Siedlung an der Frauenkirche
Die Siedlung an der Frauenkirche (später auch Frauenvorstadt) ersetzt in der jüngeren historischen Forschung den älteren Begriff des Dorfes an der Frauenkirche.
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[Bearbeiten] Siedlungskerne
Diese suburbane Siedlung bestand aus einer Konglomeration verschiedener Siedlungskerne:
- Der natürliche Hafen nisana (von Nisan) an der Mündung des Altwasserarmes Gruna-Striesen in die Elbe mit seiner Infrastruktur und umliegenden Besiedlung.
- Die benachbarte (ursprünglich wohl ebenfalls dörfliche) Siedlung im Bereich Frauenkirche (das eigentliche Dorf an der Frauenkirche).
- Die dörfliche Siedlung der Fischergemeinde auf der schmalen Landzunge zwischen Elbe und dem Altwasserarm.
- Die prä-urbane Straßenmarktsiedlung (Kaufmannssiedlung) bei den späteren Brodbänken.
- Die prä-urbane jüdische Siedlung von Kaufleuten um den heutigen Jüdenhof.
Der (alt)sorbische Name für diese Siedlung wie auch für den Hafen war Nisana.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Siedlung lag - bis auf die dann in die Stadtgründung einbezogenen präurbanen Kerne bei den brodbänken und am Jüdenhof - bis ins 16. Jahrhundert außerhalb der Stadtmauer.
1521 erfolgte eine Umwallung und damit die Bezeichnung als "Die neue Stadt".
1548 wurde dann das Frauentor mit der dazugehörigen Stadtmauer abgerissen und daraufhin ein Holz- und Getreidemarkt dort eingerichtet, der spätere Neumarkt.
Im Zuge des Ausbaus der Stadtbefestigung um 1555 wurde die Siedlung, jetzt als Frauenvorstadt bezeichnet, in die Befestigung integriert und war nicht mehr von der restlichen Innenstadt getrennt.
[Bearbeiten] Straßen
- Große Fischergasse: im Hochmittelalter bis zum Bau der Elbbrücke Teil der sächsischen Frankenstraße und damit ein Teil des mittelalterlichen Frankfurter Gleises von Nürnberg über Dresden nach Frankfurt (Oder), 1556 newe Fischergasse, 1572 grosse Fischergasse (zur Unterscheidung von der benachbarten kleinen Fischergasse)
- Kleine Fischergasse: 1494 Fischergaß vor Dreßden (heute: Brühlsche Gasse)
- An der Frauenkirche - die wenigen in unmittelbarer Nähe der Frauenkirche gelegenen, bereits 1521 erwähnten Häuser
- Hinter der Frauenkirche - die Häuser von der Salzgasse bis zur Großen Fischergasse (heute Münzgasse)
- Äußere Pirnaische Gasse: 1388 platea Pirnensis, 1391 Pyrnissche gasse und 1410 Pirnergasse (heute: Pirnaische Straße) - die Innere Pirnaische Gasse (Landhausstraße) und die Äußere Pirnaische Gasse (Pirnaische Straße) waren im Mittelalter noch durch nichts getrennt ud bildeten demzufolge eine Einheit
- Innere Pirnaische Gasse: 1388 platea Pirnensis, 1391 Pyrnissche gasse und 1410 Pirnergasse (heute: Landhausstraße) - die Innere Pirnaische Gasse (Landhausstraße) und die Äußere Pirnaische Gasse (Pirnaische Straße) waren im Mittelalter noch durch nichts getrennt ud bildeten demzufolge eine Einheit
- Rampische Gasse: im Mittelalter gab es einige vereinzelte Häuser an der Rampischen Gasse (heute Rampische Straße) nach dem namensgebenden Ranvoltitz (1310 und 1316 erwähnt)
- Töpfergasse: 1378 wurden fyguli ante civitatem erwähnt, d. h. Töpfer, die sich außerhalb der Stadt hatten ansiedeln müssen, da ihr Gewerbe feuergefährlich war, der Name Töpfergasse kommt urkundlich zuerst 1546 vor
[Bearbeiten] Gebäude
- Maternihospital, im Schutz des Neidharts oder nach Reinhard Spehr[1] aus dem Neidhart (9. oder 10. Jahrhundert) als Patientenburg entstanden, auch "Spital vor unserer Stadt Dresden bei unser lieben Frauen Kirchen", vor 1268 errichtet
- Frauenkirche (1020 Holzkirche, um 1170 romanische Steinkirche, 1388 Kirchweihe wahrscheinlich des gotischen Neubaus)
- Dresdner Windmühle, 1513 erbaut, 1566 zum Pulverturm umgebaut
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Am Rande des Hafens stand der mittelalterliche Wehrbau "Neithart" (später als Patientenburg bezeichnet), nach dem der später versumpfte Hafen "Neitharttümpel" genannt wurde. Beim Bau der Kunstakademie 1886 - 1893 stieß man in großer Tiefe auf die Schlammschichten des früheren Hafens. In: Reinhard Spehr, Herbert Boswank: Dresden: Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M., Dresden 2000, S. 12.