchen-Fernsprechbuch zum Fernsprechbuch für den Bezirk Dresden. 1963/64. S. 273.
- ↑ Fernsprechbuch Bezirk Dresden 1988, S. 146
- ↑ Branchen-Fernsprechbuch Bezirk Dresden. 1975/76. S. 270.
- ↑ Fernsprechbuch Bezirk Dresden 1988, S. 242
- ↑ Branchen-Fernsprechbuch zum Fernsprechbuch für den Bezirk Dresden. 1963/64. S. 281.
- ↑ Das Örtliche, Telefonbuch 1992/93
- ↑ Adressbuch von 1905, Aktienninfo von 1908
[Bearbeiten] Weblink
- Tharandter Straße bei www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)