Carl Graf Bose
Graf Friedrich Wilhelm August Carl Bose (* 9. Januar 1753 in Bayreuth; † 9. September 1809 in Dresden), Wirklicher Geheimer Rat, war zuletzt Königlich Sächsischer Kabinettsminister von 1806 bis 1809.
[Bearbeiten] Familie
Graf Carl Bose entstammte aus dem vogtländischen Ast des sächsischen Adelsgeschlechts von Bose, das bei der Schreibung seines Namens bewusst auf die Verwendung des Adelsprädikats verzichtete. Er war das zweite Kind und der einzige Sohn des Kurfürstlich-Sächsischen Oberkammerherrn Graf Friedrich Carl von Bose (* 23. Mai 1726; † 21. Juni 1767 in Dresden) und seiner Ehefrau Gräfin Juliane Wilhelmine von Putbus aus dem Hause Einsiedelsburg (* 29. Januar 1728 in Putbus/Rügen; † 23. Dezember 1798 in Dresden). Er hatte noch eine Schwester, Maria Anna (Marianne) Wilhelmine (* 8. September 1749 in Dresden; † 22. Dezember 1815 ebenda), die 1771 in Dresden den Geheimen Rat Graf Levin Friedrich von der Schulenburg heiratete.
Aufgrund der Ehe seiner Schwester lernte Carl seine spätere Frau kennen und heirate am 26. Mai 1782 die Gräfin Charlotte Wilhelmine von der Schulenburg (* 21. Mai 1760 in Wolfsburg; † 8. April 1813). Sie war Hof- und Stiftsdame der Königin von Preußen und Stiftsdame der Kirche St. Marien in Münster. Das Ehepaar hatte drei Kinder, von denen die beiden Söhne ebenfalls in sächsische Staatsdienste eintraten:
- Malthe Gustav Carl (* 31. Mai 1783 in Dresden; † 7. Mai 1848), Königlich-Sächsischer Kammerherr und später Gesandter in Madrid
- Carl August (* 24. November 1787 in Dresden; † 11. Februar 1862 ebenda), Königlich-Sächsischer Wirklicher Geheimer Rat und Hofmarschall
- Juliane Charlotte (* 24. Juli 1789 in Gamig; † 17. November 1848 in Düsseldorf), Oberhofmeisterin der Prinzessin Friederika von Preußen
[Bearbeiten] Leben
Als Carl 10 Jahre alt war, begegnete sein Vater in Bayreuth, wo er zu dieser Zeit als Brandenburgisch-Bayreuther Oberhofmarschall weilte, dem erst siebenjährigen Wolfgang Amadeus Mozart. Diese Begegnung war der Ausgangspunkt für eine langjährige Verbindung der Familie Bose mit Mozart. Noch im gleichen Jahr zog sein Vater mit seiner Frau und den beiden Kindern Marianne und Carl wieder zurück nach Dresden an den kurfürstlichen Hof.
Als junger Mann trat Carl zuerst als Kammerjunker in kursächsische Dienste ein. Später als Kammerherr führte ihn seine erste Reise im Auftrag des sächsischen Kurfürsten als Gesandten nach Stockholm. Er wurde von sächsischen Kurfürst Friedrich August III. sehr geschätzt und avancierte so zum Hofmarschall in Dresden und Oberkammerherr. In dieser Position war einer seiner Hauptverdienste, dass er die kurfürstliche Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich machte. Da er bereits in jungen Jahren von seinem Vater, der seinerzeit in Bayreuth Mitglied der Freimaurerloge "Zur Sonne" war, mit entsprechendem Gedankengut in Berührung kam, engagierte er sich auch in sozialen Angelegenheiten. So ging die Gründung des Vereins zu Rath und That im Jahr 1803 auf seine Initiative hervor.
Bose wurde vor allem in seinen letzten Lebensjahren berühmt, als er als hochrangiger Diplomat mehrmals persönlich mit Napoleon Bonaparte verhandelte. Als nach der Schlacht bei Jena immer noch kein Frieden zwischen Sachsen und Frankreich erzielt werden konnte, bestürmte Oberkammerherr Graf Bose den Grafen Marcolini und bat um Eile, weil sonst Napoleon verstimmt werden könnte. Daraufhin wurde Bose selbst von Friedrich August mit einem Schreiben vom 28. Oktober 1806 an Kaiser Napoleon gesandt. Das Schreiben enthielt die Bitte um eine formelle Anerkennung der sächsischen Neutralität. Bonaparte empfing Bose sofort nach dessen Eintreffen in Berlin und sagte ihm, dass der sächsische Kurfürst den Grafen Loß oder irgendeinen anderen mit einer Vollmacht versehen solle. Mit diesem Bescheid kehrte Carl am 1. November wieder an den sächsischen Hof zurück. Da Loß selbst nicht sofort verfügbar war, wurde Bose mit allen Vollmachten des sächsischen Kurfürsten versehen und wieder zurück nach Berlin geschickt. Ihn begleiteten Major von Funck und der Geheime Legationsrat Günther zurück zu Napoleon. Carl hatte ein verbindliches Dankschreiben von Friedrich August III. dabei, das Napoleon ebenso freundlich am 5. November 1806 beantwortete.
Napoleons Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand diktierte am darauf folgenden Tag Graf Bose die Friedensbedingungen für den sächsischen Kurfürsten:
- Der Kurfürst nimmt den Königstitel an.
- Sachsen tritt dem Rheinbund bei und stellt ein Kontingent von 20.000 Mann für die Rheinbundtruppen.
- Sachsen zahlt eine Kontribution von 30 Millionen Franken zuzüglich einer Summe, die von der Stadt Leipzig zu erbringen ist. Ein Drittel der Summe sei in Silber, zwei Drittel seien in Wechseln zu zahlen.
- Sachsen erhält alle in seinem Land eingeschlossenen Enklaven. Im Gegenzug muss der Kurfürst Gebiete zwischen Erfurt und dem Eichsfeld abgeben.
Napoleon selbst achtete Graf Carl Bose sehr und forderte nach einer Intrige die Absetzung des sächsischen Kabinettsministers Graf Loß, die durch den sächsischen Kurfürst am 18. November erfolgte. An die Stelle als leitender Minister trat nun Bose selbst. Am 17. Dezember wurde der Frieden und drei Tage später, am 20. Dezember 1806 die Erhebung Sachsens zum Königreich proklamiert. In den folgenden Jahren stand Bose als enger Ratgeber des neuen sächsischen Königs Friedrich August I. weiterhin zur Seite. Belegt ist sein Auftreten und seine Organisation unter anderem bei der sogenannten Monarchenzusammenkunft zu Erfurt vom 27. September bis 14. Oktober 1808.
Carl Bose war Rittergutsbesitzer der Güter Netzschkau, Limbach, Gamig und Neuschönfels. Die letzteren beiden vererbte er nach seinem Tod an seine zwei Söhne. Im Dresdner Adressbuch von 1799 ist Graf Bose außerdem mit einer Wohnung in der Dresdner Neustadt, Hauptstraße Nr. 179 verzeichnet[1].
[Bearbeiten] Literatur
- Carl von Bose, Georg von Bose, Gerhard von Bose (Hrsg.): Stammtafeln und Beiträge zur Geschichte der Familie von Bose (Bosebuch). Neu herausgegeben 1980
- Konrad Sturmhoefel: Illustrierte Geschichte des Albertinischen Sachsen, 1. Abt. Von 1500 bis 1815. Hübel und Denck, Leipzig 1908.
- Heinrich Theodor Flathe: Bose, Friedrich Wilhelm August Karl Graf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 186.
[Bearbeiten] Weitere Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
- die deutschsprachige Wikipedia über Carl Graf Bose