Waldemar Wolff
Prof. Dr.-Ing.e.h. Waldemar Wolff (* 16. September 1894 in Straßburg/Elsass, heute Frankreich; † 1979 in Dresden) war ein deutscher Mathematiker, Raketenforscher, ehemaliger Professor an der Technischen Universität sowie an der Militärakademie „Friedrich Engels“ und Ehrendoktor der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) in Dresden.
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[Bearbeiten] Leben und Wirken
Waldemar Wolff besuchte das Gymnasium im damals zu Deutschland gehörenden Straßburg im Elsass und nahm ab 1908 ein Lehrerstudium am Lehrerseminar in Straßburg auf, das er 1914 abschloss. Danach ging er als Lehrer in den Schuldienst zuerst nach Meiningen in Thüringen und später, ab 1922 nach Jena. An der dortigen Universität nahm er ein zweites Studium auf dem Gebiet der Mathematik und Astronomie auf und legte sein Staatsexamen 1930 ab.
Ab 1934 arbeitete Wolff bei der Abteilung für Artilleriekonstruktion der Firma Krupp in Essen wurde im Januar 1939 zum Leiter der Abteilung ernannt. Dabei war er auch am Bau von Sondergeschützen und Raketen beteiligt. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurde Wolff ballistischer Berater des Reichsministers für Bewaffnung und Munition, Albert Speer. Diese Position hatte er bis 1945 inne. Im Krieg auch zeitweise in Peenemünde an der Ostsee eingesetzt, promovierte er 1943 an der Technischen Hochschule in Danzig (heute Gdańsk/ Polen) zum Dr.-Ing..
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wolff mit Wirkung vom 21. März 1946 Hauptabteilungsleiter in den Zentralwerken Bleicherode in Thüringen. Aufgrund seiner Kenntnisse um Ballistik und Raketentechnik wurde er zusammen mit seiner Familie in einer „Nacht- und Nebelaktion“, auf Befehl der sowjetischen Militäradministration von der Roten Armee in die Sowjetunion verbracht. Dort wurde er ab Oktober 1946 zum Chefkonstrukteur im Bereich Ballistik und Raketenforschung in einem geheimen Forschungsinstitut in den Waldaihöhen auf der im Seligersee gelegenen Insel Gorodomlia, 300 Kilometer nordwestlich von Moskau, ernannt. In Gorodomlia sollte Wolff mit anderen Raketenspezialisten wie Helmut Gröttrup (1916–1981), Werner Albring (1914–2007) und Kurt Magnus (1912–2003) fortsetzen, was im Krieg begonnen wurde: die deutsche „Wunderwaffe“ V2 nachzubauen. In der Sowjetunion musste er bis Juni 1952 bleiben. Von den Deutschen wurden dort die ersten schwenkbaren Raketentriebwerke entwickelt, die in ähnlicher Form dann später bei der Weltraumrakete R7 verwendet wurden, mit der auch Juri Gagarin ins All flog.
Zurück in Deutschland, blieb Waldemar Wolff in der DDR und begann am 1. September 1952 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Kasernierten Volkspolizei (KVP), dem Vorläufer der späteren Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR. Genau ein Jahr später, am 1. September 1953 begann er seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er am 9. Oktober 1954 zum Professor mit Lehrauftrag zur „Theorie der Raketenbewegungen“ ernannt wurde und Offiziere der KVP und später der NVA unterrichtete. Diese Lehrtätigkeit übte er bis zur 1956 erfolgten Auflösung der Fakultät für Luftfahrtwesen an der späteren TU Dresden aus.
Im gleichen Jahr wurde er zum ordentlichen Professor für Ballistik an der Hochschule für Offiziere, der späteren Militärakademie „Friedrich Engels“ ernannt, wo er das Institut für Ballistik als selbständige Forschungseinrichtung im Campus der Militärakademie mit gründete. Ab dem 1. September 1960 bis zum 31. August 1963 hatte Wolff zusätzlich eine Professur mit Lehrstuhl für Mathematische Physik am II. Physikalischen Institut der Hochschule für Schwermaschinenbau Magdeburg inne. Danach konzentrierte er sich nur noch auf seine Lehrtätigkeit an der Dresdner Militärakademie.
Am 31. August 1970 ging Wolff in den Ruhestand. Nur wenige Tage später, am 8. September 1970 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ in Dresden aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Ballistik, die durch den Rektor, Professor Hermann Wagener im Namen der Fakultät für Technik und Naturwissenschaften verliehen wurde.
Waldemar Wolff war außerdem in mehreren Ämtern und Gremien der DDR tätig. So war er Präsidiumsmitglied der Deutschen Astronautischen Gesellschaft, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Leiter des Amtes für Technik sowie wissenschaftlicher Berater beim Minister für Nationale Verteidigung.
[Bearbeiten] Familie
Waldemar Wolff war verheiratet und hatte drei Kinder. Sein Sohn, Helmut Wolff (* 1930) veröffentlichte 2011 Erinnerungen an die Zeit von 1946 bis 1952 im Lager Gorodomlia in der Sowjetunion im mdr und im Deutschlandradio. Er studierte in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts an der Universität Leningrad Mathematik und Physik.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
Ab März 1961 veröffentlichte Waldemar Wolff mehrere Beiträge zum Thema „Physikalische und technische Grundlagen der Raketenwaffen“ in der Fachzeitschrift „Militärtechnik“ im Deutschen Militärverlag. Außerdem schrieb er:
- „Raketen und Raketenballistik“, 2006 im Elbe-Dnjepr-Verlag bereits als 5., überarbeitete und erweiterte Ausgabe des Originals von 1976
[Bearbeiten] Ehrungen
Waldemar Wolff erhielt im Laufe seiner Tätigkeit viele Ehrungen und Würdigungen. Neben der bereits erwähnten Ehrendoktorwürde erhielt er:
- 1959 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Silber,
- 1964 den Orden „Banner der Arbeit“ der DDR und
- die Verdienstmedaille der Nationalen Volksarmee in Gold.
[Bearbeiten] Quellen
- Geschichte der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden, Prof. Dr. sc.oec. Werner Gross und Prof. Dr. sc.oec. Gerhard Rehbein, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, 1. Auflage, ISBN 3-344-00324-0
- Ehrendoktoren der HfV auf tu-dresden.de, Online pdf
- Blog zu Waldemar Wolff im ehemaligen NVA-Forum auf archive.today