Alexandrine Kastner

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Otto Kastner (noch in Armeeuniform), Sohn Hans-Werner und Alexandrine Kastner

Alexandrine Kastner, geboren als Alexandrine Jacoby (*4. April 1877 in Dresden; † Juli 1942 im Vernichtungslager Treblinka, Polen) war eine sächsische Ärztin, bis 1933 auch Schulärztin in Dresden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Alexandrine Kastner geb. Jacoby entstammte der ursprünglich jüdischen Familie Jacoby aus dem brandenburgischen Nauen bei Berlin, wo ihr Großvater herkam. Sie war die älteste Tochter des Kaufmanns und königlich-sächsischem Hofjuweliers Julius Jacoby (* 1845 in Nauen; † 16. April 1925 in Dresden) und dessen Ehefrau Jenny geb. Löwald (* 26. Juni 1856 in Berlin; † 27. September 1942 in Theresienstadt, Böhmen), Tochter des Chemikers und Kommissionswarenhändlers Lewin Abraham Löwald (1801–nach 1868).[1] Alexandrine hatte noch fünf jüngere Geschwister:

Alexandrine Jacoby heiratete im August 1910 in München (die standesamtliche Eintragung erfolgte am 27. Dezember 1915 in Dresden)[4] Otto Kastner (* 10. Oktober 1880 in Görlitz; † 21. Februar 1938 in Dresden), deutscher Arzt und Mediziner, bis 1933 Dresdner Stadtschularzt im Rang und mit Titel eines Stadtobermedizinalrates. Das Ehepaar Kastner hatte einen Sohn:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Kastner besuchte die zehnklassige Privatschule von Rabenhorst in Dresden. Im Anschluss nahm sie ein privates Musikstudium auf, da sie von ihrer sehr musikalischen Mutter, die selbst Klavierspielerin war, schon frühzeitig ihre musikalische Begabung weiter vererbt bekam. Kastner besuchte drei Jahre das Königliche Konservatorium für Musik in Dresden, das sie 1901 mit dem Zeugnis der Reife als Konzertpianistin abschloss. Von 1905 bis 1907 besuchte sie die Sickenbergschen Privatgymnasialkurse, und legte schließlich im Juli 1907 ihr Abitur am königlichen Maximiliansgymnasium in München ab.

Danach begann Kastner ein Studium der Medizin an der Universität in München, wo sie die ersten 10 Semester des Studiums verbrachte, ihr Physikum ablegte und auch ihren Mann Otto kennenlernte. Im März 1913 legte sie in München ihr Staatsexamen ab. Noch im gleichen Jahr erhielt sie ihre Approbationsurkunde und damit ihre Zulassung als Ärztin. Kastner arbeitete anschließend vom 1. Mai bis 31. August 1913 an der chirurgischen Universitätsklinik in München als Medizinalpraktikantin, mußte jedoch das praktische Jahr krankheitshalber ab dem 1. September bis zum 31. Januar 1914 unterbrechen. Danach war sie sieben Monate an der Inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses in Johannstadt beschäftigt. Sie beendete ihr medizinisches Praktikum im August 1914.

1917 promovierte Kastner in Leipzig zum Doktor der Medizin (Dr. med.) mit einer wissenschaftlichen Dissertation auf dem Gebiet der Kardiologie. Von 1914 bis 1919 arbeitete sie als Hilfs- und Assistenzärztin am Stadtkrankenhaus Johannstadt. Sie ist erstmals 1915 im Dresdner Adressbuch verzeichnet und wohnte anfangs in der Gluckstraße 11.[5] Ab 1920 ist Kastner als Fachärztin für innere Krankheiten ausfgeführt.[6] Nach der Rückkehr ihres Mannes aus dem Ersten Weltkrieg und dessen Umzug nach Dresden zog sie mit ihm 1919 in eine Wohnung mit Praxis in der Eliasstraße 22 im dortigen Erdgeschoss.[7] Laut Reichsmedizinalkalender war Kastners Berufsbezeichnung ab 1926 Kardiologin, ab 1933 dann Internistin. Sie arbeitete in dieser Zeit in ihrer privaten Praxis als niedergelassene Ärztin, ab 1933 auch als Schulärztin an der Staatlichen höheren Mädchenbildungsanstalt in Dresden-Johannstadt. 1931 zog sie mit ihrem Ehemann in eine Wohnung im ersten Obergeschoss in der Eliasstraße 4,[8]

Bereits kurz nach der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler Ende Januar und einen Tag nach der Bildung des Kabinetts Hitler wurde Kastner aufgrund der Gesetzgebung vom 7. April 1933 als Jüdin gebrandmarkt. Ab dem 1. April 1934 wurde Kastners Zulassung von der Rechnungserstattung durch den Krankenversicherungsverein "Deutscher Ring" entzogen, ab Oktober desgleichen Jahres erfolgte der komplette Entzug der Kassenzulassung. 1938 nach dem Tod ihres Mannes im Polizeipräsidium Dresden in der Schießgasse aufgrund einer erneuten Denunziation und Verurteilung zu einer Haftstrafe sowie dem Entzug ihrer Zulassung als Ärztin zog Kastner noch im gleichen Jahr zu ihrer jüngeren Schwester nach Berlin, wo sie in den Stadtteil Schöneberg in die dortige Hohenstaufenstraße 9 zog. 1942 noch in der Regensburger Straße 30 in Berlin verzeichnet, wurde Kastner mit einem Zug der Deutschen Reichsbahn am 2. April 1942 erst in das Ghetto Warschau, von dort in das Todeslager Treblinka deportiert und wie viele deutsche Juden mit der ersten Großaktion im Juli 1942 ermordet.[9]

Am 28. September 2015 wurden zum Andenken an die Vertreibung und die Ermordung der Familie Kastner in der heutigen Marschnerstraße, Ecke Güntzstraße drei Stolpersteine für das Ehepaar sowie deren Sohn durch den Künstler Gunter Demnig verlegt. Paten der Stolpersteine sind Sarah Buddeberg, Anja Klotzbücher und Annekatrin Klepsch (alle Mitglieder des sächsischen Landtages von der Partei Die Linke).

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Jacob Jacobson: Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809–1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791-1809, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1962, Leseprobe auf Google Books, S. 316: geboren am 26. Dezember 1801 in Schneidemühl, Großherzogtum Posen, zuletzt Kleiderhändler
  2. Datensatz auf MyHeritage, Schellhorn - Hvalsøe Web Site
  3. Fred Watty: WATTY - Juweliere, Gold- und Silberschmiede | 215 Jahre hanseatisches Kunsthandwerk 1743-1958, editione pro-equus, Leipzig 2009/10, Leseprobe auf Google Books, S. ISBN 978-3-940895-88-2
  4. Datensatz auf Ancestry
  5. Adressbuch Dresden 1915, S. 532, SLUB
  6. Adressbuch Dresden 1920, S. 426, SLUB
  7. Adressbuch Dresden 1920, S. 426, SLUB
  8. Adressbuch Dresden 1932, S. 423, SLUB
  9. Nach Hinweisen von Dr. Yehuda Meinhardt aus dem Archiv im Yad V'shem

[Bearbeiten] Weblinks

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