Fritz Jacoby

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Fritz Jacoby (* 27. Dezember 1883 in Dresden;[1]1948 im Hospital in Sucre, Bolivien) war ein deutscher Kaufmann und Unternehmer, königlich-sächsischer Hofjuwelier und Mitinhaber des Juweliergeschäfts Moritz Elimeyer.

[Bearbeiten] Familie

Jacoby entstammte der jüdischen Familie Jacoby aus dem brandenburgischen Nauen bei Berlin, wo sein Großvater herkam. Er war der Sohn des königlich-sächsischen Hofjuweliers Julius Jacoby (* 1845 in Nauen (Brandenburg) bei Berlin; † 16. April 1925 in Dresden) und dessen Ehefrau Jenny geb. Löwald (* 26. Juni 1856 in Berlin; † 27. September 1942 in Theresienstadt, Böhmen), Tochter des Chemikers und Kommissionswarenhändlers Lewin Abraham Löwald (1801–nach 1868).[2] Jacobys Vater kam als Lehrling in den Hofjuwelierladen von Moritz Elimeyer und konnte dieses Unternehmen nach dem Tod von Elimeyer, zusammen mit Fritz Chrambach als Teilhaber übernehmen. Fritz Jacoby hatte noch fünf Geschwister:

Fritz Jacoby war zweimal verheiratet. Er heiratete am 1. Oktober 1910 in Dresden seine erste Ehefrau Emma Pauline Ottilie geb. Nöther (* 25. Oktober 1888 in Dresden; † 27. Juli 1913 ebenda),[5] älteste Tochter des Dresdner Malers und Kopisten Adolf Emil Noether (18551943)[6] und dessen Ehefrau Marianne geb. Deil (18651951). Das Paar hatte eine Tochter:

Fritz Jacoby heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, nach der Rückkehr aus dem Krieg, Anfang der 1920er Jahre nochmals, ließ sich aber bereits 1924 von seiner zweiten Ehefrau wieder scheiden.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Jacoby entstammte einer jüdischen Familie, die ihre Kinder nicht streng jüdisch erzogen hatte, sondern die sich als Deutsche völlig integriert hatten und die ihre Kinder oder Enkel sogar christlich taufen ließen. Dies sowie die Verwurzelung mit Verkaufslokal und Werkstatt im Dresdner Geschäftsleben waren die hauptsächlichen Gründe, dass es der Familie lange nicht einfiel, vor dem bereits in der Weimarer Republik aufkommenden Nationalsozialismus zu fliehen, auszuwandern und selbst dann nicht reagierte als später Hitler an die Macht kam.

Jacoby erlernte den Beruf des Kaufmanns und Juweliers im väterlichen Unternehmen. Ab 1910 war er Mitinhaber des Hofjuweliergeschäfts Moritz Elimeyer am Jüdenhof 1, in einem alten Barockhaus, gegenüber dem Johanneum und wenige Meter von der Frauenkirche entfernt.[9] Jacoby ist erstmals 1911 im Adressbuch von Dresden verzeichnet: im damals noch selbstständigen Vorort Blasewitz in der elterlichen Villa in der Emser Allee 12 (später Lothringer Weg 2), direkt am dortigen Waldpark.[10] Er übernahm von seinem Vater auch die Berufsbezeichnung Königlicher Hofjuwelier, da das Juweliergeschäft als Lieferant für den letzten sächsischen König Friedrich August III. gelistet war. Jacoby muss kurz nach seiner Hochzeit, noch 1910 aus der elterlichen Villa in Blasewitz ausgezogen sein, da er im Adressteil von Dresden ebenfalls aufgeführt ist: allerdings da nur als Kaufmann in der Schubertstraße 1.[11]

Erst 1913 ist Jacoby dort auch als königlicher Hofjuwelier verzeichnet, dann allerdings auch mit der neuen Werkstatt in der Neuen Gasse 42,[12] wo fast alle Mitglieder der Familie Jacoby bei der Herstellung der Silber- und Schmuckwaren mit beschäftigt waren. Alles was hergestellt wurde, kam aus der eigenen Werkstatt. Jacobys Aufgabe bei der Kundschaft war es, genau das auf Papier zu zeichnen, was sich der Kunde als Schmuckstück vorstellte. Zur besseren Veranschaulichung holte er nach der fertigen Zeichnung die in Frage kommenden Edelsteine aus dem Tresor, legte sie auf die Zeichnung, so dass der Kunde sich das Endprodukt (Broschen, Ringe u.a.) vorstellen konnte. Die zeichnerische Begabung hatte Jacoby von seinem Vater geerbt.

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau zog Jacoby noch im gleichen Jahr mit seiner Tochter in die Erdgeschosswohnung in der Angelikastraße 7 in der Dresdner Antonstadt, wo auch seine Schwiegereltern, die Familie Nöther wohnten.[13] Ein Jahr später, am 1. August 1914 wurde Jacoby als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Er kehrte erst Ende 1918 nach Hause zurück. Nachdem er noch etwa ein Jahr gemeinsam mit seinem Vater Julius den Juwelierladen führte, trat 1919 nach dessen Rückzug aus dem Geschäftsleben dann sein jüngerer Bruder Alexander als Mitinhaber in das Geschäft ein.[14] Nach der Hochzeit seiner zweiten Ehefrau zog Jacoby 1922 in die Bettinastraße 21, ebenfalls in eine Erdgeschosswohnung.[15]

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 blieb das Juweliergeschäft - im Gegensatz zu manch anderen jüdischen Geschäften - vor Verwüstungen und Zerstörungen verschont. Im Gegenteil - da Gold, Silber und Edelsteine vor allem in dieser Zeit sehr wertvoll waren, platzierte die Gauleitung von Dresden 1938 während der Progrome zur Judenverfolgung sogar Wachen der Gestapo vor das Geschäft, um Plünderungen zu vermeiden. Allerdings kam Fritz Jacoby im gleichen Jahr als Gefangener in das Konzentrationslager Buchenwald. Da er jedoch im Ersten Weltkrieg als Frontkämpfer das Eiserne Kreuz erhalten hatte, entließ man ihn aufgrund einer Sonderbestimmung bereits nach wenigen Wochen. Trotzdem waren die Eindrücke im KZ Buchenwald so erheblich, dass sich Jacoby ab diesem Zeitpunkt den Gedanken seiner Tochter anschloss, zu emigrieren, bevor es zu spät war. Fritz und Alexander Jacoby führten das Familienunternehmen noch gemeinsam bis 1939,[16][17] bevor sie zwangsenteignet wurden und das Geschäft an einen Parteigenossen der NSDAP zur Liquidation übergeben wurde.

Jacoby gelang nach der Übernahme des Juweliergeschäfts noch 1939 mit dem vorletzten Schiff die Flucht aus Deutschland nach Südamerika, als er ein chilenisches Visum von den Verwandten seines Schwiegersohnes erhielt, nachdem seine Tochter bereits Anfang des Jahres 1939 nach Südamerika ausgewandert war und dort ihren Mann geheiratet hatte. Jacoby beschloss aber, das chilenische Einreisevisum verfallen zu lassen und dafür ein bolivianisches Visum zu bekommen, um zu seiner Tochter zu fahren. Dort angekommen erkrankte er an der Bergkrankheit, so dass er sich in Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt von Bolivien niederließ, die in den 1930er Jahren viele neue Einwanderer aus Europa bekam. Der Verlust seines Reichtums aus den Zeiten in Dresden konnte er gut überwinden. Jacoby baute sich in Bolivien anfangs eine kleine Existenz mit dem Vertrieb von selbstgemachter Marmelade auf, wo er seinen guten Geschäftssinn anwenden konnte. Später fertigte er auch für dortige Goldschmiede Zeichnungen für Schmuckentwürfe an.

Jacoby lebte zuletzt in einfachen Verhältnissen. In den 1940er Jahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand aufgrund von Herz-Kreislaufstörungen. Er starb im 65. Lebensjahr im Hospital von Sucre.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Ancestry
  2. Jacob Jacobson: Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809–1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791-1809, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1962, Leseprobe auf Google Books, S. 316: geboren am 26. Dezember 1801 in Schneidemühl, Großherzogtum Posen, zuletzt Kleiderhändler
  3. Datensatz auf MyHeritage, Schellhorn - Hvalsøe Web Site
  4. Fred Watty: WATTY - Juweliere, Gold- und Silberschmiede, 215 Jahre hanseatisches Kunsthandwerk 1743-1958, editione pro-equus, Leipzig 2009/10, Leseprobe auf Google Books, S. ISBN 978-3-940895-88-2
  5. Datensätze auf Ancestry
  6. Adolf Nöther auf der Homepage der Familie Nöther
  7. Pressemitteilung der Stadt Dresden: Kunst als Lebenselixier – Irene Brann zeigt ihre Bilder erstmals in ihrer Geburtsstadt Dresden
  8. Kurzvita Irene Brann
  9. Erstmals erwähnt und als solcher im Adressbuch Dresden 1911, S. 2532, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1911, 6. Teil Vororte: Blasewitz, S. 2532, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1911, S. 509, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1913, S. 531, SLUB
  13. Erstmals so im Adressbuch Dresden 1914, Häuserbuch, S. 1484, SLUB
  14. Handelsregisterauszug im Adressbuch Dresden 1920, S. 2078, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1922/23, S. 450, SLUB
  16. Letztmalig als Juweliergeschäft am Neumarkt im Adressbuch Dresden 1938, S. 264, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1939, S. 483, SLUB
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